Golftraining

So vermeiden Sie Rückenschmerzen beim Golfen

16. Jul. 2016 von Dr. med. Michael A. Mecner und Dr. med. Christopher M. Weller in Köln, Deutschland - Artikel wird präsentiert von BAL.ON

Mit Hilfe von Druckdaten und der BAL.ON App können Golferinnen und Golfer von der neusten Technik profitieren und ihren Golfschwung nachhaltig verbessern. Mehr Informationen BAL.ON BAL.ON

Zwei unterschiedliche Schwungtypen bzgl. der Seitneigung der Wirbelsäule: Während eine aufrechte Haltung die Bandscheiben und Rückenmuskulatur schont (links), entstehen bei extremer Seitneigung schädliche Kräfte (rechts). (Bild: Golfmedizin Stuttgart)

Zwei unterschiedliche Schwungtypen bzgl. der Seitneigung der Wirbelsäule: Während eine aufrechte Haltung die Bandscheiben und Rückenmuskulatur schont (links), entstehen bei extremer Seitneigung schädliche Kräfte (rechts). (Bild: Golfmedizin Stuttgart)

Schmerzen im Rücken, Handgelenk oder Knie? Dr. med. Michael A. Mecner und Christopher M. Weller sind Spezialisten für Golfverletzungen in der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie der Sportklinik Stuttgart. Durch ihre tägliche Praxis wissen die beiden um die medizinischen Bedürfnisse speziell von Golfern und geben ihr Wissen an die Golf-Post-Leser weiter: Wie entstehen typische Golferverletzungen? Wie werden sie behandelt? Und vor allem: Wie kann man sie vermeiden?

Der Rücken ist die Achillesferse im Golfsport

Die jüngsten Rückenprobleme von Tiger Woods zeigen, wie sehr körperliche Beschwerden das Golfspiel beeinflussen können. Aus eigener, klinischer Erfahrung wissen wir, dass eine alamierend hohe Zahl der Golfer vor oder während einer Golfrunde auf Schmerzmittel zurückgreift. Der häufigste Grund für die Schmerzmitteleinahme ist der Rückenschmerz. Gerade die Lendenwirbelsäule ist meist die größte Schwachstelle.

Die Ursachen

Als Verbindungsstück zwischen der unteren und der oberen Extremität muss der untere Rücken enorme Kräfte während eines Golfschwungs übertragen, die häufig auf das sechs- bis siebenfache des Körpergewichts ansteigen können. Anatomisch bedingt ist die untere Wirbelsäule nicht für extreme Drehbewegungen geeignet, sondern eher für Streck- und Beugebewegungen. Die Rotationsfähigkeit ist daher eher in der Brustwirbelsäule gegeben. Der heutige Golfschwung jedoch forciert die Drehbelastungen auf den unteren Rücken.

Als brandaktuelles Beispiel ist hier Tiger Woods zu nennen, der aufgrund seiner Wirbelsäulenproblematik vom aktiven Golfsport pausieren muss. Inwiefern seine strukturellen Schäden tatsächlich golfbedingt sind, bleibt Spekulation, Fakt jedoch ist, dass ein falsch durchgeführter Golfschwung auf Dauer zu Schäden insbesondere der Bandscheiben führt.

Gesund golfen, aber wie?

Richtig ausgeführt ist Golf jedoch keineswegs ein ungesunder Sport. Durch einen ausgewogenen und effektiven Schwung lässt es sich ohne Probleme bis ins hohe Alter golfen.

Wichtig ist hierbei eine angemessene Aufwärmphase vor der Golfrunde. Damit ist beim Golfsport kein schweißtreibender Auftakt gemeint, wie zum Beispiel vor einem Boxkampf. Jedoch sollte der Körper auf die kommende Belastung vorbereitet werden. Durch Dehnungsübungen sowie durch einige locker geschwungene Eisen ohne Ball kann dies in relativ kurzer Zeit erreicht werden. Wir können ebenfalls empfehlen, nach der Aufwärmphase zuerst mit den kurzen Eisen in das Training einzusteigen.

Auch die körperlichen Voraussetzungen sollten geschaffen und regelmäßig trainiert werden. „Segmentale Stabilisierung“ ist hier das Zauberwort. Dies bedeutet ein ausgewogenes Training für Rücken und Bauchmuskulatur, da die Wirbelsäule nicht nur durch Rücken- sondern auch maßgeblich von der Bauchmuskulatur eingefasst und stabilisiert wird.

Das Herzstück des Ganzen ist der Schwung und sollte von Experten auf die Biomechanik hin untersucht und überprüft werden. Häufig sind es kleine Veränderungen, die den Unterschied zwischen Schmerz und Schmerzfreiheit sowie schädlich und Präventiv ausmachen.

Die wichtigsten Punkte im Überblick

Ganz allgemein sollten die folgenden Punkte beachtet werden, um Rückenschmerzen im Golfsport vorzubeugen:

  1. Adäquate Aufwärmphase
  2. Aufrechte Position in der Ansprechposition, da sich diese Haltung durch den gesamten Schwung zieht
  3. Beim Rückschwung sollte kein extremer Overswing produziert werden. Rückschwung eher verkürzen und auf die Schulterdrehung achten
  4. Auch im Rückschwung sollte der Rücken gerade gehalten werden
  5. En-Bloc-Drehung, das bedeutet, dass sich der Rumpf und die Schultern synchron in Richtung Ziel drehen. Dazu gehört ebenso der Kopf, der nicht wie meist gelehrt fix auf der Balllage verharrt, sondern ebenfalls locker mit dem Körper Richtung Ziel dreht. Somit werden Dreh- und Scherbelastungen vermieden
  6. Entspannte Finishphase mit aufrechter Wirbelsäule

Wenn Sie diese Punkte beachten, vermindern Sie die Belastungen auf Ihre Wirbelsäule enorm. Es lassen sich dabei weiterhin maximale Schlagweiten erzielen, sofern die kinetische Kette richtig ausgeführt wird.

Ein häufiges Problem: Zu kurze Schäfte

Auch das Equipment ist für einen schonenden Durchschwung sehr wichtig. Laut unseren eigenen Studien haben die meisten Amateurspieler zu kurze Schäfte. Die Gründe hierfür sind verschieden, eins ist jedoch generell verbreitet: Die Skepsis gegenüber einem Schaft, der pauschal einen Inch länger als vom herkömmlichen „Fitting“ empfohlen ist.

Bei zu kurzen Schlägerschäften erhöht sich durch die vermehrte Vorneigung die einwirkende Kraft auf den Rücken, hauptsächlich im Treffmoment, enorm. Unsere ermittelten Daten haben jedoch ergeben, dass sich bei geringfügiger Verlängerung des Schaftes keine Unterschiede bezüglich der Schlagpräzision ergeben. Sprechen Sie Ihren Pro darauf an und scheuen Sie sich nicht eine Anpassung Ihrer Schlägerschäfte vorzunehmen.

Fazit: Aufwärmen, stabilisieren, Equipment checken

  • Wärmen Sie Ihre Rückenmuskulatur vor jedem Spielen auf
  • Eine ausgewogene Rücken- und Bauchmuskulatur stabilisiert die Wirbelsäule
  • Achten Sie auf die Haltung Ihres Rückens beim Schwung und vermeiden Sie starkes Vorneigen
  • Beziehen Sie Ihre Schäfte in die Analyse mit ein und passen diese ggf. an


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