Panorama

Golf neben der Politik – Ein Imagekiller?

06. Nov. 2012 von Frederik Koch in Köln, Deutschland

(Foto: Getty)

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Barack Obama vs. Mitt Romney, so lautet das Duell um das Weiße Haus in der kommenden Woche. Dabei müssen die Amerikaner nicht nur zwischen demokratischer und republikanischer Partei wählen, sondern auch zwischen Golfer und Nicht-Golfer. Aus historischer Sicht dürfte es eine klare Angelegenheit zugunsten des amtierenden Präsidenten Obama werden. 15 der 18 US-Präsidenten waren mehr oder weniger gute Golfspieler.

Golf und Image

Doch obwohl golfspielende Präsidenten in den USA Tradition haben und aus ihrer Leidenschaft bisher selten ein Geheimnis machten, wirft Romney seinem Konkurrenten vor, zu viel Zeit auf den Fairways in Washington zu verbringen. Parteifreunde haben sogar eine Website erstellt, auf der peinlich genau dokumentiert wird, wie viele Runden der Präsident, in seiner Amtszeit spielt.

Trotz den Erfolgen Langers und Kaymers haben auch Politiker in Deutschland für Golf kein großes (öffentliches) Herz. Selbst nach gründlicher Recherche ist kaum in Erfahrung zu bringen, welcher deutsche Politiker in der Freizeit ab und zu eine Tee-Time einlegt. Doch warum ist das so?

Abseitsfalle Golf

In der Politik geht es um Wählerstimmen. Die Analysten von EDM fassten das Image des Sports vor zwei Jahren in einer Studie in nur einem Wort zusammen: Langweilig. Elitär und unpopulär sind darin weitere Schlagworte. Keine Adjektive, mit denen sich ein Politiker schmücken will. Hinzu kommt die weitverbreitete Meinung, dass Golf sehr zeitaufwändig sei und vom Geschäft des Regierens abhält.

Risiken und Nebenwirkungen

Zu den 'Nebenwirkungen' der Sportart Golf gehört auch die geringe Mitgliederzahl des Deutschen Golf Verbandes. Circa 650.000 Mitglieder zählt er, also nicht einmal ein Prozent der deutschen Bevölkerung. Keine beeindruckende Zahl, wenn es um mögliche Wählerstimmen geht. Die geringe Anzahl an Golfern spiegelt sich auch in der Attraktivität der medialen Vermarktung wider. Trotz der jüngsten Erfolge von Kaymer oder dem europäischen Ryder-Cup-Team gibt es im frei empfangbaren TV keine Golfturniere zu sehen. Im Vergleich dazu ist der Fußball eine Medienmacht und so ist es naheliegend, dass Merkel und Co. eher die Nähe zu Jogi Löw und seiner Nationalmannschaft suchen, wenn es ihnen um Aufmerksamkeit in der Bevölkerung geht. Thomas de Maizière, seines Zeichens Verteidigungsminister, bezeichnete Golf ganz offen als „Randsportart“.

Fehler im System

Dabei tut sich etwas am elitären und verstaubten Image des Sports. Die Zahlen des Deutschen Golf Verbandes sind vielversprechend, steigt doch beispielsweise die Mitgliederzahl in Deutschland stetig; in den letzten fünf Jahren um mehr als 100.000 Mitglieder. Diesen Trend bestätigt auch eine Analyse des europäischen Golfmarkts der Golf Business Community. Während die Zahl der Golfer in Europa 2011 um mehr als ein Prozent zurückging, konnte Deutschland ein Plus von zwei Prozent verzeichnen.

Authentischer Schwung als Lösung?

Möglicherweise ist es Zeit, alte Denkweisen abzulegen. Laut eines PR-Beraters einer Münchener Agentur, der namentlich nicht genannt werden möchte, da er für die Regierung tätig ist, kann Golf durchaus auch einen positiven Effekt auf die Reputation eines Politikers haben:

„Golf wird immer noch als Besserverdiener-Sport wahrgenommen. Daraus lässt sich aber nicht ableiten, dass ein Politiker sich nicht zum Golfspielen bekennen sollte. Abhängig von seiner politischen Couleur mag es unter Umständen seiner Reputation gerade bei einer einkommensstarken Klientel dienen. Vor allem aber sollte eine in der Öffentlichkeit stehende Person authentisch sein und sich nicht verstellen. Wenn ein Politiker gerne eine bestimmte Sportart ausübt, dann sollte er das weder verschweigen noch überbetonen. Und da ist es letztendlich egal, ob es wie bei Horst Seehofer die heimische Modelleisenbahn ist, oder eben Golf.“ Authentisch bleiben, beruflich als auch auf dem Golfplatz, das könnte eine Erfolgsformel für eine Karriere auf dem politischen Parkett sein.

Dazu passt auch zum Abschluss noch eine Zahl aus den USA. Mehr als zehn Prozent der Amerikaner spielen selber Golf. Ein gravierender Unterschied zu Deutschland und möglicherweise ein Grund, warum Barack Obama aus seinem Hobby kein Geheimnis gemacht.

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