Back Nine

Tiger Woods‘ irrige Open-Freude: „Da pfuschen sie nicht am Platz rum“

02. Jul. 2018 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Tiger Woods freut sich auf die Open Championship. (Foto: Getty)

Tiger Woods freut sich auf die Open Championship. (Foto: Getty)

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Nimm das, USGA! Tiger Woods hat nach dem durchaus hoffnungsvollen Auftritt beim Quicken Loans National, seinem letzten Turnier vor der Open Championship in Carnoustie, noch mal kräftig in Richtung amerikanischen Golf-Verbands und dessen Umgang mit dem US-Open-Schauplatz Shinnecock Hills nachgetreten. „Einer der netten Aspekte bei einer British Open ist, dass sich niemand ums Par schert“, sagte der 14-fache Majorsieger über den veranstaltenden R&A: „Sie lassen die Natur einfach machen und versuchen nicht, ihre Open in irgendeine Richtung zu trimmen.“ Freilich scheint der Furor über die USGA das Gedächtnis zu trüben, denn Woods irrt mit diesem Statement gewaltig. Es sei nur an Muirfield 2013 erinnert, als Phil Mickelson unter sengender Juli-Sonne auf einem Waschbrett gewann, dem tagelang das Wasser verweigert worden war. Oder ans Rumdoktern des R&A am Old Course vor lauter Hybris, das „heilige“ Geläuf könne ohne Wind zu einfach werden. Und dann ist da noch „The Carnage at Carnoustie“ 1999, als Jean Van de Veldes Blackout im Finale übertünchte, dass zuvor der damalige Superintendent John Philp zum meistgehassten Mann der Golfwelt wurde, weil er den Linkskurs zu einer „Mörderwiese“ getrimmt hat. Alles geschuldet der Hybris ums Par.

Derweil hat übrigens Rocco Mediate seinen jüngeren Kollegen wegen ihres Gemäkels am Set-up der US Open von Shinnecock Hills kräftig die Leviten gelesen. „Alles Blödsinn, diese Maulerei“, sagte der Veteran im Rahmen der US Senior Open. „Man weiß doch, was einen bei diesem Turnier erwartet. Also, spiel halt bessere Schläge. Oder geh erst gar nicht hin! Völlig normal, dass sich ein Golfplatz von morgens bis abends verändert. Und wenn der Ball in den Bunker rollt, sobald er drei Meter rechts von der Fahne landet, dann muss man ihn halt drei Meter links von der Fahne spielen…“

Stimmt, entbindet die USGA gleichwohl nicht von dem Vorwurf, die Grüns und Vorgrüns von Shinnecock Hills entgegen der Charakteristik des strategischen Platzes schlichtweg zu kurz gemäht zu haben. Dazu passt, was Europas Ryder-Cup-Kapitän Thomas Björn am Rand der Open de France über sein geplantes Set-up für Le Golf National im September gesagt hat: „Wenn du so einen großartigen Golfkurs hast, dann musst du mit dem sehr vorsichtig umgehen und darfst es nicht übertreiben. Lass sie einfach auf diesem Platz spielen!“

Fowler schießt sich mit Eisen 1 auf Schottland ein

Seltenes Gerät: Bei einer Open Championship darf man getrost jede Menge Wind und steinharte Fairways erwarten, flach gespielte Bälle sind da ein probates Mittel, „bump and run“ halt. Bei dem Quicken Loans hat sich Rickie Fowler schon mal darauf eingeschossen, mit einem Eisen 1 versuchte er sich an „einigen guten Schwüngen vom Abschlag“. Das „Spiel-Zeug“ ist im Bag heutiger Tour-Spieler ungefähr so selten wie eine Ballangel, aber Fowler will es bei der Scottish Open und dann in Carnoustie einsetzen. Immerhin ist er damit auch im Fall von Gewittern gewappnet: „Wenn es blitzt und donnert, halten Sie einfach ein Eisen 1 in die Luft“, hat Lee Trevino mal gesagt. „Nicht einmal der liebe Gott trifft ein Eisen 1.“

Tour bejubelt hohes französisches Fan-Aufkommen

Ja, was denn nun? Während der französische Profi Michael Lorenzo-Vera unlängst im Interview mit der „New York Times“ über das geringe Interesse seiner Landsleute an Golf und am Ryder Cup schwadronierte, hat die European Tour – vielleicht genau deswegen – jetzt stolz die Zuschauerzahlen der French Open aufbereitet. Demnach seien 43 Prozent der 51.000 Tagestickets an Fans aus Frankreich verkauft worden: „Das übersteigt deutlich die 37 Prozent an einheimischen Zuschauern unter den 45.000 Besuchern pro Tag beim Ryder Cup 2014 im schottischen Gleneagles und bestätigt die vielen Initiativen und Maßnahmen des französischen Verbands FFG im Vorfeld des Ryder Cup“, frohlockt die Tour. FFG-Vize Pascal Grizot wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Frankreich 410.000 registrierte und insgesamt über 800.000 Golfer habe.

Henderson teilt ihr Wedge – in zwei Hälften

Wutanfall: Wer mit drei Schlägen Rückstand auf die Spitze ins Finale eines Majors startet und dann auf den ersten sechs Löchern drei Bogeys spielt, der darf zurecht schlechter Stimmung sein. Freilich muss man der Laune nicht so Luft machen wie Brooke Henderson. Bei der Women‘s PGA Championship verlor die 20-jährige Kanadierin nach einem missglückten Chip an der 11 endgültig die Nerven und reihte sich in die lange Liste derer ein, die eigenes Unvermögen per Kontrollverlust am Schläger auslassen:

Wenn der Shank zum Bumerang wird

Autsch! Shank, Cart getroffen, Kopf hingehalten: Es geht fast zu schnell, um die Stationen dieses Missgeschicks zu verfolgen. Man beachte aber den Flightpartner, den es vor Lachen gleich mit niederstreckt:

McNealy und die 100-Millionen-Heimstatt

Die Summe macht die Meldung: Der Vater von US-Jung-Profi Maverick McNealy verkauft das Familien-Zuhause – für schlappe 98,6 Millionen Dollar. Das Anwesen mit der Wohn- und Nutzfläche von fast 3.000 Quadratmetern liegt in Palo Alto/Kalifornien, auf dem über fünf Hektar großen Grundstück gibt es selbstverständlich einen Golf-Übungsplatz mit zwei Puttinggrüns. Das vierstöckige Anwesen hat 20 Zimmer und prunkt zudem mit Features wie separater Pizza-Küche, Poker-Zimmer, „Panic-Room“, Billard-Zimmer, Kino-Saal, Weinkeller und einer eigenen Disco. Ein Pool samt Spa-Bereich und Gym sind in dieser Größenordnung fast selbstverständlich, eine eigene Eishockey-Halle, die zum Tennisplatz umfunktioniert werden kann, eher nicht. Aber McNealys Vater Scott, der 2010 seine Firma Sun Microsystems für 7,4 Milliarden Dollar an Oracle verkaufte, hat es laut eigener Aussage nun mal nicht mit „Segelbooten oder moderner Kunst, und ich bin zu geizig für ein Privatflugzeug“. Also habe er einen Platz geschaffen, „wohin die Freunde meiner Söhne kommen können, anstatt dass ich die Jungs ständig durch die Gegend chauffieren muss“.

(Foto: Rex Real Estat via /www.rexchange.com)

(Foto: Rex Real Estat via /www.rexchange.com)

Foto: Rex Real Estate/www.rexchange.com

70.000 Bälle: Ein Leben fürs Murmel-Suchen

Jäger und Sammler: R.J. Smith hat es weniger auf Pars und Birdies abgesehen, denn auf Golfbälle. Seit rund 80 Jahren, seit dem ersten Caddie-Job mit 11, findet und hortet der mittlerweile 90-Jährige aus Minnesota die Murmeln, spielt selbst nur gelegentlich und verbringt seine Zeit auf dem Platz stattdessen lieber im Rough und im Gebüsch. Im Northern Hills Golf Course von Rochester beispielsweise ist Smith ein Mann der ersten Stunde. „Der Platz wurde 1976 eröffnet, und R.J. war seitdem jeden Tag für zwei bis drei Stunden hier“, berichtet Head-Pro Mike Manahan. So hat es Smith nunmehr auf 70.000 Golfbälle gesammelt, die er in einem Schuppen lagert, jetzt aber verkaufen und den  Erlös wohltätigen Zwecken zukommen lassen will.

Jarrod Lyle: Rückschlag im Kampf gegen Leukämie

Bittere Nachricht: Der Kampf von Jarrod Lyle gegen den Krebs geht weiter. Der australische Profi war in den vergangenen Wochen erneut in stationärer Behandlung, nachdem Probleme mit dem Sehvermögen aufgetreten waren. Im Dezember noch hatte sich der 36-Jährige, der seit 20 Jahren unter Leukämie leidet, zum dritten Mal einer Knochenmarks-Transplantation unterzogen.

Der Mythos Open Championship

Zum Schluss: Diese Back Nine endet, wie sie begonnen hat – mit dem Blick auf das älteste Major der Welt. In zwei Wochen bittet Carnoustie zum Tanz. Und der Mythos Open lebt, perfekt vermittelt durch diese Bilder:

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