Golfreisen

Südwales: Sonne, Graupel, Schnee und großartige Golfplätze

14. Jan. 2019 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Royal Porthcawl sticht durch seine Schönheit unter den Golfplätzen in Südwales heraus. (Foto: Michael F. Basche)

Royal Porthcawl sticht durch seine Schönheit unter den Golfplätzen in Südwales heraus. (Foto: Michael F. Basche)

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Das Wetter auf den britischen Inseln ist berüchtig, konstant vor allem in seiner Launenhaftigkeit: Leicht genieselt hat es vorhin schon, pünktlich zum Auftakt der Back Nine des Pyle & Kenfig Golf Club setzen flockige Graupelschauer ein und überziehen diesen Teil von Südwales mit einer zarten weißen Schneeschicht. Wollmütze und Winterhandschuhe liegen natürlich im Hotel. Vergessen! Als kurz darauf ein Jogger in Laufshorts und dünnem Shirt lässig winkend das Fairway kreuzt, fröstelt‘s einen richtig. David Richards, der Men‘s Captain von Royal Porthcawl, wird tags drauf erzählen, dass er im Sommer gern zum Golfen nach Mallorca fliegt. Mal in kurzen Hosen auf‘n Platz, oder? „Nein,“ zwinkert Richards, „die Bermudas holen wir eigentlich schon ab März raus, aber ich will mal ohne Pullover spielen.“

Zeugnisse vom Ursprung des Spiels

Südwales ist Golfland, Linksland. Doch welche Region entlang der Küsten jenseits des Ärmelkanals ist das nicht! Wie die Perlen auf der Kette – fünf Euro ins Phrasenschwein, doch es ist nun mal so – reihen sich auch zwischen der Hauptstadt Cardiff im Osten und Newport im Westen die Golfplatz-Preziosen aneinander. „Gems“ nennen die Briten ihre großen alten Links. Hier in Wales sind es ebenso hinreißende Zeugnisse vom Ursprung des Spiels im eigentlich wertlosen Streifen zwischen Wasserlinie und Ackerboden, wo schottische Müßiggänger das aus den Niederlanden importierte „Spel metten Kolven“ neu interpretierten. Bloß weniger bekannt.

Golf-Romantik auf der walisischen Nummer eins

Die Dünen des Pyle and Kenfig. (Foto: Michael F. Basche)

Die Dünen des Pyle & Kenfig. (Foto: Michael F. Basche)

Als unser Journalisten-Flight in das Dünenlabyrinth von Pyle & Kenfigs finaler Strecke eintaucht, bricht die Sonne durch das finstere Wolken-Gebräu und taucht die Szenerie in ein fast unwirkliches Licht. Am nächsten Tag findet der Media Day zur Senior Open Championship unter strahlend blauem Himmel statt. Royal Porthcawl gilt als walisische Nummer eins, knapp vor Royal St. David‘s im Nordwesten, fast gravitätisch neigt sich der mehr als 120 Jahre alte dünenlose Parcours in all seiner puristischen Schönheit zum Bristol-Channel. Und wenn hinter dem 18. Grün die Sonne im Meer versinkt, dann ist das einfach Golf-Romantik zum Niederknien.

Eine Open Championship in Porthcawl?

Royal Porthcawl. (Foto: Michael F. Basche)

Royal Porthcawl: Zukünftiger Open-Schauplatz?. (Foto: Michael F. Basche)

Diese Woche steigt auf dem Par-72-Layout zum zweiten Mal nach 2014 die Senior Open Championship, doch in Royal Porthcawl wollen sie mehr. Men‘s Captain Richards und Clubsekretär Michael Newland arbeiten daran, die Open Championship auf ihr Geläuf zu holen, das „Golf Digest“ im Top-100-Ranking seiner weltbesten Kurse immerhin an 44. Stelle führt. Es wäre eine Premiere für Wales. Mit dem erneuten Zuschlag für Royal Portrush in Nordirland 2019 hat der R&A jedenfalls bewiesen, dass die aktuelle Rota nicht in Stein gemeißelt ist. Das Zeug fürs älteste der vier Majors hat Royal Porthcawl allemal. „Es ist definitiv ein Open-Platz“, sagt zum Beispiel Bernhard Langer: „Anspruchsvoll genug, und mit dem entsprechenden Set-up geht‘s noch schwieriger.“ Es hapert wohl an der Infrastruktur für ein Major; freilich, bis 2020 ist „The One“ ohnehin vergeben.

Wenn Schafe nicht auf „Fore“ reagieren

Southerndown. (Foto: Michael F. Basche)

Southerndown mit Fernsicht. (Foto: Michael F. Basche)

So viel gäbe es zu spielen in Südwales, so viel zu beschreiben: den Pennard Golf Club auf der Gower-Halbinsel beispielsweise, hoch über der Bucht von Swansea. Oder die Pembs Links und den Tenby Golf Club bei Newport im Westen. Letzterer gilt beim harten Kern der Golfpuristen mit seinen vertrackten Balllagen für etliche blinde und viele halbblinde Schläge als ultimativer Linkskurs von höchster Authentizität. Unsere letzte Station auf diesem Tripp ist indes der Southerndown Golf Club, ein wogendes, angenehm unspektakulär zu spielendes Ensemble mit Fernsicht auf Royal Porthcawl und die See – deswegen wohl „downland links“ – sowie mehrheitlich Schafen an und auf den Fairways, die sich vom Treiben der Journaille freilich nicht im mindesten stören lassen und auf „Fore“ schon gar nicht reagieren.

Südwales: Golf wie es sein soll

Anschließend bringt unser Fahrer mit dem schönen walisischen Namen Lyn Llewellyn die Truppe in gewohnter Pünktlichkeit und Sicherheit zum Flughafen nach Cardiff. Lyns Shuttle-Service ([email protected]) ist unbedingt und daher ausnahmsweise zu empfehlen, wenn man die sogenannte „Heritage Coast“ zwischen Cardiff bis Porthcawl mit ihren engen, von hohen Hecken gesäumten Nebenstraßen zum nächsten Golfplatz auf buchstäblich entspanntem Wege erkunden will. Alles andere findet sich unter dem beziehungsreichen Webseiten-Titel www.golfasitshouldbe.com. Und vergessen Sie Wollmütze sowie Handschuhe nicht.

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