Panorama

„Vorgestern wär‘ der drin gewesen“ – Ausreden für den Golfplatz

08. Mai. 2019 von Tobias Hennig in Köln, Deutschland

Ausreden helfen - leider immer erst im Nachhinein. (Bild: Golf Post / Pia Neuenhöfer)

Ausreden helfen - leider immer erst im Nachhinein. (Bild: Golf Post / Pia Neuenhöfer)

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Ausreden kommen immer dann ins Spiel, wenn man die eigenen Erwartungen nicht erfüllen kann, die Hoffnungen anderer nicht enttäuschen will oder unzufrieden mit sich ist, weil man meint, man könnte es besser. Das gilt für Golfer wie für alle Menschen. Manchmal ist es schwierig, eine Ausrede von einer tatsächlichen Erklärung zu unterscheiden. Doch bei Peter und Dirk, die sich jede Woche zu ihrer sonntäglichen Runde im örtlichen GC treffen, ist das nicht so:

Schon beim Verlassen der Familienkutsche auf dem Parkplatz vorm Clubhaus weiß Dirk nach einem fachmännischen Blick in den Himmel: "Bei dem Wetter sollte ich besser gar nicht erst anfangen. Mein Knie reagiert immer so sensibel auf Nieselregen." Eine niedrige Erwartungshaltung erhöht die Chance auf Zufriedenheit und schützt vor Enttäuschung. "Das passt schon," meint Peter, "aber schlimmer sollte es nicht werden, sonst zieht's mir wieder in den Rücken."

Regenjacken: Zu eng für einen ordentlichen Schwung

So stapfen die zwei zum ersten Abschlag, während sie sich über ihre Wehwehchen austauschen. "Peter, heute hast du die Ehre," eröffnet Dirk das Spiel. Nach dreiminütiger Vorbereitung und einigen Probeschwüngen ("Das war der perfekte Schwung!") traut sich Peter dann auch langsam an den Ball. "Schau genau hin, der geht auf zwei Meter an die Fahne!" Das tut er natürlich nicht. Stattdessen landet der Ball meterweit vom Fairway entfernt im hohen Gras. "Guter Schlag, falsche Richtung", kommentiert Peter noch hoffnungsvoll. Dirk verzieht den Drive in die andere Richtung. "Die Regenjacke ist einfach zu eng. Mit dem blöden Ding kann ich nicht vernünftig durchschwingen."

Das sind keine Ausreden, das ist Pech!

"Das war ja ein ganz unglücklicher Bounce, das hat man vom Tee gar nicht richtig sehen können", diagnostiziert Dirk, als er seinen Ball hinter einem Baum findet. Klar, dass er seinem Spielpartner das über 30 Meter Entfernung mitteilen muss. Peter hatte mehr Glück und hat zumindest freie Sicht aufs Grün. Das ist aber kein Grund, den Ball nicht im Bunker zu versenken. "Scheiß Viecher! Muss der dämliche Specht genau jetzt in den Baum hacken?" "Waaaaaas?" brüllt Dirk von der anderen Seite. Zur moralischen Unterstützung winkt er seinen Kumpanen zu sich. "Aufs Fairway chippen wäre zu einfach. Den hau' ich aufs Grün." Der Ball ist anderer Meinung und prallt gegen den Baum. "Hast du das gesehen? Genau beim Durchschwung ist ne Fliege auf meinem Ball gelandet." Peter nickt verständnisvoll. Ging ihm letzte Woche auch so.

Mit dem dritten Schlag schafft es auch Dirk aus dem Unterholz zurück auf den Rasen. Er pusht sich: "Warum nicht gleich so? Sieh du mal zu, wie du aus dem Sand kommst." Wenn Peter das nur wüsste. Der erste Versuch geht schief, sauber unterm Ball durchgezogen. "Gräbst du dem Ball ein Loch?" fragt Dirk grinsend. "Der Sand liegt einfach viel zu locker in dem Bunker. Wozu haben die hier eigentlich Greenkeeper?" Dirk zieht derweil lässig das siebener Eisen aus dem Bag und schaut es skeptisch an "Wenn ich mein altes Siebener noch hätte, das war ein Schläger." Trotzdem schaut er der Flugbahn entsetzt nach: "Komisch, der Probeschwung war perfekt."

Gras zu kurz, Spieler zu betrunken, Grün zu nass

Kurz darauf treffen sich beide auf dem Vorgrün wieder. "Was ist das eigentlich für Gras hier? Sieht viel zu kurz aus", meint Peter. "Positiv bleiben! Ist wichtig!" weiß Dirk. "Junge, Junge, ich hätte gestern auf den Bourbon verzichten sollen. Ich seh' drei Puttlinien", senkt er vorsichtshalber die eigene Erwartung. Peters erster Putt bleibt vier Meter rechts vom Loch liegen. "Die Länge hätte er gehabt!" Wer will da widersprechen? Auch Dirks Putter ist noch nicht heiß, doch daran liegt es natürlich nicht. "Vorgestern wär der drin gewesen. Verdammter Regen."

Vor seinem zweiten Versuch, den Ball zu lochen, tippelt Peter unruhig hin und her. "Ich hab gar keinen Stand. Ich glaub, da ist ein Spike lose an meinem Schuh." Spielen muss er trotzdem. Der Ball bleibt 20 Zentimeter vor dem Loch auf absolut glattem Grün liegen. Dann ist er endlich drin. "Wann lernen diese Trottel endlich, ihre Pitchmarken auszubessern?", schimpft Peter, als er acht Schläge fürs erste Loch auf der Scorekarte notiert. Auch Dirk versenkt seinen Ball mit dem dritten Putt - klassisch. Mehr als den Kopf schütteln kann er nicht mehr. "Mit dem krummen Schaft trifft nicht mal Tiger." Die erste Bahn ist gespielt. Nun haben Peter und Dirk nur noch 17 Löcher und hunderte weitere Ausreden vor sich.

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