Panorama

Zählen nach Stableford – und wo bleibt das wahre Handicap?

28. Jul. 2014 von Imke Kuhlmann in Hamburg, Deutschland

Stableford: Eine nicht ganz umstrittene Zählweise. (Foto: Getty)

Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen

Die im Jahr 1898 von dem britischen Arzt Dr. Frank Barney Gordon Stableford erfundene und 1968 in die offiziellen Golfregeln aufgenommene Art des Zählspiels hat vor Jahren in Deutschlands Golfclubs Einzug gehalten. In den höheren Handicapklassen ist diese Wertung aktuell nicht wegzudenken.

Schwierig zu verstehen

Dr. Stableford war selbst ein hervorragender Golfspieler und erfand diese Spielform vor dem Hintergrund, selbst mit schlecht gespielten Löchern noch ein passables Gesamtergebnis erreichen zu können. Das Zählen nach diesem Punktesystem ist jedoch für manchen Golfer eine echte Herausforderung. „Die Schwierigkeit liegt schon in dem Unterschied von Stammvorgabe und Spielvorgabe, den Anfänger häufig noch nicht verstehen“, so Felix Lubenau. Der ehemalige Profi und Gewinner der deutschen Profimeisterschaft (1998) arbeitet heute in Europa als erfolgreicher Trainer.

Wie funktioniert Stableford?

Bewertet wird bei Stableford nach einem Punktesystem, mit dem unter Berücksichtigung des eigenen Handicaps der Score ermittelt wird. Jetzt  muss der Spieler den Unterschied von Stammvorgabe (das offizielle Handicap) und Spielvorgabe (die Stammvorgabe angepasst auf den Schwierigkeitsgrad des zu spielenden Platzes) kennen, denn gerechnet wird mit der Spielvorgabe. Angenommen sie ist 36, so darf der Golfer  jedes Loch mit 2 Schlägen über Platzstandard spielen um 2 Punkte zu bekommen. Hat eine Bahn Par 4, so bekommt dieser Spieler mit 6 Schlägen 2 Punkte, mit 5 Schlägen 3 Punkte, 4 Schlägen 4 Punkte, 3 Schlägen 5 Punkte und 2 Schlägen 6 Punkte, ein Hole-in-one würde an diesem Loch mit 7 Punkten belohnt. Bei 36 Punkten über 18 Löcher wurde das Handicap gespielt. Abweichungen können durch das neue CBA-System zu Stande kommen, einer Anpassung der Turnierergebnisse an die Leistungen des gesamten Teilnehmerfeldes. Angewendet wird das System wenn mehr als die Hälfte der Teilnehmer im Ergebnis vom Durchschnitt (nach oben oder unten) abweichen. Verändert wird dann nicht das Ergebnis des Spielers sondern die jeweilige Pufferzone. Alles in allem ein Hexenwerk?

Stableford = Leistungsspiegel?

Zudem fragt sich so mancher ob die Zählweise nach Stableford wirklich ein wahrer Leistungsspiegel des Golfens ist. Verfälscht dieses Spiel nicht eigentlich das Handicap eines Spielers? Besonders für Anfänger scheint es verlockend, da das Erreichen eines passablen Ergebnisses eher möglich ist als beispielsweise nach der klassischen Form des Zählspiels, dem Zählen bis zum bitteren Ende. „ Stableford ist grundsätzlich als Spielform entwickelt worden, nicht zur Handicapermittlung. Heute wird es jedoch in Deutschland grundsätzlich für die Handicapberechnung angewendet, egal wonach gespielt wird. Beim klassischen Zählspiel unterscheidet sich dadurch die Berechnung von Turnierergebnis und Handicap. Ein Spieler kann trotz eines unteren Platzes im Turnierergebnis sein Handicap verbessert haben. “ erklärt Malcom Gourd, zuständig in Sachen Golfregularien beim Deutschen Golfverband und  Mitglied des Handicap & Course Rating Commitees der European Golf Association. „Das Handicap soll das Potential eines Spielers darstellen, das wird mit Stableford erfüllt“, so die fachliche Einstufung des Profis vom DGV.

Kritik an Stableford

Anders sieht dies Felix Lubenau: „Für mich hat Stableford nichts mit dem richtigem Golfspielen zu tun. Golf heißt: So wenig Schläge, wie möglich zu machen. Ich wäre sogar dafür, Stableford abzuschaffen“. Und auf die Frage nach seiner ganz persönlichen Meinung, ergänzt auch Malcolm Gourd „Der Golfsport wurde geschaffen um einen Ball vom Abschlag bis in Loch zu spielen. Ich würde mir wünschen, dass vermehrt auch in höheren Handicapklassen das Zählspiel geübt würde.“

Richtig ist sicherlich, dass ein wahres Leistungsmessen nicht über Stableford entschieden werden kann und das reine Zählspiel dem Ursprung des Golfsports eher gerecht wird. Ist es nicht auch eine Frage der Disziplin? Umso häufiger das Zählspiel praktiziert wird, desto besser werden aufgrund der Übung die Ergebnisse werden. Ein 54er-Golfer wird sich dann gut überlegen, ob etwas mehr Praxis auf der Drivingrange und dem Puttinggreen angebracht.

Mittel zur Spielbeschleunigung

Ein anderes Argument pro Stableford scheint: In den meisten Golfclubs wird in Turnieren gern zur Spielbeschleunigung so gezählt. Doch vor allem durch die Veränderung der Handicapgrenze auf -54 sind Runden über fünf Stunden trotz Stableford keine Seltenheit. „Die Spieler riskieren bei Stableford einfach mehr und verbringen dann mehr Zeit mit dem Suchen der Bälle“, erklärt Felix Lubenau diesen Effekt, den wohl so mancher Spieler bestätigen kann.

Nicht nur, dass die ursprüngliche Zählweise beim Golfen das Leistungsniveau heben wird, jeder Spieler muss auch nachhaltig dazu beitragen die Etikette zu beherrschen. Und zu guter Letzt, machen wir es doch den Profis nach. Sie spielen in einem Turnier mehrfach denselben Platz mit eindeutig vergleichbaren Ergebnissen – eben Zählspiel klassisch.  Nebenbei bemerkt ist das ganze Zählwerk an dieser Stelle auch deutlich einfacher und gerade für Anfänger leichter zu durchblicken.

Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen
Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen

Feedback