European Tour

Sprecherbox: Der FedEx-Cup treibt zu Höchstleistungen

03. Sep. 2013 von Gregor Biernath in Unterföhring, Deutschland

Adam Scott, Deutsche Bank Championship 2013. (Foto: Getty)

Adam Scott, Deutsche Bank Championship 2013. (Foto: Getty)

Am letzten Wochenende gab es auch für Gregor Biernath in 16 Jahren Golf-Kommentar ein Novum: Ich bin zum ersten Mal an einem Sonntagmittag ins Auto gestiegen, um ins Sky-Sendezentrum nach Unterföhring zu fahren - normalerweise geht es schon am Donnerstag los. Aber aufgrund des Labour Days  in den USA am Montag – die Deutsche Bank Championship begann somit erst am Freitag - und der Sechs-Stunden-Sendestrecken, habe ich mir die dritte und vierte Runde mit meinem Kollegen Carlo Knauss geteilt. Und wir beide waren uns am Moving Day einig: So starkes Golf von gleich mehreren Spielern hatten wir in diesem Jahr noch nicht gesehen! 9, 8 und 7 unter Par waren ganz weit vorne und die 66 musste man auf dem Par-71-TPC Boston schon spielen, um halbwegs oben mitmischen zu können.

Offensichtlich kann man aber nicht von einem „leichten“ Platz sprechen, schaut man sich die eher durchschnittlichen Leistungen eines Tiger Woods, Adam Scott, Phil Mickelson oder auch FedEx-Cup-Titelverteidiger Brandt Snedeker an, die allesamt am Ende nicht unter den Top 40 landeten.

Sergio Garcia mit Finalrunden-"Phobie"

Sergio Garcia schaffte es, im Turnier sowohl Erfolg als auch Niederlage zu verzeichnen: Sein Turnierverlauf erinnerte sehr an die diesjährige Players Championship, bei der er ebenfalls eine Führung am Schluss aus der Hand gab und mit einer 76 nur auf dem geteilten achten Platz landete. Bei der Deutsche Bank Championship wurde es am Ende zumindest Rang 4, aber Garcias Enttäuschung war groß. Er habe sich „einfach nicht so wohl bei seinen Schlägen gefühlt, wie an den ersten Tagen“, erfuhr ich von seinem Manager und meinem Sky-Kollegen Irek Myskow. Es habe aber „keinen speziellen Grund dafür gegeben“. Da der Spanier nur drei von elf Turnieren in den USA gewinnen konnte, bei denen er nach drei Runden führte, muss man wohl schon von einer kleinen Finalrunden-"Phobie" sprechen. Dennoch ist er als nunmehr 24. im FedEx-Cup in einer hervorragenden Position für die beiden verbleibenden Playoff-Events im FedEx-Cup.

Martin Kaymer kurz vor dem Sprung zurück auf die große Bühne

Das wiederum kann man von Martin Kaymer leider nicht behaupten, der in Boston mindestens unter die Top 20 hätte kommen müssen, um sich noch für die BMW Championship kommende Woche zu qualifizieren. Kaymer hat einmal mehr solide gespielt – zur Erinnerung: von 17 Turnieren in den USA schaffte der Deutsche 14 Cuts – aber es fehlen diese spektakulären Runden, die man mittlerweile benötigt, um bei solch großen Turnieren gewinnen zu können.

Trotzdem erweckt Martin Kaymer weiterhin den Eindruck, dass er zu gewohnter Stärke zurück finden kann, denn auch seine vermeintlich „mäßigen“ Runden sind einfach viel zu gut. „Every piece of my game fits together now“, hört man häufig von Siegern danach im Interview - und genau dorthin wird Martin auch wieder kommen.

Henrik Stenson ist zurück aus doppelter Krise

Was mich gleich zum Champion der Deutsche Bank bringt: Henrik Stenson. Es kam alles andere als aus heiterem Himmel, dass der Schwede nun endlich wieder triumphierte, nach seinem bis dahin größten Titel bei der Players Championship 2009. Zuletzt wurde er Zweiter bei der Open, Dritter bei der PGA Championship und dazwischen nochmal eben Zweiter beim WGC Bridgestone Invitational. Er habe die letzten Jahre „nachhaltig an seinem Spiel“ gearbeitet und nicht nur „kurzfristige Veränderungen“ vorgenommen. Dass er im Übrigen in dieser Phase teils auch ganz andere Sorgen hatte, wird klar, wenn man sich vor Augen führt, dass er 2009 bei der Skandalbank Stanford Financial Ersparnisse im siebenstelligen Bereich in den Sand gesetzt haben soll - ähnlich wie auch Vijay Singh und Camilo Villegas. Aber mit den nunmehr knapp fünf Millionen US-Dollar an Preisgeldern alleine aus 2013, lässt sich erst einmal sicherlich wieder halbwegs leben.

Hut ab vor Jordan Spieth und Steve Stricker

Für mich persönlich stachen neben dem Sieger zwei weitere Spieler heraus. Zum Einen ist das Steve Stricker, dessen Mission tatsächlich aufgegangen ist, sich mit einem stark reduzierten Tourkalender und letztlich "nur" elf Events 2013 für den Presidents Cup zu qualifizieren. Platz 2 am Montag brachte ihn von Rang 11 auf 7 in der finalen Rangliste. Man bekommt also doch viel Zeit mit der Familie und ein starkes Golfjahr unter einen Hut. Und diesen Hut ziehe ich auch vor Jordan Spieth, der vor der Saison noch keinen Status auf der PGA Tour hatte, dann mit 19 Jahren zum ersten Mal gewann und nun als Rookie auf Platz 10 im FedEx-Cup steht. Wer weiß, ob Fred Couples das ähnlich sieht und Spieth morgen noch einen Captains Pick für das US Team in Muirfield Village im Oktober verpasst.

So, nun werde ich nach unserer Sky-Redaktionssitzung auch mal zwei Tage in München auf die Murmel hauen. Und dann freue ich mich auch schon wieder auf meinen nächsten Einsatz ab Donnerstag, auf dem Golfplatz mit dem schönsten Panorama in der European-Tour-Saison: Crans-Sur-Sierre und das Omega European Masters.


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