Panorama

Liberty National: „Rembrandt“ fiel bei Pros zuerst durch

23. Aug. 2013 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Golfen mit Blick auf die Skyline von New York (Foto: Getty Images)

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„Courtesy Cars“ für die Stars und Limo-Shuttles für den Rest des Felds: Das kennt man von den üblichen Tour-Events. Der Liberty National Golf Club freilich ist weit entfernt vom Üblichen. Nicht nur, weil die Spieler mit dem resorteigenen Fährboot zum Arbeitsplatz „The Barclays“ übergesetzt werden. Golfplatz-Mogul Trump hin, das noble Augusta her: Diese knapp 65 Hektar am Westufer des Hudson mit grandiosem Blick auf die Freiheitsstatue, auf die einstige Einwanderer-Sammelstelle Ellis Island und auf New York sind der teuerste Golfplatz und -club der Welt.

250 Millionen Dollar Baukosten

15 Minuten dauert die Passage von Downtown Manhattan bis zum Glaspalast, der Liberty National als Clubhaus dient, dem Opernhaus von Sydney nachempfunden ist und allein 60 der 250 Millionen Dollar Baukosten verschlungen hat. Der Rest ging dabei drauf, eine ehemalige Schadstoff-Deponie am Rand der Industrie-Stadt Jersey City in eine Enklave zu verwandeln, die eines Majors würdig sein soll. So jedenfalls hofft es Liberty-Nationals-Schöpfer Paul Fireman.

35.000 Dollar zahlte der Enkel jüdischer Einwanderer 1979 einer kaum bekannten britischen Turnschuh-Firma für die US-Vertriebsrechte und erwarb die Marke später ganz. 2005 verkaufte Fireman „Reebok“ für 3,8 Milliarden Dollar an Adidas-Salomon. Im Jahr drauf wurde Liberty National eröffnet. Als privater Club, der zum Einstand 500.000 Dollar verlangt und seine Mitglieder trotzdem handverliest. Fireman hatte das Areal 1998 entdeckt. „Das erste, was meine Großeltern sahen, als sie hierher kamen, war dieses Land“, schwärmte er damals. „Jetzt baue ich darauf einen Golfplatz. Das ist der amerikanische Traum!“

„Rembrandt unter den Golfplätzen“

Drei Jahre währte die Klärung aller Umweltfragen. Der kontaminierte Boden wurde ausgetauscht bzw. versiegelt und das ganze Gelände mit neuem Material um 15 Meter erhöht, bevor die Designer Tom Kite und Bob Cupp ihr Konzept umsetzen konnten. Entlang 1,2 Kilometern Wasserlinie entstand ein 6.700-Meter langer Par-71-Kurs mit fünf Seen und 5.200 Sprinklerköpfen zur Beregnung von Bent-Gras und 500 implantierten Bäumen.

Als alles fertig war, schallten die Lobeshymnen für den „Rembrandt unter den Golfplätzen“ (Wall Street Journal) über den Hudson. Das Magazin Fortune notierte einen „zum Sterben schönen Blick“. Und Co-Designer Cupp empfahl: „Wenn Du von all dem nicht begeistert bist, dann solltest du an die Clubhaus-Bar gehen und den Rest des Tages damit verbringen, dich zu betrinken.“

Verriss durch die Profis

Vor vier Jahren, bei der ersten Austragung von „The Barclays“, wären die Spieler seinem Rat beinahe gefolgt. Die Begeisterung über den neuen Schauplatz des Traditionsturniers hielt sich arg in Grenzen. Ein Pro beneidete gar die Freiheitsstatue: Sie müsse das Ganze nicht sehen, da sie sich nicht umdrehen könne. Selbst Tiger Woods mochte sich einen Seitenhieb auf das allzu verschnörkelte Layout nicht verkneifen: „Vielleicht hat Tom Kite den Platz entworfen, bevor er seine Augen-OP hatte.“ Bei einer Umfrage landete Liberty National 2012 auf dem 52. und letzten Rang der beliebtesten Tour-Plätze, was im Umkehrschluss die Wahl zum schlechtesten Kurs des Circuits bedeutete.

Neuerungen durchgeführt

Ein Schock für PGA-Tour-Chef Tim Finchem, der es sich mit Fireman nicht verscherzen wollte. Also schickte er seinen Vize Steve Wenzloff, zuständig für Design, um den Platz mit Blick auf die 2013er-Auflage umzukrempeln. Oder wie Wenzloff es nannte: Um Liberty National „empfänglicher für Golf auf Profi-Niveau“ zu machen. Fünf Grüns wurden neu erstellt, sechs geebnet, elf Abschläge modifiziert, 13 Fairways verändert, die Landezonen den Längen der Pros angepasst und erweitert, Fairway-Bunker konzentriert. Insgesamt wurde an 15 von 18 Löchern korrigiert.

Während Tiger Woods diese Woche „einige wirklich nette Verbesserungen“ anerkannte, sitzt Architekt Bob Cupp vermutlich gerade selbst an der Bar und ertränkt seinen Kummer.

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