Back Nine

Die Absurdität mancher Golfregeln am Beispiel Lexi Thompson

20. Aug. 2018 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Lexi Thompson kommt aus der Regelfalle einfach nicht raus in dieser Saison. (Foto: Getty)

Lexi Thompson kommt aus der Regelfalle einfach nicht raus in dieser Saison. (Foto: Getty)

Kleine Ursache, große Wirkung: US-Star-Proette Lexi Thompson hat bei der Indy Women in Tech Championship auf der LPGA Tour ein unfreiwilliges Beispiel für die Absurdität mancher Golfregeln geliefert. Auf dem durchnässten Geläuf des Brickyard Crossing Golf Club, der im legendären Indianapolis Motor Speedway liegt, wurde mit Besserlegen gespielt, und die Titelverteidigerin schlug auf der Par-5-Zehn ihren Ball aufs benachbarten Fairway der Bahn 6.

Als sie dort ihren Ball aufhob, um ihn zu reinigen, wurde sie von einem Offiziellen belehrt, dass die Besserlegen-Ausnahme immer nur für das jeweils tatsächlich zu spielende Fairway gelte und nicht pauschal für den ganzen Platz. Da Thompson somit ihren ruhenden Ball unzulässigerweise aufgehoben hatte, bekam die 23-Jährige einen Strafschlag (Regel 18-2). Hätte sie den Ball von dort geschlagen – wovor der Offizielle sie bewahrte –, wären es zwei Strafschläge wegen Spielens von der falschen Stelle gewesen.

Nun mag man das als Lappalie ansehen, zumal bei einer temporären Platzregel wie dieser, oder als Dummheit von Thompson, die möglicherweise die Local Rules nicht richtig gelesen hat. Aber letztlich stehen solche Vorfälle exemplarisch für den Wust von Golfregeln, die vielfach in sich noch mal in Varianten aufgeteilt sind, und damit für einen gewissen Regel-Irrsinn, der durch die 2019 eintretenden Vereinfachungen nicht wirklich aus der Welt geschafft wird. Ja, Regeln müssen sein! Wenn sie sich allerdings fast zum gordischen Knoten auswachsen, dann darf man sich nicht wundern, dass viele Leute und vor allem Neulinge dem Spiel und seinen zusätzlichen Kompliziertheiten (schnell wieder) den Rücken kehren.

Koepkas Freude über Woods‘ „großartige Geste“

Nachwehen: Mit der US Open und der PGA Championship zwei Majors hintereinander zu gewinnen, ist allein schon etwas, was einen Golfer in ziemlich Gemütsaufruhr versetzen kann. Für Brooks Koepka indes gesellte sich noch ein besonderer Moment zum Gefühl des Triumphs. Als der 28-Jährige vor zwei Wochen als neuer PGA Champion vom 18. Grün des Bellerive Country Club ging, wartete am Eingang zu Scoring-Bereich kein anderer als der zweitplatzierte Tiger Woods auf Koepka, um zu gratulieren.

„Das war total surreal“, staunte der nunmehr dreifache Majorsieger dieser Tage noch über den neuen Woods. „Seinetwegen habe ich mit dem Golfspielen begonnen. Ich habe alles mögliche erwartet, allerdings nicht, dass er noch da sein und auf mich warten würde. Das war irgendwie die großartigste Geste, die er hätte machen können.“

Norweger gewinnt die US Amateur

Fürs Geschichtsbuch: Viktor Hovland heißt der neue US Amateur Champion, er ist der ersten Norweger, der den prestigeträchtigen Titel gewonnen hat. Nach einer hochklassigen Woche ließ der 20-Jährige aus Oslo auf den Pebble Beach Golf Links auch seinem Finalgegner Devon Bling aus Kalifornien mit 6&5 nicht den Hauch einer Chance. In seinen sechs Matches dieser 118. Auflage um die Havemeyer Trophy hatte Hovland, der in den USA für Oklahoma State spielt und mit seinem Team auch die NCAA Meisterschaft holte, über 104 Löcher nur ein einziges abgegeben.

Zuvor hatte es ein Unikum in der Geschichte der US Amateur gegeben, als sich nach den zwei Zählspielrunden zu Beginn der Woche 24 Spieler in einem Play-off um den 64. und letzten freien Platz für die Matchplays „balgten“. Das Stechen war allerdings nach zwei Löchern auch schon wieder beendet, Jacob Bergeron hatte das beste Ende für sich. Als einziger deutscher Teilnehmer hatte Hurly Long (Mannheim-Viernheim), der mit 61 Schläge den Platzrekord von Pebble Beach hält, im Strokeplay den Cut verpasst.

Tiger-Caddie LaCava und sein Deal mit dem Pöbler

Schmiergeld: Tiger Woods‘ Caddie Joe LaCava hat jetzt bei ESPN eine ziemlich schräge Geschichte vom WGC – Bridgestone Invitational enthüllt, als sein Chef von einem Pöbler wüst angebrüllt wurde. LaCava hatte sich dem Mann zugewandt und ihm empfohlen, er solle sein Theater doch woanders veranstalten. Daraufhin meinte dieser, was es LaCava wert wäre, wenn er gehen würde? Eventuell den Ticketpreis? Tigers Bagman zückte tatsächlich sein Portemonnaie und bot dem Schreihals 25 Dollar an, die der auch nahm und sich darauf hin ein Stück entfernte, dann freilich nachverhandeln wollte. Inzwischen aber waren Sicherheitsleute eingetroffen und „halfen“ dem Rowdy zum Ausgang. Woods selbst hatte übrigens von alldem wenig mitbekommen, er war völlig auf die Planung seines anstehenden Schlags aus dem Rough konzentriert.

Drei Hole-in-ones an einem Finaltag

Kaum zu glauben: Die 51-jährige Amateurgolferin Ali Gibb hat dieser Tage ihren Titel als Clubmeisterin im englischen Croham Hurst Golf Club verteidigt. Na und, werden Sie fragen? Gibb erzielte beim 36-Loch-Finale allerdings sage und schreibe drei Hole-in-ones. Die ersten beide jeweils auf der 123 Meter langen Bahn 5, das dritte dann über 160 Meter auf Loch 11. Damit erzielte die alte und neue Titelträgerin an einem Tag so viele Asse, wie sie in allen ihren Golfjahren zuvor geschafft hatte.

Hätte Robinson doch Schläger und Bälle gehabt...

Überlebenskit: Stell dir vor, du strandest auf einer einsamen Insel. Und außer dir wird nichts weiter angespült, als eine Kiste Golfbälle samt Schläger. Das Überleben ist gesichert – jedenfalls, wenn man dem spanischen Kanal „Movistar“ folgt, der mit diesem großartigen Clip seine Übertragungen von der US Open beworben hat. Da bleibt nur die Frage: Wie hat der arme Robinson Crusoe es bloß ohne eine solche Basisausrüstung geschafft?

Kevin Stadler: Frustanfall endet mit verletztem Fan

Schlechtes Bild: Die Luft wird dicker auf den Golfplätzen, es gibt öfter Meldungen über Wutanfälle oder Kontrollverluste. Und leider neigen auch Profis zu Unbeherrschtheiten, die nicht immer folgenlos bleiben. Bei der Portland Open auf dem Web.com-Tour hat Kevin „Smallrus“ Stadler einen Zuschauer verletzt, unabsichtlich natürlich, aber als Folge eines Ausrasters. Nach einen misslungen Abschlag an einem Par 3 rammt der 38-jährige Sohn des 82er Masters-Siegers Craig „The Walrus“ Stadler vor lauter Ärger das Eisen 7 in den Boden und schlug es anschließend gegen seinen Schuh. Dabei brach der Schlägerkopf ab, flog durch die Gegend, traf den Fan am Kopf und verursachte eine stark blutende Platzwunde, die mit sechs Stichen genäht werden musste.

Streit auf Golfplatz endet mit Verlust eines Fingers

Raue Sitten: Vom Profilager in den Amateurbereich, wo übermäßiger Ehrgeiz und Frust bei manchen „Sportkameraden“ offenbar den Spaß am Spiel ausradieren. In Plymouth/Massachusetts hat die Polizei laut Bericht eines regionalen TV-Senders einen 47-jährigen Golfer verhaftet, der aus bisher ungeklärter Ursache auf dem Southers Marsh Golf Club mit einem anderen Spieler (57) in Streit geraten war und diesem dabei einen halben Finger abgebissen hat.

Mit dem Putter durch den Bunker

Zum Schluss: Miese Balllage, doofes Sandhindernis im Weg, zu wenig Grün bis zur Fahne, um mit dem Pitch zu spielen? Macht nichts, einfach den Putter nehmen! Geht nicht? Geht nicht gibt‘s nicht, wie man sieht:


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