US Open

Kritik am Rough bei US Open: McIlroy mosert gegen Motzer

15. Jun. 2017 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Rory McIlroy findet die Kritik am Rough bei der US Open 2017 in Erin Hills übertrieben. (Foto: Getty)

Rory McIlroy findet die Kritik am Rough bei der US Open 2017 in Erin Hills übertrieben. (Foto: Getty)

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Retourkutschen: Da hat Kevin Na ganz schön was losgetreten, als er sich per Instagram-Video über das dichte Rough von Erin Hills moserte und der USGA quasi Unfähigkeit attestierte, indem er vorschlug, dass besser ein paar Ex-Sieger die US Open organisieren sollten. Die erste Antwort kam vom Michael J. Hurdzan, einem der Architekten. Er empfahl dem in Südkorea geborenen US-Pro per Twitter: „Lieber Kevin. Schlag nicht ins Rough. Problem gelöst.“ Und wies darauf hin, dass viele Fairways, vor allem in den Landezonen deutlich breiter sind, als bei anderen US-Open-Schauplätzen oder auf der PGA Tour. Dann gab‘s auch noch Saures von Rory McIlroy, der wie gewohnt aus seinem Herzen keine Mördergrube machte und vor der Presse gegen die Motzer moserte: „Hier sind 156 der weltbesten Spieler, und wir haben 55 Meter vom einen zum anderen Fairway-Rand: Wenn du diese Autobahn nicht triffst, gehörst du nicht hierher. Dann solltest du dein Bag packen und nach Hause fahren! Das ist nun mal eine US Open.“
Derweil hat die USGA an einigen Stellen von Erin Hills das Rough teilweise mähen lassen, an den Bahnen 4, 12, 14 und 18. Was allgemein als Einknicken vor der Spielerkritik angesehen wird, begründet der Verband mit einem seit langem beschlossenen planmäßigen Verfahren im Fall von heftigem Regen: „Der Wetterbericht sagt intensiven Niederschlag und starken Wind voraus. In dieser Kombination würden Büschel des hohen Grases zu Boden gedrückt. Solche Bereiche wären dann unspielbar.“

„D. J.“: Favorit und Vater

Mehr geht nicht: Dustin Johnson kommt als Weltranglistenerster, Titelverteidiger und Favorit, mehr noch, als frisch gebackener Vater zur US Open. Seine Verlobte Paulina Gretzky brachte Montag Nacht einen gesunden Jungen zur Welt, das Brüderchen von Tatum heißt River, in Anlehnung an den Riviera Country Club, wo Johnson im Februar mit dem Gewinn der Genesis Open zur Nummer eins der Welt wurde. Bei den Buchmachern ist „D. J.“ mit 13:2 heißer Aspirant auf den Sieg und wäre damit der erste seit Curtis Strange 1989, der seinen Titel tatsächlich verteidigt. Die beste Prognose aber kommt von Coach Butch Harmon, der zur Beschreibung von Johnsons Selbstvertrauen einen eher deftigen Begriff bemüht, den die Spanier mit „Cojones“ beschreiben: „Er hat vor nichts Angst und so dicke ..., dass er dafür eine Schubkarre braucht, wenn er zum ersten Abschlag geht.“ Na dann…

Mit Teamwork aus der „grünen Grütze“

Trouble im Rough? Andrew „Beef“ Johnston und sein (weitgehend unsichtbarer) englischer Landsmann Tyrrell Hatton zeigen, wie man mit Bällen umgeht, die in der„grünen Grütze“ von Erin Hills verschwunden sind. Alles eine Frage von Teamwork:

Spieth setzt auf rote Zahlen

Prognose: Jordan Spieth glaubt nicht an einen Siegerscore rund um Par bei dieser US Open, der Champion von Chambers Bay 2015 setzt auf rote Zahlen: „Ich sehe das Ergebnis eher bei 5 bis 10 unter Par“, sagte Spieth: „Wenn man den Ball vom Abschlag gut kontrolliert und an die richtigen Stellen spielt, gibt es bei den zu erwartenden freundlichen Bedingungen jede Menge Birdie-Chancen“, meint der Texaner.

Caddie „Bones“ spioniert für Chef Mickelson

Heiter bis wolkig: Schlechte Aussichten für Phil Mickelson. Im Wetterbericht ist für heute weit und breit nichts von Gewitter oder Regen zu sehen, der US-Open-Auftakt wird eher freundlich, ein Verzug im Zeitplan damit sehr unwahrscheinlich. Also wird „Lefty“ in San Diego der Festrede seiner Tochter Amanda zum Schulabschluss zuhören und wohl seine erste US Open seit 1993 sowie eine erneute Chance auf den Karriere-Grand-Slam verpassen. Immerhin hat der fünffache Majorsieger seinen Caddie Jim „Bones“ Mackay zum Spionieren nach Erin Hills geschickt, man weiß ja nie. Und selbst wenn‘s für den Start zeitlich nicht reicht, „fliege ich vielleicht doch hin und setze mich beim ,Golf Channel‘ ins TV-Studio“, scherzte Mickelson: „Ich kann jedem erklären, wie man bei der US Open Zweiter wird.“

Wenn der Vater mit dem Sohne...

Prominenter „Bagman“: Davis Love IV, den alle Welt „Dru“ nennt, ist durch Verschiebungen in der Weltrangliste als Qualifikant noch ins Feld dieser US Open gerutscht und gibt sein Debüt im Profi-Lager. Und weil die USGA diesmal auch potenzielle Nachrücker trainieren ließ, sammelte der 23-Jährige schon Erfahrungen mit Erin Hills. Die größte Routine freilich hat der Neu-Pro an der Tasche. Denn sein Caddie ist Vater Davis Love III, der damit im 24. Auftritt bei einer US Open erstmals kurze Hosen trägt. Und sich natürlich auch einiges anhören musste: „PGA Champion, Ryder-Cup-Kapitän, jetzt Caddie, endlich hast Du einen ordentlichen Job“, flachste Ernie Els. Der 53-jährige „DL III“ selbst kommt sich einfach „nur alt vor, wenn ich Dru hier spielen sehe“.

Bunker, die Bäche sein wollen

Sandkastenspiele: Alle reden übers Rough, aber der wahre Schrecken in Erin Hills sind eher die sogenannten „Erosion Bunkers“ mit ihrer willkürlichen Gestalt und den steilen Wänden, die verirrte Bälle oft in unmögliche Lagen abprallen lassen. Was dann zu den seltsamsten Standpositionen führt. Zudem sind die Hindernisse teilweise extrem schmal, weil sie Wasserläufe symbolisieren sollen, so dass kaum Platz zum Schlagen ist. „Normalerweise liegen wir gern im Sand“, sagt Justin Rose: „Aber hier sollte man das Bunkerspiel besser vermeiden.“

Erin Hills macht dicke Waden

Und noch eine Schwierigkeit dieser 117. US Open: Die Topographie von Erin Hills fordert eine Menge Kondition. Der Marsch über die gewellten 18 Loch mit dem Auf und Ab ohne eine einzige ebene Standposition ist anstrengend und macht dicke Waden. Mit 7.048 Metern ist es der längste Kurs in der US-Open-Geschichte, noch mal zwölf Meter länger als Chambers Bay 2015. Allerdings werden die Distanzen einiger Löcher, vor allem auf der Par-5-18, von Runde zu Runde variieren. Wie auch immer: Die magische Marke von 10.000 Schritten pro Tag ist in Erin Hills überhaupt kein Thema, wie Justin Thomas demonstriert:

Hotdogs und Bubbas bunte Bälle

Zum Schluss: Bevor es in den kommenden Tagen nur noch um getroffen Fairways und Grüns „in regulation“ geht, hier noch ein paar andere Zahlen dieser 117. US Open. Es gibt 16.988 Tribünenplätze, davon 2.942 am 18. Grün. Schätzungsweise werden 36.000 Hotdogs, 33.000 Cheeseburger, 125.000 Becher Getränke und 27.000 Tüten Chips verkauft. Auf der Driving Range stehen  18.492 Bälle bereit, darunter auch die bunten Murmeln von Bubba Watson. 5.266 freiwillige Helfer sind im Einsatz. Und der Fanartikel-Shop, eins von 300 Zelten mit einer Gesamtfläche von fast 7.000 Quadratmetern, hält auf allein 3.600 Quadratmetern insgesamt 400.000 Exemplare der verschiedensten Devotionalien bereit.

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