Panorama

Was macht eigentlich ein…: Golf-Marshall?

31. Mai. 2013 von Janek Weiss in Berlin, Deutschland

Golf-Marshall in Augusta

Ein Golf-Marshall in Augusta: Auch während des Turniers muss er auf die Einhaltung der Regeln und Etikette achten. (Foto: Getty)

Damit eines klar ist: Ein Golf-Marshall führt kein leichtes Leben. Er muss auf dem Golfplatz für Ordnung sorgen. Damit ihm das gelingt, weist er Spieler auf Etikettenverstöße hin, erinnert ans Bunker harken oder wirft auch mal Etikettenrowdys vom Platz. Beste Sympathiewerte sind ihm nicht vergönnt und manchmal, nach einer frustrierenden Runde, entbrennen am 19. Loch sogar hitzige Diskussionen wegen der „Nase“ in dem Golf-Cart mit dem roten Fähnchen.

Golf Marshall – Ein Ehrenamt

Dabei ist Golf Marshall in Deutschland kein klassischer Brotberuf, sondern oft ein ehrenamtlich ausgeübter Gefallen. Auf den meisten Plätzen liegt die Verantwortung für einen reibungslosen Spielablauf in den Händen von Freiwilligen, die sich meist selbst leidenschaftlich dem Spiel verschrieben haben und die ihre Zeit zum Wohle des Spiels opfern. Lediglich eine DGV-Stammvorgabe von -36 und die Mitgliedschaft in einem DGV-Verein wird empfohlen. Allerdings organisiert zum Beispiel der Golf-Verband Niedersachsen-Bremen e.V. oder der BGV Seminare für Platz-Marshalls, an denen auch Mitglieder anderer Golfverbände teilnehmen können. Solche Kurse erleichtern natürlich den Einstieg, sind aber nicht zwingend.

Die Ausbildung zum Golf-Marshall

In 16 Unterrichtseinheiten zu 45 Minuten wird das Betätigungsfeld einer kompetenten Platz-Aufsicht vermittelt. Die Betreuung und Überwachung des flüssigen Spiel- und Turnierbetriebs, die Wahrung der Etikette, die Platzpflege, Überprüfung der Club-Plaketten und Greenfees, eine erste Notfallversorgung, Platzinformationen und Hilfe bei Regelfragen.

Es ist eine professionalisierte Version dessen, was jedem ehrbaren Golfer in Fleisch und Blut liegen müsste - bestenfalls gepaart mit einer verbindlichen Seniorität, bewaffnet mit gewinnbringender Freundlichkeit und ausgestattet mit Respekt gegenüber eines jeden einzelnen, der dem Spiel mit dem weißen Ball frönt.

Der Marshall sollte sich selbst als ist ein Glied in der Servicekette verstehen, als Sprachrohr zwischen dem Sekretariat und der Realität draußen auf dem Platz. Er sollte von allen Platznutzern als Servicemitarbeiter des Clubs geschätzt werden.

Wahrheit und Dichtung

Die schnöde Theorie und bittere Wahrheit trifft sich meist irgendwo in der Mitte. Ein Marshall sollte sich auf keinen Fall in den Vordergrund spielen, die Blockwartmentalität vermeiden. Anders als bei professionellen Turnieren geht es nicht um Millionen, der Spaß ist das Ziel und oberstes Gebot. Aber auch der zahlende Golfer hat sich an die Haus- und Platzregeln zu halten, die der Marshall explizit zur Durchsetzung zu bringen hat.

Beispiele sind mannigfaltig: Sieben Stunden für 18 Loch zu brauchen, ist ein Unding. Das passiert Golfern immer wieder, die sich auf dem Platz 'verquatschen'. Der Marshall ist dazu da, für Beschleunigung zu sorgen. Die Pitch-Gabel auf der Runde – oder zumindest die Idee ein Tee als solche zu benutzen – ist auch immer eine freundliche Erinnerung wert. Oft genug wird solch ein gut gemeinter Rat von den Golfern als Affront gewertet, was schade ist.

Das rote Fähnchen auf dem Marshall-Cart, es markiert einen Freund des Golfsports. Wer mit sich und dem Spiel im Reinen ist, die Etikette und Aura des Spiels verinnerlicht hat, sollte ihm auf seinem Heimatplatz deshalb auch mal ein kühles Blondes ausgeben. Er hat es verdient.

In diesem Sinne, schönes Spiel!


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