Panorama

Die Türkei und der Golfsport: Auf dem Weg zum Ryder Cup 2022

05. Nov. 2013 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Der Montgomerie Maxx Royal

Gibt es dafür noch Worte? Der Montgomerie Maxx Royal! (Foto: Montgomerie Maxx Royal)

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Ahmet Agaoglu ist der Präsident des türkischen Golf-Verbands. Ein Läufer-Typ, drahtig, resolut. Mit einem Dickschädel, den er auch schon mal einsetzt, um missliebige Fotografen auszuknocken. Der Mann hat sich was in den Kopf gesetzt: Die Türkei soll ins Rampenlicht des weltweiten Golf-Interesses. Nicht bloß als Endstation Sehnsucht für Touristen. Nein, als Hotspot des globalen Turnier-Reigens.

2012 wurde schon mal Maß genommen: Als Justin Rose das Turkish Airlines World Golf Final gewann, Verbands-Chef Agaoglu à la Zinédine Zidane den Fotografen attackierte, der seinem Aushängeschild Tiger Woods im Weg stand, und die Stars – von üppigen Prämien beschwingt – ein Loblied auf den Gastgeber sangen. Die Londoner Zeitung „The Independent“ schrieb damals, das Schauturnier habe „eine ganze Nation auf den Charme und dem kommerziellen Nutzen von Golf eingestimmt“.

Buhlen um Anerkennung

Mit der Turkish Airlines Open steht man endgültig an exponierter Stelle auf der Profigolf-Landkarte. Doch selbst die Platzierung in der Final-Serie des Race to Dubai ist nur ein Zwischenschritt: Die Türkei will den Ryder Cup! Möglichst schon 2022.

Das Land auf den zwei Kontinenten Europa und Asien ist ein politischer und wirtschaftlicher Machtfaktor, der um internationale Anerkennung buhlt. Es war schon zu allen Zeiten ein probates Mittel, die Jugend der Welt zu fröhlichen Spielen einzuladen, um sich dabei von seiner Schokoladenseite zu zeigen. Aber mit Olympia will es ebenso wenig klappen wie mit der Aufnahme in die EU. Fünf Mal ging Istanbul bei der Vergabe der Sommerspiele leer aus, zuletzt für 2020, als Tokio den Zuschlag erhielt.

Auch in Sachen Fußball-EM 2020 war das Glück nicht hold: Die Türken galten als haushoher Favorit. Bis UEFA-Präsident Michel Platini mit seiner Idee von der europaweiten Austragung kam und zum Trost wenigsten die Halbfinals und das Endspiel am Bosporus versprach. Trotzdem: Der Frust sitzt tief.

Tourismus-Investition rentiert sich

Weltklasse-Golf soll‘s richten. Zwar gibt‘s gerade mal 25 Anlagen und lediglich 5.535 Spieler sind beim Verband registriert. Doch das „Golf-Paradies“ rund um Belek mit 14 Plätzen auf 24 Kilometern Länge zwischen Mittelmeer und Taurus-Gebirge hat seinesgleichen nur an den Gestaden West-Schottlands, an der englischen Lancashire-Küste und im australischen Sandgürtel bei Melbourne. „Acht dieser Kurse haben Tour-Niveau“, sagt Ahmet Agaoglu. „Du musst lange suchen, um so viele gute Bahnen auf so engem Raum zu finden.“

Jahrelang hat die türkische Regierung in den Golf-Tourismus investiert. Der Einsatz rentiert sich mit sechsstelligen Gästezahlen; geschätzte rund 150.000 Golfer kamen 2012 aus Deutschland, Großbritannien und Skandinavien in die Provinz Antalya. Laut Golfer-Präsident Agaoglu sind nach dem World Golf Final die Greenfee-Buchungen in Belek um zwölf bis 15 Prozent gestiegen. Auch die Turkish Airlines Open ist letztlich bloß ein Teil des Destinations-Marketings „Golf an der türkischen Riviera“.

Deutliches Plazet vom Staat

Die Liaison zwischen der Türkei und Golf fruchtet besonders, weil der Staat uneingeschränkt dahinter steht. Siehe Turkish Airlines Open: Der Zusatz „presented by the Ministry of Tourism and Culture“ sagt alles. „Die Türkei war schon Gastgeber bedeutender Events“, wirft sich Sportminister Suat Kilic in die Brust. „Wir werden der Welt auch künftig beweisen, wozu wir bei der Ausrichtung von Großveranstaltungen fähig sind.“

Mehr Plazet von amtlicher Seite kann es nicht geben. Mit Turkish Airlines zieht zudem ein zahlungskräftiger Sponsor aus nahe liegendem wirtschaftlichen Antrieb am selben Strang. Nebst den sieben Millionen Euro Preisgeld ließ man es sich zwei weitere Millionen kosten, um Superstar Tiger Woods erneut in der Türkei zu haben.

„Fantastische Bewerbung“

Die Ausschreibung für den Ryder Cup 2022 beginnt nach Gleneagles. „Außerhalb Großbritanniens gibt es bloß zwei oder drei Länder mit Erfolgsaussichten“, sagt Ober-Golfer Agaoglu selbstbewusst: „Wir werden eine fantastische Bewerbung präsentieren. Denn es ist unser Ziel, den Ryder Cup hierher zu holen!“

Angesichts des Ringens um zahlungskräftige Sponsoren und attraktive Schauplätze für die European Tour wird die Ryder Cup Ltd. – allein schon, um die neuen Partner nicht zu vergrätzen – für eine türkische Kandidatur sehr empfänglich sein. Vielleicht nicht direkt 2022, weil nach 2018 in Frankreich zuerst wieder ein britischer Schauplatz dran sein dürfte. Aber 2026 könnte es endgültig heißen: Merhaba, Ryder Cup!

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