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Official World Golf Ranking – Wann wird Tiger die Nummer 1?

06. Jul. 2012 von Matthias Kiesinger in Köln, Deutschland

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Tiger in Lauerstellung                      Foto: AFP

Selbst Bo van Pelt sagte es nach dem Duell mit Tiger beim AT&T National frei heraus: Der beste Spieler der Welt heißt Tiger Woods. In der "Official Golf World Ranking" Liste ist er allerdings nur auf der vierten Position gelistet. Vor ihm stehen Luke Donald (1), Rory McIlroy (2) und Lee Westwood (3). Natürlich wird besonders in den USA erwartet, dass bald wieder ein amerikanischer Golfer die Nummer 1 der Welt sein wird. Die Frage ist nur wann? Schaut man sich das Reglement der Offiziellen World Golf Ranking (OWGR) Liste an, wird auf den ersten Blick nicht ersichtlich, wann es so weit sein kann.

The Official World Golf Ranking Points

Die OWGR-Liste (=Weltrangliste) berechnet sich über einen Zeitraum von zwei Jahren. Den Golfprofis werden je nach Abschneiden bei den Turnieren Punkte zugeordnet. Diese Punkte ergeben sich vereinfacht ausgedrückt aus der Einstufung des Turniers, der Turnierserie und dem Teilnehmerfeld des Turniers. Zu den Turnierserien gehören die PGA Tour, die European Tour, die Asian Tour, die PGA Tour of Australasia, die Japan Golf Tour und die Sunshine Tour. Außerdem werden noch Top-Ergebnisse der Canadian Tour, der OneAsiaTour, der Nationwide Tour, Challenge Tour, der Korean Tour sowie der Tour de las Américas für das OWGR gewertet.

Die letzten 13 Wochen fließen voll in die Ranglistenbewertung ein. Danach werden die Punkte für die restlichen 91 Wochen abgestuft mit eingerechnet. Die vier wichtigsten und damit auch punktemäßig wertvollsten Turniere sind die Majors, gefolgt von den Flagship Events der PGA und European Tour. Der Gewinner eines Majors erhält beispielsweise 100 Punkte, für die Players gibt es noch 80 Punkte und die BMW PGA Championship beinhaltet ein Minimum von 64 Punkten.

Erfundenes Beispiel

Nehmen wir als Beispiel einen erfundenen Golfer, "Rie Sendrive", der es schafft die "Open" (=100 Punkte) zu gewinnen. Außerdem hat Rie noch einige andere Turniere vor der Open gespielt, die ihm insgesamt 200 Punkte eingebracht haben. Allerdings zählen einige seiner Punkte nicht mehr voll in die Wertung, da sie die Frist von 13 Wochen überschreiten. Nach dem Majorsieg stehen für den Golfprofi Sendrive 270 Punkte auf dem Konto. In den letzten 104 Wochen hat er 35 Turniere gespielt. Der minimale Divisor, also die Anzahl der gespielten Turniere der Profis, liegt allerdings bei 40. Die maximale Anzahl ist bei 52 festgelegt. Also hat Rie Sendrive einen Quotienten von 270/40 = 6,75. Im aktuellen Ranking würde er auf dem 5. Rang liegen.

Natürlich ist das nur eine vereinfachte Rechnung, einige Sonderfälle wie den Home Tour Bonus oder die Stärkepunkte der Weltranglistenpositionen wollen wir an dieser Stelle außen vor lassen.

Woods wird die Nummer 1

Tiger kann schon bei der Open Championship "seinen" Golfthron zurückerobern. Natürlich muss dafür einiges zusammenkommen. Das einfachste Szenario wäre: Verpasste Cuts von Donald, McIlroy und Westwood bei gleichzeitigem Sieg von Woods. Es ist aber auch möglich, dass Woods Donald vom Thron stößt, obwohl die ersten drei der Welt den Cut bei der Open überstehen. Dann ist selbstverständlich die Platzierung der drei Konkurrenten ausschlaggebend. Der Aufwärtstrend von Woods ist unverkennbar. Leider bildet die OWGR Liste nicht die aktuelle Leistung der Golfprofis ab. Andererseits: Einen gewissen Zeitraum sollte der Klassenprimus für den Platz an der Sonne schon konstant besser als die Konkurrenz spielen.

Einen entscheidenden Vorteil hat Woods gegenüber seinen Konkurrenten: Er hat deutlich weniger Turniere gespielt. Woods kann noch sechs Turniere spielen, bis sich sein Divisor von 40 verändert. Die drei Führenden sind schon am maximalen Divisior von 52 Turnieren angelangt oder kurz davor (McIlroy = 50, Westwood = 46). Tiger braucht deshalb nicht die Punktanzahl von Donald zu erreichen (=509), um die Nummer 1 zu werden. Ihm würden 80 zusätzliche Punkte reichen (ohne Berücksichtigung der Frist von 13 Wochen und ohne Punktezuwachs für Donald/McIlroy/Westwood).

Kritik am Verfahren

Wenn es darum geht, den besten Golfer der Welt zu küren, scheiden sich die Geister an einem Punkt. Muss die Nummer 1 der Welt nicht mindestens ein Major in der Saison gewonnen haben? Die aktuelle Nummer 1 der Welt hat zwar noch nie ein Major gewonnen, spielt dafür aber sensationelles Golf und hat in 2012 auch schon zwei Turniere gewonnen, u.a. mit den BMW PGA Championship in Wentworth das Flagship-Turnier der European Tour. Auch Lee Westwood hat als Nummer 3 der Welt noch keinen Major Sieg im Lebenslauf stehen, dafür gewinnt er regelmäßig (eher unbedeutendere) Turniere auf der European Tour.

Alternatives Ranking

Rüdiger Meyer hat in seinem Golfblog eine schlüssige und ausgeklügelte alternative Rangliste entworfen. Dafür hat der Autor den Bewertungszeitraum auf 52 Wochen beschränkt und einige weitere Modifikationen vorgeschlagen, z.B. eine Anzahl von Mindest- und Maximalpunkten sowie Minuspunkte für verpasste Cuts. Die interessante Idee einer alternativen Golf-Rangliste zur OWGR kann dort nachgelesen werden. Auf dieser Liste ist Tiger Woods übrigens schon die Nummer 1 - wann er auf der offiziellen Weltrangliste den Spitzenplatz einnimmt bleibt abzuwarten, entscheidet sich aber eventuell schon bei der "Open"!

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