Panorama

Golf im Fernsehen – Das Pilotprojekt von Harry Valérien

02. Aug. 2013 von Gastautor in Kempten, Deutschland

Eine Kamera bei der Accenture Match Play Championship 2005. So ausgefeilt waren die TV-Mittel für den Golfsport freilich nicht immer. (Foto: Getty)

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Die Kameras sind auf den Spieler gerichtet, dessen Ball tief im Bunker liegt. Während er noch überlegt, wie er den nächsten Schlag angeht, gibt es einen langen Putt von einer anderen Ecke des Platzes zu sehen und von dort geht es direkt weiter zum Abschlag des Spitzenreiters. Heutzutage entgeht dem interessierten Golfer zuhause vor dem Fernsehapparat kaum ein wichtiges Detail mehr - wenn er ein Abonnement des Bezahlsenders Sky oder keine Skrupel vor illegalen Livestreams im Internet hat.

Golf im Free TV

Einen eigenen Sender für Golfsport im frei empfangbaren Fernsehprogramm gibt es hierzulande freilich nicht. Aber kleine Lichtblicke finden sich doch hier und da: Golf Post zeigt Livebilder von der Frauen-Tour LPGA, Sport1 und Eurosport berichten wöchentlich im Magazinformat über die Profitouren, die Magazine der Hauptsender widmen sich gelegentlich einzelnen Golfsportlern oder Golfsportvariationen. Golf ist im Free TV nicht etabliert, aber auch nicht mehr völlig abwesend.

Wer will (und zahlt), bekommt also viel Golf im TV zu sehen. Pionier dessen war die Reporter-Legende Harry Valérien, dessen Todestag sich am 12. Oktober 2013 erstmals jährt.

Harry Valérien - Pionier des Golfsports im Fernsehen

Schon im Jahr 1956 hat Valérien in Garmisch-Partenkirchen mit einer kleinen Handkamera versucht, ein Golfturnier zu filmen – für eine Sendung des Bayerischen Fernsehens. Später, als er beim ZDF angestellt war, brachte er mithilfe des damaligen Sportchefs Hans-Joachim Friedrichs den Golfsport immer öfter auf Sendung, musste sich dafür allerdings immer wieder den Spott der Kollegen gefallen lassen. Wie man Golf zu filmen hat, erklärte Valérien selbst erfahrenen Kameramännern - etwa, wie man die Flugbahn eines Balles richtig verfolgt. Auch vor der ersten Live-Übertragung eines Golfturniers im deutschen Fernsehen verteilte er Crashkurse an alle, die eine Kamera bedienten. Das war im Jahr 1975 bei der ersten Übertragung der German Open im Fernsehen.

Eberhard Gienger

Eberhard Gienger, ehemaliger Sportmarketingleiter von Hewlett-Packard. (Foto: Getty)

Ebenfalls Mitstreiter in den Anfängen der Golfübertragung war Eberhard Gienger. Er arbeitete als Sport Marketing Director Europe beim Technologieriesen Hewlett-Packard, der sich zunächst eher dem Tennissport, später aber voll und ganz dem Golfsport widmete. Auch heute ist HP noch im Golfsport engagiert und sponsort unter anderem die HP Byron Nelson Championship auf der PGA Tour.

Golfübertragungen waren eine Herausforderung

Damals, so Eberhard Gienger, sei es zunächst das Ziel gewesen, den Sport mit Einblendungen und Erklärungen für den Zuschauer verständlich zu machen. Den Golfturnieren sollte damit zu mehr Popularität im Fernsehen verholfen werden. So wurden zum Beispiel stets die aktuellen Zwischenstände und die Ergebnisse der jeweiligen Spieler im Einzelnen so schnell wie möglich zu Infografiken und Tabellen verarbeitet. Zu dieser Zeit ein Novum. „Wir wollten aber immer direkt am Geschehen sein“, sagt Gienger.

Deutschland war den englischen Konkurrenten, wo Golf viel populärer ist, schon damals in der Golf-TV-Produktion hinterher. Im Königreich sei immer alles sehr professionell gewesen – etwa die Kameraführung -, während in Deutschland vieles noch in den Kinderschuhen gesteckt habe: „Der Zuschauer in Deutschland hat vom Ballflug nur den Abschlag gesehen, dann lange nur ein schönes Landschaftsbild und irgendwann wurde mit einer anderen Kamera wieder der liegende Ball gezeigt“, erzählt Gienger. Der fliegende Ball war eine frühe Herausforderung, der man heute mächtig ist. Trotzdem war der technische Aufwand groß.

Gienger: "Vielleicht wird bei Olympia mehr über Golf berichtet"

Auch wegen des noch immer großen Produktionsaufwandes ist Golf heute nur ausnahmsweise im Free TV zu sehen. Die Nische der interessierten Golfer steht für private und öffentlich-rechtliche Sender in einem nicht ausreichend lohnenswerten Verhältnis zu den Kosten der Bildrechte und den langen Sendestrecken, die benötigt würden, um die Turniere live zu zeigen. Stattdessen ist Golf im Free TV ausschließlich mit Zusammenfassungen, Porträts oder kurzen Beiträgen zu sehen.

Auch deswegen sieht Gienger die Entwicklung der TV-Übertragungen in Deutschland kritisch: „Der Golfsport hat hierzulande leider immer noch eine Außenseiterrolle. Die Präsenz im Fernsehen ist doch recht kurz gehalten“, findet der 62-Jährige. Große Hoffnung setzt er dabei auf Rio de Janeiro 2016. „Vielleicht wird mit den Olympischen Spielen ja auch bei uns noch mehr über Golf berichtet“, sagt Gienger, der als ehemaliger Kunstturner mit olympischer Medaille nun auch aktiv Golf spielt.

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