Back Nine

Bryson DeChambeau und die Fahnenpositionen: Mit Kompass auf der Runde

25. Jun. 2018 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Aufgrund seiner unkonventionellen Art droht Bryson de Chambeau Ärger. (Foto: Getty)

Aufgrund seiner unkonventionellen Art droht Bryson de Chambeau Ärger. (Foto: Getty)

Man nennt ihn den „verrückten Wissenschaftler“, und bei der Travelers Championship hat Bryson DeChambeau seinem Spitznamen wieder alle Ehre gemacht. Der Golfprofi mit abgeschlossenem Physik-Studium hantierte auf dem Weg zum geteilten neunten Platz einmal mehr auf ungewöhnlich Art in seinem Yardage Book herum – mit einem Kompass und einem Zirkel. „Ich ermittele damit die genauen Fahnenpositionen“, erklärte DeChambeau, der Ende Juli auch bei der Porsche European Open in Winsen/Luhe an den Start geht. „Seit einer Weile stimmen die tatsächlichen Platzierungen nicht mehr exakt mit den Angaben überein. Ich will nur sicher gehen, ob alles stimmt. Mehr ist‘s nicht.“ Die konkreter Vorgehensweise: Mit dem Kompass ermittelt DeChambeau bei einem kurzen Schlag oder einem Putt den Radius, in dem er den Ball platzieren möchte, und den er so im Yardage Book besser ausfindig machen kann. Oder so… „Es unterstützt letztlich einfach mein Gefühl“, sagte der 24-jährige Kalifornier.

Das hat nun auch die PGA Tour auf den Plan gerufen, die untersucht, ob es sich bei dem Kompass womöglich um ein unerlaubtes Hilfsmittel handelt. Memorial-Sieger DeChambeau findet das eher lustig: „Ich mache das seit fast zwei Jahren, aber es fällt den Leuten erst auf, wenn man gut spielt. Hey, es ist bloß ein Kompass, Seeleute benutzen so was seit sehr langer Zeit.“

Und noch eine Regel-News: Zach Johnson spielte am „Travelers“-Freitag auf dem dritten Grün des TPC River Highlands einen ziemlich präzisen Putt, allerdings blieb der Ball an der Lochkante hängen. Dann fiel die Murmel doch – indes erst nach mehr als zehn Sekunden. Johnson hätte spielen müssen, „aber der Ball war ständig in Bewegung, ich wollte nicht zum Putt ansetzen.“ Und so war es ein Regelverstoß samt Strafschlag: Aus dem eigentlichen Birdie wurde ein Par.

Els und sein Neffe: Familientreffen in Carnoustie

Wenn der Onkel mit dem Neffen: Sein Name ist Jovan Rebula, und er hat als erster Südafrikaner seit 1966 die prestigeträchtige britische Amateur-Meisterschaft gewonnen. Bei der 123. Auflage setzte sich Rebula auf Royal Aberdeen gegen den Iren Robin Dawson in einem spannenden Match mit 3&2 durch. Der Triumph sichert ihm den Start bei der Open Championship, beim kommenden Masters und bei der US Open 2019 in Pebble Beach. Bei der Open in drei Wochen trifft Rebula in Carnoustie unter anderem seinen berühmten Onkel, den zweifachen „Champion Golfer of the Year“ Ernie Els. Aber mehr noch als auf das Familientreffen ist der Blick auf den Platz gerichtet: „Ich habe Carnoustie noch nie gespielt, nur gehört, wie brutal der Kurs sein soll. Das wird eine tolle Erfahrung.“

Gary Player: Demo vom Altmeister

Wer kann, der kann: Bei der  Allianz Road-Hole-Bunker-Challenge im Rahmen der BMW International Open am Lärchenhof bewies Altmeister Gary Player, dass er in Sachen Golftechnik aber auch rein gar nichts verlernt hat. Der 82-jährige neunfache Majorsieger kam, sah den Sand und legte den Ball mit dem ersten Schlag sauber zum Tap-in an die Fahne:

Und weil Player mit beinahe heiligem Eifer auf permanenter Fitness-Mission ist, hat der Südafrikaner auch gleich einigen Helfern bei der BMW International Open eine Lektion in Sachen Sit-ups erteilt – und selbstverständlich alle alt aussehen lassen:

58 Länder und 900 Clubs beim globalen Damen-Golftag

Wachstumsmarkt: Weltweit bemühen sich die Golfverbände um die Zielgruppe Frauen, denn die Ladies sind bislang im organisierten Golfsport durchaus unterrepräsentiert. Eine sehr effektive Maßnahme ist der „Women‘s Golf Day“, initiiert 2016 von der US-Golf-Autorin Elisa Gaudet. Dieses Jahr nahmen Anfang Juni 900 Golfclubs in 58 Ländern an der Initiative teil und boten interessierten Frauen und Mädchen eine Vielzahl an Aktionen, um das Spiel vorzustellen. Mit Saudi-Arabien, Hongkong, der Türkei, Mauritius, Ägypten,  Uganda, Guadeloupe und Montenegro waren acht neue Staaten beteiligt. „Ich bin extrem stolz, was wir mit dem ,Women’s Golf Day‘ erreicht haben“, sagte Gaudet. „Und das, obwohl die Golf-Industrie vorwiegend von Männern dominiert wird.“

Ein Schwung für die Open? Knapp verpasst

Hoffnung: Wenn einer mit diesem Schwung Profi werden kann, dann stehen unsereinem immer noch alle Türen offen… Spaß beiseite, Ho-Sung Choi, 44-jähriger Touring-Pro aus Südkorea auf der japanischen und auf der Asien-Tour, überraschte bei der Kolon Korea Open mit diesem mehr als unkonventionellen „Move“. Beinahe hätten wir ihn während der anstehenden Open Championship in Carnoustie bewundern dürfen, denn Choi lag zwischenzeitlich auf Platz zwei, der die Quali fürs weltälteste Major bedeutet hätte. Am Ende wurde er jedoch lediglich geteilter Fünfter.

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Fünffacher Open-Champion Thomson gestorben

Rest in Peace: Ein weiterer Großer des Golfsports ist gegangen. Der Australier Peter Thomson erlag im Alter von 88 Jahren in der Geburtsstadt Melbourne seiner Parkinson Krankheit, von der er seit vier Jahren heimgesucht war. Der spätere Golfplatz-Designer und Golfjournalist gewann zwischen 1954 und 1965 fünf Mal die Open Championship, es waren seine ausschließlichen Majorsiege, der „Hattrick“ von ’54 in Royal Birkdale, ’55 auf dem Old Course und ’56 in Royal Liverpool ist im modernen Golf unerreicht. Thomson verbuchte im Lauf seiner Karriere insgesamt 84 Profi-Erfolge, darunter auch ein Senior-Major, und wurde 1988 in die World Golf Hall of Fame aufgenommen.

Erneutes Hole-in-one auf Ansage

Geliefert wie bestellt: Phänomenale Hole-in-one-Konstellationen gibt es viele, aber Michael Lutgen hat Ende Mai etwas Besonderes geschafft. Der 42-Jährige wiederholte auf der Par-3-14 des New Prague Golf Club in Minnesota sein Ass, dass er zwei Tage zuvor mit einem Sechser-Eisen erzielt hatte. Nach dem Volltreffer über 162 Meter lochte Lutgen diesmal über 164 Meter, erneut mit dem Eisen 6. Zuvor hatten ihm seine Spielpartnern sogar eine Zehn-Dollar-Wette angeboten, dass er das neuerliche Hole-in-one nicht schafft. Lutgen indes wollte 500:1, doch in offenbar weiser Voraussicht ging niemand darauf ein. Die öffentliche Golfanlage war ohnehin ein idealer Boden für glückliche Schläge; Head-Pro Kurt Ruehling berichtete von insgesamt fünf Assen binnen einer Woche.

Trunkenheitsfahrt: Präsident der PGA of America eingebuchtet

Vom Weg abgekommen: Der Präsident der PGA of America sieht einem Gerichtsverfahren wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss entgegen. Paul Levy war Anfang Juni auf dem Highway 111 in Kalifornien von der Fahrbahn abgekommen und hatte ein Verkehrsschild umgelegt. Der 56-Jährige blieb unverletzt, wurde zum Alkoholtest in ein Krankenhaus gebracht und anschließend im Riverside-County-Gefängnis in Indio festgesetzt. Levy war Ende 2016 gewählt worden, seine Amtszeit endet diesen Herbst.

Greg Norman zieht blank

Zum Schluss: Achtung zartbesaitete Gemüter, Greg Norman hat‘s auch getan, „The Great White Shark“ hat für die „Body Issue“ von ESPN blank gezogen – als zweiter Golf-Altmeister nach Gary Player 2013. Für den 63-jährigen Australier „keine große Sache, denn zuhause laufe ich meistens auch nackt herum.“


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