Panorama

Der Caddie – Mehr als bloß Gepäckträger und Schlägerputzer

12. Nov. 2014 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Caddies wie Craig Connelly an der Seite von Martin Kaymer haben einen verantwortungsvollen Job und sind mitnichten nur Taschenträger.

Caddies wie Craig Connelly an der Seite von Martin Kaymer haben einen verantwortungsvollen Job und sind mitnichten nur Taschenträger. (Foto: Getty)

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Man nennt sie „Bag Men“, „Looper“, ganz früher auch „Beasts of Burden“: Caddies sind freilich mehr als Taschenmänner, Rundendreher oder Lasttiere. Viel mehr. Einmal im Jahr wird das öffentlich gewürdigt, wenn bei der HSBC-Champions, dem WGC-Turnier im Rahmen des Race to Dubai, der Caddie des Jahres gekürt wird. Heuer gebührte die Ehre bekanntlich Craig „The Wee Man“ Connelly, dem humorigen Schotten an Martin Kaymers Golfsack.

„Ein guter Caddie“, schrieb einst Henry Longhurst, legendärer Golfjournalist der britischen "Sunday Times", „ist beileibe kein reiner Assistent. Er ist Führer, Philosoph und Freund.“ Ja, und Psychologe oder zumindest Seelenmasseur, Ersatztrainer, Wind- und Landvermesser, Schlägerberater, wandelndes Birdiebook. Manchmal überdies Blitzableiter. Wie Bubba Watsons Ted Scott, der bei der PGA Championship nach einem verzogenen Abschlag seines Chefs angepflaumt wurde, er habe die Schlagfläche des Drivers nicht ordnungsgemäß trocken gewischt.

Die Kunst, präsent im Schatten zu stehen

Kurz darauf stellte Watson dem „Sündenbock“ als Entschuldigung zwei nagelneue Autos vor die Tür. Gareth Lord indes machte Schlagzeilen, als er sich nach den beiden Tour-Gesamtsiegen von Henrik Stenson 2013 einen Ferrari leistete.

Zehn Prozent Preisgeldanteil sind in der Branche üblich. Auf diese Weise ist Steve Williams nach insgesamt 15 Jahren und 14 Majors mit Tiger Woods und Adam Scott zum reichsten Sportler Neuseelands geworden. Williams‘ Vorgänger Mike „Fluff“ Cowan hingegen, der mit Woods 1997 in Augusta dessen erstes Major gewann, wurde 1999 wegen Schwatzhaftigkeit vom Tiger gefeuert.

Diskretion ist die erste Tugend eines Caddies. Niemand ist näher am Spieler, keiner erlebt dessen positive oder negative Befindlichkeiten derart direkt. Ein guter Caddie weiß, wann er sich einmischen darf, wann er beeinflussen kann, wann er schweigen muss. Und er beherrscht die Kunst, stets präsent zu sein und dennoch im Schatten zu stehen.

Caddie-Job als „großartige Erziehung“

So kann der „Looper“ fast zum Familienmitglied werden, wie Jim „Bones“ Mackay bei den Mickelsons zum Beispiel. Oder zum wirklich engen Freund, wie im Fall von Tom Watson und Bruce Edwards, der 2004 an ALS starb und vom achtfachen Majorsieger bis heute in höchsten Ehren gehalten wird.

Ein Caddie-Werdegang ist offenbar sogar charakterbildend. Sagt jedenfalls Filmstar Bill Murray, der beim Golfen gerne den Scherzkeks gibt, seine Jugendzeiten als Caddie ab dem zehnten Lebensjahr jedoch als „großartige Erziehung“ preist: „Die langen Tage auf dem Platz haben mich Arbeitsmoral, Sozialverhalten und Respekt gelehrt.“

Der Begriff Caddie stammt übrigens vom französische „Cadet“. Maria Stuart importierte ihn 1561 bei der Rückkehr aus dem Exil in Frankreich nach Schottland; am Hof zu Fontainebleau trugen Militärkadetten den Adeligen bei golfähnlichen Spielen die Schläger hinterher.

15 Schläger und eingeschlossene Schuhe

Von den Tücken des Schlägertragens konnte Miles Byrne noch 440 Jahre später ein besonderes Lied singen. Bei der Open Championship in Royal Lytham & St Annes 2001 stopfte er seinem Chef Ian Woosnam nämlich auf der Driving Range versehentlich einen Test-Driver ins Bag. Nachdem „Woosie“ den Finalsonntag mit einem Birdie eröffnet und sich dadurch in die geteilte Führung gespielt hatte, musste Byrne dem Waliser am zweiten Tee gestehen: „Wir haben 15 Schläger dabei.“ Die dafür fälligen zwei Strafschläge kosteten Woosnam vermutlich den ersehnten Claret Jug.

Zwei Wochen später wurde Byrne endgültig gefeuert. Er verpennte die Startzeit beim Scandinavian Masters, hatte aber alle Schlüssel bei sich. Damit war das Maß voll: Woosnam musste sogar den Spind in der Umkleide aufbrechen lassen, um an seine Golfschuhe zu kommen.

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