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Solheim: „Damengolf hatte noch keine Chance sich zu entwickeln“

21. Sep. 2015 von Juliane Bender in St. Leon-Rot, Deutschland

John Solheim - CEO von PING - ist der Sohn des Solheim-Cup-Gründers Karsten Solheim. (Foto: Getty)

John Solheim - CEO von PING - ist der Sohn des Solheim-Cup-Gründers Karsten Solheim. (Foto: Getty)

Während des Solheim Cup in St. Leon-Rot hat John Solheim oft an Tee 1 gestanden, um allen Spielerinnen vor ihren Matches ein paar Worte mit auf den Weg zu geben. "Ich habe ihnen alles Gute gewünscht und ihnen gesagt, sie sollen ihr Bestes geben", erzählt Solheim. Wirklich kurze Gespräche seien das nur gewesen: "Ich wollte ihnen nicht im Weg sein, nur ein bisschen das Eis brechen."

Der US-Amerikaner mit dem gepflegten, weißen Bart ist der Sohn Karsten Solheims, dem Gründer des Solheim Cup und der Golffirma PING. Seit 1997 ist er nun PING-Geschäftsführer und führt mit dem Solheim Cup weiter, was sein Vater begründet hat. Mit dem Solheim Cup gehört die Familie Solheim noch immer zu den größten Unterstützern des Damengolfsports in Europa und den USA. Als CEO des weltweit agierenden Familienunternehmens, das bald wiederum einen Generationenwechsel durchleben wird, steht Solheim im Interview mit Golf Post an Tee 1, seine Stimme entgegen der Aufregung auf dem Platz ganz ruhig, fast leise.

Golf Post: Herr Solheim, wie zufrieden sind Sie mit dem Solheim Cup in Deutschland?

John Solheim: Ich finde es wundervoll. Es ist sehr gut organisiert und die Stimmung toll. Ich kenne Deutschland schon länger; früher war ich oft in Heidelberg, weil wir dort unsere deutsche Filiale hatten. Außerdem gehe ich als Autoliebhaber gern auf die IAA in Frankfurt.

Golf Post: Der Solheim Cup feierte mit der Ausgabe in St. Leon-Rot sein 25-jähriges Jubiläum. Warum hat Ihr Vater 1990 den Solheim Cup ins Leben gerufen - welche Motivation steckte dahinter?

John Solheim: Naja, zu dieser Zeit haben wir vier LPGA-Events unterstützt. Mein Vater glaubte, dass Frauengolf nicht die Aufmerksamkeit bekam, die es verdiente. PING war der größte Sponsor, den die LPGA damals hatte und so fragte man uns 1990, ob wir ein Ryder-Cup-ähnliches Event unterstützen würden. Nachdem wir in der Familie darüber nachgedacht hatten, war für meinen Vater [Karsten Solheim, Anm. d. Red.], meine Mutter und mich klar, dass wir es nur machen, wenn wir mindestens zehn Events bekommen.
Dann ging's los. Das erste Event war noch im gleichen Jahr; nicht riesig, nur acht Spielerinnen in jedem Team, aber wir haben es geschafft und es war ein tolles Event. Damals dachte jeder, die USA würde dieses Turnier dominieren. Zwei Jahre später aber waren wir in Schottland und die Europäerinnen gewannen es am Finaltag nach einer beeindruckenden Leistung in den Einzeln. Danach ist es explodiert. Mein Vater wollte, dass die ganze Welt es sieht, also haben wir es ins Fernsehen gebracht - in den USA zumindest, die europäische Seite hat das separat gemanagt.

Golf Post: Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Damengolf in Europa? Warum ist es in den USA soviel größer als hier?

John Solheim: Es gibt keinen Grund, warum europäisches Damengolf nicht populärer ist als es ist. Es hat einfach noch keine Chance gehabt, sich zu entwickeln. Wenn man nach Asien schaut, Korea oder Japan, dort ist Damengolf im Fernsehen populärer als das der Männer. Hier ist das noch nicht so. Hoffentlich arbeiten die Touren zusammen und helfen sich gegenseitig beim Wachsen. Es ist schön zu sehen, dass sie die Ladies British Open und die Evian Championship gemeinsam veranstalten, um zwei Majors in Europa zu haben.

Golf Post: Was ist Ihr Eindruck, warum Damengolf sich ausgerechnet in Europa so langsam entwickelt?

John Solheim: Da spielen viele wirtschaftliche Fragestellungen eine Rolle, zum Beispiel, wie man Unternehmen dazu bekommt, in Damengolf zu investieren. Es wird eine Weile dauern. Wie in den USA... Wir hatten wir ein paar Tourchefs, die nicht besonders stark waren. Ich denke, hier war es ähnlich. Ivan hingegen [Ivan Khodabakhsh, LET-CEO, im Amt seit Januar 2013, vorher CEO der World Series of Boxing, Anm. d. Red.] hat ein gutes Gefühl für die Langzeitentwicklung und das ist das, was wichtig ist. Mit den Olympischen Spielen werden hoffentlich weitere Länder in den Golfsport involviert. Golf ist ziemlich neu für Länder wie Deutschland und Frankreich. Dort war es immer ein Sport der Reichen und es beginnt erst, sich zu ändern. In Schweden und Spanien wächst der Sport; wenn ein bisschen was davon auch hierher schwappt, wäre das toll.

Golf Post: Sie haben den PING Junior Solheim Cup gegründet. Warum haben Sie ihn nur für Mädchen gemacht und nicht einen gemischten wie beim Junior Ryder Cup?

John Solheim: Wir wollten es schnell umsetzen. Als ich hörte, dass es einen Junior Ryder Cup gibt, da dachte ich, sowas brauchen wir auch! Wir haben mit den Mädels angefangen und ich mag es so. Was wir ganz sicher nicht wollen, ist das der Junior Ryder Cup seinen Mädelsanteil wieder abschafft. Also gebt uns Zeit und wir überlegen das mal. Bisher haben wir noch nicht einmal drüber nachgedacht.

Golf Post: Sie sind Geschäftsführer von PING seit 1997; was hat den Golfmarkt in den letzten Jahren am meisten geprägt?

John Solheim: Viele Sachen sind passiert, die nicht gut waren für den Golfmarkt. Es hat einen Preiskrieg gegeben, solche Sachen. Wir glauben an unsere Produkte und daran, sie weiterzuentwickeln. Damit haben wir die Golfindustrie revolutioniert, aber was zurzeit passiert... Viele neue Materialien, neue Technologien! Ich habe immer davon geträumt, die Spinrate des Balles zu reduzieren und plötzlich haben wir Trackman und solche Sachen und können uns ganz genau anschauen, was mit dem Schläger und dem Ball passiert.
Man sieht es am G30-Driver; er ist so lang und gleichzeitig so feherverzeihend! Wir mussten ihn aber erst entwickeln: Mit seinen leichteren Materialien oben, den schwereren unten, der Schlagfläche aus Titan, die nur nach einer speziellen Hitze-Behandlung der Belastung eines Drives standhält. Und die Turbulatoren, die ähnlich wie bei einem Auto den Luftstrom kanalisieren. Es geht darum, sich woanders umzuschauen, es auf den Golfschläger zu übertragen und am Ende alles zusammenzusetzen.

Golf Post: Was glauben Sie: Kommt Physik irgendwann an ihre Grenzen oder werden die Technologien immer und immer besser?

John Solheim: Technologie wird sich immer weiter entwickeln. In der Zeit, als mein Vater mit neuen Technologien experimentiert hat, hatten sie es noch recht schwer. Sie mussten umständlich und mit viel Material experimentieren. Heute haben wir die Möglichkeit, Materialien zu mischen und unterschiedliche Stärkegrade anzuwenden: die Schlagfläche kann dicker oder dünner sein als der Körper, das gleiche mit oben und unten. Das macht Spaß! Technologie und Design sind bei weitem die Bereiche, die mich am meisten begeistern und wir haben ein großartiges Team, das sich wirklich reinhängt in die Entwicklung. Es macht einfach Spaß, dabei zu sein.

Golf Post: Das merkt man Ihnen an! Alles Gute und vielen Dank für das Gespräch, Herr Solheim.


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