Panorama

Wenn der Bernhard mit dem Kaiser und dem Johan golft

18. Sep. 2014 von Michael F. Basche in Vorbeck, Deutschland

Franz Beckenbauer, Bernhard Langer und Johan Cruyff golfen gemeinsam in einer Neuauflage des Fußball-WM-Finals von 1974.

Franz Beckenbauer, Bernhard Langer und Johan Cruyff golfen gemeinsam in einer Neuauflage des Fußball-WM-Finals von 1974. (Foto: WINSTONgolf Senior Open)

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So ist er, der Bernhard Langer: Sucht seine Flightpartner zuerst auf der Driving Range. Doch Franz Beckenbauer und Johan Cruyff haben derweil zum Pressegespräch Platz genommen und plaudern über das Finale der Fußball-WM vor 40 Jahren, den Champions-League-Auftakt der Bayern und die Qualitäten von Münchens Coach Pep Guardiola. „Ich dachte, ihr seid beim Training, stattdessen sitzt ihr hier und quatscht“, flachst Langer, als er seine Mitspieler endlich aufgespürt hat.

Golf-Duell der beiden Fußball-Kapitäne von 1974

Zwei einstige Weltfußballer auf dem Golfplatz, dazu ein Weltklasse-Golfer als Leitfigur im Flight: Öffentlichkeitswirksamer hätte der Auftakt zur WINSTONgolf Senior Open 2014 kaum sein können. Beim Donnerstags-ProAm spielten Franz Beckenbauer und Johan Cruyff parallel ihren ureigenen Wettbewerb, ein „Remake“ des Münchner Endspiels von 1974 zwischen Schwarz-Rot-Gold und Oranje, diesmal mit Golfschlägern und über 18 Loch.

Geboren wurde die Idee in den Nachwehen des 2013er-Turniers; sie ist nicht mal abwegig, die Anlage in Vorbeck nahe Mecklenburg-Vorpommerns Landeshauptstadt Schwerin gehört der holländischen Unternehmerfamilie Pon. Wenn dann noch Altmeister Langer die Champions Tour unterbricht, um zum zweiten Mal nach 2012 hier abzuschlagen, ist das Spektakel perfekt.

Kleiner Kick am ersten Abschlag

Szenenwechsel, WINSTONopen-Kurs, Abschlag eins. Unter den gestrengen Augen seines omnipräsenten Bruders Erwin absolviert Bernhard Langer letzte Interviews fürs Fernsehen, lässig auf den Driver gestützt. Ein paar Minuten später kommen Beckenbauer und Cruyff sowie WINSTON-Patron Wijnand Pon, der Oranje im Flight der Stars komplettiert. Schnell kullern auch ein paar Fußbälle ins Blickfeld, „Kaiser Franz“ und „König Johan“, selbst Bernhard Langer, lassen sich nicht lange bitten: Ein Schlenzer, ein Kurzpass, ein bisschen Jonglieren mit Spann und Knie, so viel Zeit muss sein. Die Kollegen aus den Fußball-Redaktionen, von der Kicker-Prominenz scheinbar schockweise angelockt, sind begeistert.

Dann wird gegolft. Langer eröffnet standesgemäß, platziert seinen Ball in den idealen Anspielwinkel zum Grün der Par-5-Auftaktbahn. Das zahlreich vertretene Publikum raunt und applaudiert. Die drei anderen Herren schlagen von Gelb ab und bleiben trotzdem etliche Dezimeter kürzer.

Beckenbauer, der binnen weniger Stunden über München und Salzburg nach Vorbeck kam und im Pressegespräch schon mal vorgebaut hatte („1974 war ich besser vorbereitet, ich habe nur drei Stunden geschlafen“), setzt die Kugel Mitte Fairway. Beifall. Cruyff und Pon landen im linken Semirough. Höfliches Klatschen, Deutschland hat auch heuer unüberhörbar ein Heimspiel.

Bernhard Langer gibt Tipps und hofft auf Deutschland

Für die beiden Fußball-Heroen ist der Auftritt in Mecklenburg-Vorpommern in doppelter Hinsicht ein „Blind Date“. „Gegeneinander haben wir noch nie Golf gespielt", erzählt Johan Cruyff. Den Parcours kennen sie auch nicht, der Niederländer verschaffte sich immerhin am Vortag schon mal einen Eindruck. Gut, dass Bernhard Langer mit von der Partie ist. Der 57-Jährige, diszipliniert und akribisch wie von ihm gewohnt, hat direkt nach der Anreise und trotz des Jetlags eine Proberunde absolviert und seine Ortskenntnisse aufgefrischt: „Der Platz ist in absolut perfektem Zustand.“

Und wie steht‘s gleich während der Runde mit Tipps fürs Course-Management oder Shotmaking? „Die gebe ich selbstverständlich beiden“, verrät er Golf Post, Beckenbauer wie Cruyff. „Aber“, lächelt Langer, „ich hoffe natürlich, dass Deutschland sie besser umsetzt.“

Leistungsgerechtes Unentschieden

Die Neutralität des zweifachen Masters-Siegers blieb indes gewahrt. Beckenbauer und Cruyff, mit nahezu gleichen, knapp zweistelligen Handikaps ausgestattet, spielen auf dem Par-72-Kurs jeweils 31 Stableford-Punkte, dabei gelang dem Niederländer erst am Schlussloch der Ausgleich. Folgerichtig durften anschließend beide an die Trophäe greifen. So endete nach dem WM-2:1 von 1974 diesmal die Golf-Nationenwertung mit einem leistungsgerechten Unentschieden, wie es bei den Fußballern so schön heißt.

Franz Beckenbauer freilich hätte gerne noch eine Entscheidung per Verlängerung herbeigeführt: „Zwischen Deutschland und Holland gibt‘s keine Freundschaftsspiele!“, sagte er zwinkernd. Aber schließlich entschieden sich die Altstars für ein Weißbier. Nur Bernhard Langer nicht, der ging stattdessen zum Putten aufs Übungsgrün.

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