Golf in Deutschland

Golfen ohne Platzreife – Guido Tillmanns über sein Konzept im Kölner Golfclub

14. Jan. 2014 von Juliane Bender in Köln, Deutschland

Kölner Golfclub

Der Kölner Golfclub lässt Anfänger auch ohne Platzreife auf den Platz - unter bestimmten Bedigungen. (Foto: Kölner Golfclub)

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Die Platzreife wird im deutschen Golfsport oft als die Hürde zum Golfsport angesehen. Als bürokatische, zeitraubende und teure Schikane wird sie mitunter getadelt. Allerdings hat die Platzreife gleichwohl eine nicht zu verachtende Daseinsberechtigung: Golf ist ein gefährlicher Sport, wenn der kleine, harte Golfball dort geschlagen wird, wo Menschen unterwegs sind. Es gilt zur gegenseitigen Sicherheit Regeln einzuhalten.

Golf spielend lernen

Der DGV hat jüngst im Interview eine "Probiermaschinerie" gefordert: Golf-Interessierte müssten mehr Möglichkeiten bekommen, den Sport auszuprobieren, bevor die Entscheidung über ein erstes Commitment - die Platzreifeprüfung - fällt. Dass dafür spezielle Anlagen nötig wären, auf denen sich die Anfänger 'austoben' könnten, sei nicht nötig, so der DGV.

Beim Kölner Golf Club sieht man das anders. Hier wird bereits ein methodisches Konzept umgesetzt, das Interessierten das Golfspiel auf dem Platz noch vor der Platzreife ermöglicht. Wie das in der Praxis funktioniert und worauf es ankommt, weiß Guido Tillmanns. Er ist geschäftsführender Gesellschafter beim Kölner Golfclub.

Golf Post:
Herr Tillmanns,
in Ihrem Golfclub darf ein Golfanfänger auch ohne Platzreife auf dem Platz spielen - unter bestimmten Bedingungen. Welche sind das?

Guido Tillmanns: Bei uns ist der Weg das Ziel. Golf-Interessierte durchlaufen bei uns das eigens für die Golfanlage entworfene Konzept „Spielend Lernen“, bevor der „große“ Golfplatz ruft. Zu Beginn besuchen sie einen Schnupperkurs, der kostenlos ist, eine Stunde dauert und in dem die Grundlagen von einem Profi erläutert werden. Danach geht es peu à peu an schwierigere Aufgaben: Erst der Putt Course, dann der Chip-, später der Pitch Course. Wenn alle diese Trainings-Courses in einem vorgegebenen Score oder besser absolviert werden, kann es mit dem Einsteigerkurs weitergehen und anschließend auch auf die beiden großen Plätze. Einer davon schneller und leichter zu bespielen, einer herausfordernder. Dort sind spezielle, orangefarbene Abschläge eigens für Anfänger eingerichtet worden, die den Golfplatz ein bisschen leichter machen.

Golf Post: Der Anfänger darf also bei Ihnen spielen, bevor er sich durch die Platzreife oder eine Mitgliedschaft festgelegt hat. Warum machen Sie das so?

Guido Tillmanns: Die Platzreife ist eine sehr sinnvolle Sache, denn sie bereitet u.a. auf vorgabewirksame Wettspiele vor und führt dazu, dass man sich mit dem Regelwerk und der Technik beschäftigt - das wird einem das spätere Spiel danken. Uns fehlt aber in deutschen Golfanlagen noch die Vorstufe zur Platzreife, der leichte und methodische Einstieg. Wenn Golf breitensportlicher werden soll, müssen Interessierte den Sport einfach mal ausprobieren können.

Golf Post: Stören die Anfänger auf dem Platz nicht den Spielfluss der Handicapgolfer?

Guido Tillmanns: Wir achten darauf, dass es dazu nicht kommt. Es spielen maximal zwei Spieler ohne Platzreife gemeinsam in einem 4er-Flight und die Spieler werden angehalten, den Ball aufzunehmen, wenn er bei drei Schlägen über Par noch nicht eingelocht ist. Außerdem weiß auch die Platzaufsicht Bescheid, wenn jemand eine Startzeit an einem orangenen Tee hat, und schaut dann öfter mal vorbei.

Golf Post: Warum wird dieses System ihres Erachtens nicht anderswo ähnlich offen gehandhabt?

Guido Tillmanns: Wenn man mit diesem System nicht anfängt, ist es schwer, so etwas nachträglich zu etablieren. Sie müssen auch die baulichen Voraussetzungen schaffen – das kostet Geld. Deutsches Golf ist noch sehr privat geprägt. Sich zu öffnen, bedeutet auch immer, die Clubstruktur weitgehend zu ändern. Es gibt aber zunehmend auch offene Systeme, die sich von der ersten Stunde an so ausgerichtet haben: Open.9 in Eichenried ist ein gutes Beispiel.

Golf Post: Und wenn bei Ihnen doch mal jemand verletzt wird?

Guido Tillmanns: Wer eine private Haftpflichtversicherung hat, ist in der Regel abgesichert, auch beim Golfspielen. Wer nicht versichert ist, muss selbst für den Schaden aufkommen. Über den Club bzw. den DGV (Deutschen Golf Verband) ist man erst versichert, wenn man hier im Kurs oder als Mitglied spielt.

Golf Post: Haben Sie eine Idee, wie der Übergang vom Nichtgolfer zum Golfer deutschlandweit erleichtert werden könnte?

Guido Tillmanns: Ganz ehrlich: Mehr als wir im Kölner Golfclub machen kann ich mir kaum vorstellen. An der Lebenssituation der Menschen orientiert und unkompliziert muss es sein. Der Erfolg scheint uns Recht zu geben. Der Übergang gelingt sehr oft, wenn die Einstiegshürden niedrig sind und man mit einem Lächeln empfangen wird.

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