Panorama

Not made in Germany: TV-Produktion im Golfsport

23. Nov. 2012 von Juliane Bender in Köln, Deutschland

Darren Clarke im Kamerafokus

An jedem Loch eine Kamera: Golf-TV-Produktionen sind sehr aufwendig. (Foto: Getty)

Golfturniere sind speziell, in fast jeder Hinsicht. Für den Sport-TV-Produzenten ist nur eines normal: Es wird ein Sieger gesucht. Ansonsten gibt es keine Uhr, es gibt kein Spielfeld, es gibt nur eine weitläufige Parklandschaft, die sich nicht selten - wie etwa in Dubai bei der DP World Tour Championship - über rund 7000 Meter erstreckt,  mit oft über 150 Spielern, die über die gesamte Parkanlage verstreut ihr Spiel machen.

Enormer Aufwand für die TV-Bilder

Für die Übertragung im TV heißt das, dass Produzent und Regisseur ihre Kameras schlau positionieren müssen. Um das möglich zu machen, wimmelt es im Vorfeld - meist am Montag und Dienstag vor einem Turnier - auf dem Platz von Technikern und Ingenieuren, die die komplette Anlage mit bis zu 50 Kilometer Kabeln verlegen. Bei Liveübertragungen zeigen zwischen zwölf und 26 Kameras das Spiel der Golf-Asse, über 70 TV-Mitarbeiter sind bei einem Championship-Wochenende dabei, Bilder aufzuzeichnen, zu schneiden, mit Grafiken zu versehen und über den Äther zu senden.

Die TV-Bilder werden für die Welt produziert

Und warum werden die Deutschen im deutschen Fernsehen so selten gezeigt? Die Regie stellt meist internationale Topstars wie Rory McIlroy und Tiger Woods sowie die Führenden eines Turniers in den Vordergrund. Je nach Austragungsort spielen auch Lokalmatadoren eine Rolle. Für deutsche Spieler bedeutet das, dass sie am ehesten dann gezeigt werden, wenn das Turnier in Deutschland stattfindet oder wenn ein Deutscher mal vorne mitspielt.

Warum die Regie so entscheidet und nicht anders, ist vor allem dem Auftraggeber geschuldet. Und der ist eben nicht Sky. Bei Turnieren der European Tour, der South African Tour, der Sunshine Tour, beim in Europa ausgerichteten Ryder Cup und bei World Golf Championships ist der Auftraggeber die Agentur IMG Media. IMG produziert laut European Tour zusammen mit European Tour Productions (ETP), einer Tochterfirma der European Tour, den "World Feed" und verkauft ihn - der Name sagt es - in die ganze Welt; also zwar auch an Sky Deutschland, aber eben nicht nur.

Wenn die Deutschen also nicht durch allerbeste Leistung auffallen, ist die Aufmerksamkeit der Regisseure und Kameramänner wieder bei anderen. Sky kann dagegen nichts machen und sagt: "Da sitzen andere Länder - Spanien mit Sergio Garcia, Irland mit Padraig Harrington - im selben Boot. Die würden ihre Stars auch gern öfter sehen und müssen dafür auf gute Leistungen hoffen. Anders ist es aber nach derzeitigem technischen Stand logistisch schlicht nicht möglich", erklärt Dirk Grosse, Head of Sports beim deutschen Bezahlsender.

Sky nur in Ausnahmefällen selbst vor Ort

Bisher liefert der TV-Sender Sky als einziger deutscher Sender Golf-Liveübertragungen und nutzt dabei zwei Modelle: zum einen die Bilder von IMG, die Sky als fertiges Produkt kauft, eventuell noch durch eine Grafik ersetzt und aus der Sprecherbox in München live kommentiert. Zum anderen - deutlich seltener - wird der World Feed durch eigene Berichterstattung vor Ort ergänzt. Letzteres kommt nur infrage, wenn ein Event in Deutschland stattfindet.

Beim Turnier auf Gut Kaden Ende Juli dieses Jahres fügte Sky dem World Feed eine Call-In-Sendung (Live-Sendung mit Zuschauerbeteiligung) hinzu und kommentierte zusätzlich live vom Platz. "Im Endeffekt will der Golf-Zuschauer ja aber bestes Golf sehen und nicht nur die nationalen Stars", so Dirk Grosse von Sky, "und da ist der World Feed die beste Lösung."


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