British Open 2013

“Du bist nichts, wenn du nicht die British Open gewonnen hast”

17. Jul. 2013 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Tom Watson

Tom Watson feiert seinen Sieg bei der British Open 1980 in Muirfield. (Foto: Getty)

Walter Hagen hat mal gesagt: „Du bist nichts, wenn du nicht die Open gewonnen hast.“ Mit dieser Einschätzung befindet sich der elffache Major-Sieger in bester Gesellschaft. Alle großen Golfer der Geschichte haben mindestens einen Open-Sieg auf dem Konto. Aber es vergingen 55 Auflagen, bevor 1921 mit Jock Hutchison und im Jahr darauf mit dem „echten“ Amerikaner Walter Hagen die ersten US-Golfer den Claret Jug in Händen hielten. Unterdes hatten die eingewanderten oder als Attraktion über den großen Teich geholten Golfer von den britischen Inseln schon 18 Mal die US Open gewonnen.

Ambivalentes Verhältnis

Die British Open ist das älteste Major der Welt und steht den drei „Kollegen“ in den USA in nichts nach. Doch die Amerikaner mit ihrer eigenen Golf-Hoheit USGA hatten bis Mitte der 1960er-Jahre ein eher ambivalentes Verhältnis zu dem seltsamen Turnier der spleenigen Briten und des R&A auf knochentrockenen, furchigen und vom Küstenwetter zerzausten Sandwiesen.

Nicht von ungefähr gab‘s zwischen Sam Snead (1946) und Arnold Palmer (1961) nur den 53er-Triumph von Ben Hogan. „Die Open zu spielen war wie Golfen auf einem anderen Planeten“, notierte US-Autor Curt Sampson. Hogan nannte es „bounce golf“ und wunderte sich über die oft fehlenden Abgrenzungen der Fairways: „Man schlägt und weiß nie, wohin der Ball springt, wenn er aufkommt.“ Das war nichts für die Amis und ihr Zielgolf auf manikürten Plätzen mit dichtem grünen Flor.

Es lohnte sich nicht

Mehr noch: Die British Open war für die Vertreter des merkantilen Amerika, wo das Sportmarketing erfunden und Golf mit Big Business verknüpft worden ist, ein potentielles Verlustgeschäft. Es lohnte sich nicht. Allenfalls, wenn man wegen des Ryder Cups eh gerade „drüben“ war. 1959 hatte Muirfield 13.400 Dollar Preisgeld im Topf, 1960 in St. Andrews 19.000. Peanuts, wenn auf der US-Tour bei jedem 08/15-Turnier mindestens 25.000 Dollar bereit lagen und die Majors das Zweieinhalb- bis Dreifache dessen auslobten.

Zudem war ungewiss, ob man überhaupt ums Open-Preisgeld mitspielen durfte. Bis 1963 hatten nämlich nicht mal der jeweilige Titelverteidiger oder die amtierenden Masters- und US-Open-Sieger ein automatisches Startrecht. Jeder Open-Aspirant musste durch die Qualifikationsmühle.

Quali gegen 200 Links-Experten

Was da auf die Gäste aus der Neuen Welt wartete, hat Curt Sampson am Beispiel 1960 anschaulich beschrieben: „Nach einem elend langen Flug nach London und einem weiteren nach Glasgow oder Edinburgh geht‘s per Leihwagen auf der falschen Straßenseite durchs Nirgendwo nach St. Andrews. Es folgen ein paar vom Winde verwehte Übungsrunden auf etwas namens Golfplatz, das man daheim so niemals sehen würde. Dann das Qualifikationsturnier gegen mindestens 200 Örtliche namens Ian, die alle Experten im britischen ,Viehweiden-Billard‘ mit Seeblick sind. Im Siegfall kriegt man 140 Dollar und darf mit ebenso vagen Aussichten am Major teilnehmen. ,Zur Hölle damit!‘, sagten sich die US-Pros.“

1,52 Millimeter Unterschied

Und dann war da noch der Ball. R&A und USGA „spielten“ bis 1974 unterschiedliche Kugeln. Nur 1,52 Millimeter Diskrepanz im Durchmesser bei gleichem Gewicht: Aber mit dem kleineren britischen Ball war Golf ein ganz anderes Spiel, zumal auf den eh ungewohnten Linksplätzen der British Open.

Große Reise, kleiner Ball, viel Wind, wenig Geld: Es musste einer schon gute Gründe haben, sich das alles anzutun. Die besten US-Golfer fuhren damals zur British Open, um sie ihrer Major-Sammlung einzuverleiben. Für die Jones, Sarazen, Snead, Hogan, Palmer und Nicklaus war es Ehrensache, sich mit den Erfindern des Spiels auf deren Boden zu messen. Für alle anderen war dieses Major (Achtung, Wortspiel!) in der „Hauptsache“ beschwerlich und kostspielig.


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