Golfplätze

Der gute Golfplatz: Jedes Loch eine unterschiedliche Aufgabe

21. Feb. 2014 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Augusta National Golf Club

Das zwölfte Loch des Augusta National. (Foto: Getty)

„Ein Golfplatz“, so hat es der arrivierte US-Architekt Dr. Michael Hurdzan definiert, „ist eine räumliche Anordnung von Spielbahnen auf einem Stück Land mit festgelegten Startpunkten und bestimmten Zielpunkten, die durch ein in den Boden geschnittenes Loch gekennzeichnet sind.“ Golfplatz-Design ist folglich die Anordnung und Ausgestaltung dieser Spielbahnen, eine hochgradig komplexe Angelegenheit mit fast unendlichen Variationsmöglichkeiten.

Golfen im Uhrzeigersinn

Allem zugrunde liegen natürlich Schnitt und Beschaffenheit des Geländes, nicht zuletzt das Budget. Aber es geht um kluges Layout und exquisites Design, um den vollendeten Kurs, und auf dem verlaufen die Bahnen idealerweise im Uhrzeigersinn. Weil 90 Prozent der Golfer geborene Slicer sind, möchte die rechte Seite der Fairways möglichst nach innen, quasi in den Platz hinein, zeigen. Wandern die Löcher rückwärts ums Ziffernblatt, dann ist bei knappem Gelände rechts gern Aus, oft auf den Anfangsbahnen, wo Schwung und Spielrhythmus eh noch unrund sind.

Von Mark Twain ist überliefert: „Golf verdirbt einen guten Spaziergang.“ Intelligentes und kreatives Design bewahrt vor solch unliebsamen Erkenntnissen. Denn in erster Linie will ein Golfplatz Vergnügen und Entspannung vermitteln, was Anspruch und Herausforderung übrigens nicht ausschließt. Nur fair soll‘s sein. Dafür orientiert sich der Architekt bei seinen Planspielen an einer Handvoll unabdingbarer Kriterien. Als da wären:

Kriterien für den Aufbau der Spielbahnen

Sicherheit, weil bei Anordnung der Bahnen die Seiten- und Längenstreuung von Bällen und entsprechende Pufferzonen eingeplant werden müssen.

Flexibilität durch unterschiedliche Abschläge, die eine variable Platzlänge ermöglichen und alle golferischen Spielstärken berücksichtigen.

„Shot Value“, mit dem die Verschiedenheit und Schwierigkeit von Golfschlägen gemeint ist. Kurz gesagt sollen Längenvielfalt der Bahnen und variantenreiche Gestaltung von Zielbereichen dazu führen, dass alle Schläger im Bag gebraucht und überdies in verschiedenen Schlagvarianten eingesetzt werden müssen.

Spielbahnenfolge und Spielfluss, womit die Steigerung auf der Front wie auf der Back Nine zu einem oder mehreren Zwischenhöhepunkten und schlussendlich zum „Finale Grandioso“ gemeint ist. Das schließt eine wohltemperierte Verteilung der unterschiedlichen Pars ebenso ein wie die wechselnden Ausrichtungen der einzelnen Bahnen zur vorherrschenden Windrichtung. Hurdzan nennt es den „emotionalen Wirbel von sich dauernd ändernden Spannungen bezüglich des Geländes, der Länge der Löcher und der Schwierigkeit der einzelnen Golfelemente“.

Unsitte langer Par drei

Zum Spielfluss gehört auch, das erste Par-drei-Loch möglichst weit entfernt vom Auftakt der Runde zu positionieren. So verteilen sich die startenden Golfer schon über Par-vier-Bahnen und vielleicht ein Par fünf, statt allzu schnell auf den Vor-Flight aufzulaufen und am Abschlag zu warten, weil der noch auf dem Grün rumpusselt.

Hier ist ein Wort fällig zur Unsitte überlanger Par-drei-Löcher, bei denen die schiere Entfernung kaschieren soll, dass es für raffinierte Grünkomplexe dem Architekten an Können oder dem Etat an „Kleingeld“ fehlte. Was für einen Sinn haben 200 Meter entfernte Fahnen, die angesichts einer Reichweite des Durchschnittsgolfers von rund 180 Metern für die meisten Spieler selbst mit dem Driver nicht zu erreichen sind? Sowieso, Par-drei-Spiel ist „Target Golf“!

Wie‘s geht, zeigt eines berühmtesten Par drei der Welt, die 112 Meter lange Acht von Royal Troon in Schottland. Auf der „Postage Stamp“ (Briefmarke) mit ihrem winzigen und gnadenlos bewachten Grün ist alles drin, vom Ass (Ernie Els, Open 2004) bis zum Triple-Bogey (Tiger Woods, Open 1997). 1950 spielte der deutsche Amateur Hermann Tissies gar eine 15.

Länge des Golfplatzes ist nicht alles

Überhaupt: Der Distanzen-Wahn. Als ob Länge alles wäre in der Golfplatz-Architektur! Das als „Boutique“-Kurs verniedlichte Merion hat 2013 bewiesen, was superbes Design ausmacht: Justin Rose gewann die US Open mit einem Score von +1.

Ein virtuoser Architekt plant nicht bloß mit dem Metermaß, er arrangiert innerhalb des kunstvoll komponierten Gefüges von Loch- und Lochtypen-Abfolge genug Elemente, mit denen über die gesamte Runde das komplette Spiel und vor allem das Hirn des Golfers gefordert werden.

Dazu gehören geschickt platzierte Sandhindernisse mit manchmal trickreichen Bauweisen, Wasser im Zusammenspiel mit strategischem oder heroischem Design, nicht zuletzt die hohe Schule der Grün-Anlagen mit ihrer mannigfaltigen Klaviatur von Formen und Konturen, Plateaus und Breaks, falschen Fronten oder verdecktem Gefälle. Wie sagte schon Donald Ross, der ursprüngliche Architekt des diesjährigen US-Open-Kurses Pinehurst: „Mach‘ jedes Loch zu einer unterschiedlichen Aufgabe!“

 


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