Panorama

Ryder plus Solheim – Ein Plädoyer für das „Mixed“

21. Sep. 2015 von Oliver Felden in Köln, Deutschland

Gemeinsam für Europa, das wär doch was. Annika Sörenstam hat mit der männlichen Golfwelt schon Erfahrungen gesammelt. (Foto: Getty)

Die Kontinentalduelle stehen im Golfsport über allem, sogar über den Majors, da sind sich Spieler und Experten einig: aufgrund des Zwei-Jahres-Zyklus, der die Vorfreude auf nie für möglich gehaltene Spitzen treibt, aufgrund des Modus, der über das Duell Spieler gegen Spieler im Lochwettspiel die Spannung in überirdische Sphären schraubt, aufgrund der Emotionen und Höchstleistungen, die Golfer aller Nationen stellvertretend für ihren Kontinent, im Verbund mit dem Team alle zwei Jahre auf den Platz zaubern. Und Momente, in denen einem das Blut in den Adern gefriert, haben beim Ryder-, Solheim- oder Presidents Cup eine hohe Frequenz.

Die Energie des Moments war allgegenwärtig

Das beste Beispiel für die elektrisierende Spannung, die ein internationales Derby entfachen kann, war der letzte Putt von Martin Kaymer beim Ryder Cup 2012. Vor dem letzten Tag lagen die Europäer abgeschlagen hinten, es bestand kaum noch Hoffnung auf den Sieg, bis das Team diesen phänomenalen Endspurt hinlegen konnte. Mit acht Siegen in den Sunday Singles und Kaymers Siegputt am Ende des Tages gelang Team Europa eine sensationelle Aufholjagd. Als Martin Kaymer seinen Putter hinter dem Ball aufsetzte, war die Energie des Moments allgegenwärtig. Als der Ball ins Loch fiel, entlud sie sich in einer Welle aus Enthusiasmus, Erleichterung, Emotionen. Wer die Bilder noch einmal sieht, bekommt noch immer Gänsehaut. Der Teamwettbewerb ist das beste Aushängeschilld des Golfsports.

Was die Jungs können, können die Mädels schon lange

Doch nicht nur beim Ryder Cup geht es hoch her. Auch der Solheim Cup, der Kontinentalvergleich der Frauen, liefert Spitzengolf und Hochspannung in Fülle. Das am vergangenen Wochenende stattgefundene Duell hat es gezeigt: Auch wenn den Mädels der ein oder andere Meter fehlt, die Qualität des Spiels und die Dramatik des Wettkampfes stehen den Männern in nichts nach, hat sich doch das Team der Vereinigten Staaten im gelungensten Comeback der Solheim-Cup-Geschichte in letzter Minute den Sieg über die Europäerinnen gesichert. Hinzu kommt bei den Ladies der ästhetische Faktor - sorry Phil und Rory, aber mit Paula Creamer könnt ihr nicht mithalten. Wenn man sich diese Tatsachen so durch den Kopf gehen lässt, kommt man zwangsläufig irgendwann an dieser einen Frage nicht mehr vorbei: Wie wäre es mal mit einem Mixed-Turnier?

Eine Symbiose, die gut für den Sport ist

Was im Golf bis heute meilenweit entfernt scheint, ist in anderen Sportarten nicht wegzudenken. Bestes Beispiel ist Tennis. In jedem Turnier findet parallel zu den im Mittelpunkt stehenden Einzelwettbewerben auch ein Mixed-Turnier statt. Und Tennis ist da nicht alleine: Tischtennis, Badminton, Volleyball, Kanusport - sogar im Biathlon wird seit 2005 eine gemischte Staffel ausgetragen, mit großem Erfolg. Die Kombination aus den besten Herren und Damen in einem Team spricht ein breiteres Publikum an, fördert die Identifikation mit Athleten und Team und bringt eine Symbiose hervor, die den Sport in allen Bereichen weiterbringt.

Es wird Zeit für den "Solder Cup"

Warum sollte dies also nicht auch im Golf funktionieren? Die Strukturen sind da. Die Begeisterung für den Golfsport wächst in vielen Teilen der Welt, und das nicht nur für den Herrensport. Und Überläufer hat es auch schon gegeben. Mit Annika Sörenstam (2003) und Michelle Wie (2002, 2006), die bereits Einladungen für Herren-Turniere erhalten haben, gibt es prominente Beispiele für eine Überschreitung der Grenzen. Wäre Tiger Woods mit Stacy Lewis gegen Rory McIlroy mit Caroline Masson nicht ein spannungsgeladener Vierer? Alles in allem bleibt festzuhalten: Ein Mixed-Turnier, in dem sich die besten weiblichen und männlichen Profis des Golfsports messen, wäre eine Bereicherung für die Zuschauer, die Funktionäre, den Sport. Also, worauf noch warten?


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