Golf-Stars

Nicolai von Dellingshausen: „Die Leute warten nicht auf einen“

01. Aug. 2018 von Tobias Hennig in Köln, Deutschland

Nicolai von Dellingshausen im großen Golf Post Interview über Sponsoren und Förderer. (Foto: Allianz)

Nicolai von Dellingshausen im großen Golf Post Interview über Sponsoren und Förderer. (Foto: Allianz)

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Wer auf der European Tour spielen will, muss viel investieren - Zeit und Geld. Vor allem für junge Profis ist es nicht einfach, am Anfang der Karriere Sponsoren zu finden. Auch Nicolai von Dellingshausen braucht Unterstützung, um seine Saison zu finanzieren. Im Golf Post Interview berichtet er von den Schwierigkeiten, in das Leben als Berufsgolfer zu starten, den Druck Geld verdienen zu müssen und seine persönliche Beziehung zu seinen Sponsoren.

Nicolai von Dellingshausen im Interview

Golf Post: Nicolai, im Sport kommt eigentlich niemand ohne Sponsoren aus und schon gar nicht ein junger Golfer. Was haben Sponsoren bei deinem Wechsel ins Profilager für eine Bedeutung gehabt?

Nicolai von Dellingshausen: Sponsoren generell sind wichtig für jeden jungen Sportler, für mich persönlich auch, um Turniere zu finanzieren, um Trainingsreisen zu finanzieren, um Kosten, die der Job mit sich bringt, so zu decken, dass man nicht zum Turnier reist, um die nächste Woche zu finanzieren. Das nimmt etwas den Druck weg, so können wir uns auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich das Golfspielen und nicht die ganze Zeit im Hinterkopf haben: Wenn ich jetzt nicht gut spiele, kann ich nächste Woche nicht aufteen, weil ich kein Cash habe.

Golf Post: Ist die Situation denn für alle so, dass sie diesen Druck nicht haben müssen? Gibt es genug Sponsoren für alle Profigolfer?

Nicolai von Dellingshausen: Definitiv nicht! Hilfreich ist hier auch ein Elternhaus im Hintergrund. Eltern, die es toll finden und ihren Sohn oder ihre Tochter unterstützen. Das kann natürlich nicht jeder und dann sind Sponsoren wichtig. Am Anfang entstehen diese meist aus persönlichen Beziehungen, außer du bist einer der Top 20 Amateure der Welt, dann bekommst du relativ gut und schnell Sponsorenverträge. Bei mir war es eher so, dass jemand, der mich sympathisch findet, bereit war, an mich zu glauben und mich auf meinem Weg mit einem Betrag oder einem bestimmten Gegenwert - in welcher Form auch immer - die erste Zeit zu begleiten.

"Meine Oma hat mich unterstützt"

Golf Post: Hättest du denn den Einstieg ins Profigolf ohne Sponsoren schaffen können?

Nicolai von Dellingshausen: Jein... Ich hatte letztes Jahr nicht viele Sponsoren, meine Saison war nicht komplett gedeckt. Aber meine Oma, die mich zum Golfen gebracht hat, sagte, sie wolle mich unterstützen und hat so einen Teil dazu beigetragen, dass ich die erste Saison ganz gut hinter mich bringen konnte und dass ein Startkapital da war.

Golf Post: Deckt man im Optimalfall mit Sponsorengeldern die Kosten für eine Saison und verdient dann das Preisgeld für sich?

Nicolai von Dellingshausen: Das ist der Optimalfall am Anfang. Natürlich ist es, je besser man wird, hoffentlich irgendwann so, dass man auch Sponsoreneinnahmen nehmen kann, um sein Leben zu finanzieren. Aber das ist erst der Fall, wenn man wirklich richtig gut ist und sich auf der European Tour etabliert hat. Dafür arbeiten wir ja jeden Tag und versuchen besser zu werden. Im Moment bin ich glücklich darüber, dass ich meine Saison so finanzieren kann und alles was ich einnehme quasi für mein Leben verwenden kann.

Golf Post: Auf welchem Wege kann ein junger Golfer an Sponsoren herankommen?

Nicolai von Dellingshausen: Wenn man die Leute nicht schon über Jahre kennt, was oft der Fall ist, ist es glaube ich auch hilfreich einfach zu fragen. Die Leute warten ja nicht auf einen. Niemand sagt: "Wow, der Nicolai hat mich endlich angesprochen," und "Auf dich hab ich schon immer gewartet." Man muss Bindungen und Beziehungen aufbauen zu Menschen, die an Golf Interesse haben. Letztendlich kostet Fragen nichts und es zeigt ja auch immer, dass man etwas dafür tut man es eben nicht als Selbstverständlichkeit ansieht. Produktivität und Eigenengagement sind ganz wichtig.

"Jeder muss sich irgendwie finanzieren"

Golf Post: Meinst du, dass es im Golf nach wie vor schwierig ist, wirklich auszusprechen, dass man finanzielle Hilfe benötigt?

Nicolai von Dellingshausen: Vielleicht ist das so, ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Aber dabei ist es überhaupt nicht schlimm. Jeder muss sich irgendwie finanzieren und man kann nicht voraussetzen, dass das Elternhaus das kann. Wenn jemand begabt ist und Talent und vor allem auch eine gute Einstellung hat sowie jeden Tag versucht, ein bisschen besser zu werden, dann ist es meine persönliche Einstellung, dass man denjenigen auch in irgendeiner Form unterstützen sollte.

Golf Post: Sponsoren fordern logischerweise auch Gegenleistungen von dir. Wie empfindest du denn die Arbeit für deine Partner?

Nicolai von Dellingshausen: In der Regel sind das total nette Tage, die ich mit meinen Partnern verbringen darf. Das gehört zu unserem Job dazu, so muss man es auch verstehen und darf sich kein falsches Bild machen. Ich habe kürzlich zum Beispiel für BMW Hans Brandenburg, von denen bekomme ich ein Auto gestellt, fünf Stunden am Abschlag gestanden und Beat the Pro gespielt gegen Amateure, die alle sehr nett waren. Das ist Teil meiner Berufsbeschreibung, Teil einer Partnerschaft. Es ist wichtig, dass man das als junger Sportler anerkennt und einfach genießt. Es hat ja auch immer einen Grund, warum ich in dem Moment dort stehen darf - denn mir hat ja jemand etwas gegeben. Ob das jetzt etwas Monetäres ist oder einen anderen Gegenwert hat, ist dann erstmal zweitrangig.

Golf Post: Wie viel Zeit nimmt die Arbeit für Sponsoren in deinem alltäglichen Leben ein?

Nicolai von Dellingshausen: Relativ wenig, aber das ist ja auch so gedacht, dass wir nicht 50 Prozent unserer Zeit damit verbringen, Sponsorenpflege zu betreiben. Doch ist es ein Teil, der auch dazu gehört und ich finde ihn wichtig. Ich versuche so viel wie möglich über die sozialen Kanäle zu machen - Facebook und Instagram. Zwischendurch kann man auch einfach Mal eine E-Mail an den entsprechenden Partner schreiben und ein Foto mitschicken, um ein Lebenszeichen von sich zu geben. Ich freue mich auch, wenn ich von meinen Partnern höre und umgekehrt ist es genauso. Als Sportler möchte ich zudem zeigen, dass ich dankbar dafür bin, dass ich von dieser Firma oder jener Person unterstützt werde.

"Es gilt dabei, eine Win-Win-Situation zu schaffen"

Golf Post: Firmen suchen sich Sportler aus, mit denen sie sich identifizieren können, von denen sie glauben, dass die Marke durch diesen Sportler gut repräsentiert wird. Ist das andersherum auch so?

Nicolai von Dellingshausen: Definitiv! Ich finde es ganz wichtig, dass man sich als Sportler mit einer Marke identifizieren kann. Es gilt dabei, eine Win-Win-Situation zu schaffen. Es ist immer sehr wichtig, dass man da nicht zu sehr in eine Ego-Perspektive geht, die glaube ich als Sportler relativ schnell eingenommen ist. Ich würde mich jetzt nicht so beschreiben - da gibt's andere, die anders denken. Es muss sich irgendwie die Waage halten. Die Identifikation ist dabei wahrscheinlich mit das Wichtigste.

Golf Post: Sprechen wir konkret über einen deiner Sponsoren. In welchen Lebensbereichen ist die Allianz für dich präsent?

Nicolai von Dellingshausen: Ich bin krankenversichert bei der Allianz (lacht), da ist sie auf jeden Fall präsent. Aber es geht auch hier wieder viel um das Persönliche. Unsere Ansprechpartnerin hat eine ganz starke Verbindung zu uns Spielern. Man merkt wirklich, dass man nicht nur irgendjemand ist, der auf einer Liste steht und finanziell unterstützt wird. Da steht eine Bindung dahinter, die für mich als Sportler sehr angenehm und auch familiär ist. Bei solch einem Sponsor merkt man, dass ein 100-prozentiges Commitment zu der Person, zu mir als Sportler da ist. Ich finde es persönlich ganz wichtig, dass man sich nicht nur identifizieren kann, sondern dass man auch jemanden hat, von dem man weiß, sie sehen mich als Menschen und nicht nur als Gegenwert.

Ich sehe das nie als selbstverständlich, ich bin sehr dankbar, dass die Allianz mich so früh in den Kreis derer aufgenommen haben, die sie unterstützen. Auch wenn ich als Amateur gutes Golf gespielt habe, ist es trotzdem vor allem in dieser Anfangsphase harte Arbeit Sponsoren zu finden. Da bin ich meinem Manager (Christian Reimbold; Anm. d. Red.) auch dankbar, dass er sich da so hinter geklemmt hat und natürlich der Allianz auch, dass sie das Vertrauen haben in mich.

Das Interview führte Tobias Hennig im Rahmen eines Termins bei Nicolai von Dellingshausens Partner, der Allianz.

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