Panorama

Linksgolf: Wie die Altvorderen das Spiel definierten

04. Okt. 2012 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Martin Kaymer spielt mit seinem Manager Johan Elliott bei der Alfred Dunhill. (foto: getty)

Hier an Schottlands Ostküste hat wahrscheinlich alles angefangen: Irgendwo nördlich der Hauptstadt Edinburgh, auf dem Boden der Grafschaften Fife und Angus, wo an diesem Wochenende in St. Andrews, Carnoustie und Kingsbarns die Alfred Dunhill Links Championship gespielt wird. Irgendwann vor knapp 600 Jahren, als der Müßiggang mit Schläger und Ball auf den Links, den unfruchtbaren Streifen zwischen Küstenlinie und Ackerland, begann, sich zu dem zu entwickeln, was wir heute Golf nennen.

Alte Plätze sind das Fundament des Golfsports

Die alten Plätze wie der legendäre Old Course von St. Andrews oder die Links von Carnoustie sind das Fundament des Golfsports, die Stammzellen für das Wesen des Spiels. Ihre Entstehung verbindet sich mit den ganz großen, fast mythischen Namen aus der grauen Golf-Vorzeit: Old Tom Morris, der 1867 die zehn Bahnen rund um Carnousties berühmten Wasserlauf Barry Burn auf 18 Loch erweiterte und bis 1903 als „Custodian of the Links“ in St. Andrews über den Old Course wachte; James Braid, der 1926 in Carnoustie noch mal bauen ließ; Alister MacKenzie, der spätere Schöpfer von Augusta, der Old Toms Werk auf dem Old Course ab 1924 fortsetzte.

Auch südlich von St. Andrews, in Kingsbarns, wurde Ende des 18. Jahrhunderts schon Golf gespielt, bevor Ackerbau und Viehzucht zwischenzeitlich doch lukrativer erschienen. Doch pünktlich zum neuen Jahrtausend entstand jenes Meisterstück namens Kingsbarns Golf Links, das die Architekten Kyle Phillips und Mark Parsinen so genial aus dem einstigen Farmland modelliert haben, als hätte es sich schon ewig an dieser Stelle erstreckt.

Pistorius: „Old Course ist pure Geschichte“

„Linksgolf,“ sagen die Veranstalter der Alfred Dunhill Links Championship nicht zu Unrecht, „ist für manche die reinste Form des Spiels.“ In der Tat, vor allem die Dünenkurse auf den britischen Inseln sind für leidenschaftliche Golfer das, was dem Alpinisten die höchsten Berge bedeuten: Sehnsuchtsorte, die man zu erleben sich wünscht. So ist es ziemlich nachvollziehbar, dass Oscar Pistorius, einer der prominten Amateure im Wettbewerb, mächtig berührt war, als er in St. Andrews zum ersten Mal über das „Road Hole“, die wohl berühmteste Golfbahn der Welt, pilgerte. „Dieser Ort ist pure Geschichte,“ bekannte der mehrfache Paralympics-Goldmedaillengewinner. „Ich hatte das Vergnügen, einige wirklich großartige Plätze in der ganzen Welt zu spielen, aber nichts davon ist mit dem Old Course vergleichbar.“

Der traditionsreiche Old Course in  St.Andrews ist einer von drei Plätzen bei der Alfred Dunhill Championship. (foto: getty)

Auch das Spiel auf dem welligen, meist brettharten Links-Untergrund mit seiner spröden Grasdecke ist ein ganz anderes. Keines, bei dem hoch in den meist kräftigen Wind geschlagen werden sollte: Flache Bälle sind angesagt, „bump an run“ mit langem Auslauf. Und dann schier endlose Putts, oft schon weit vom Fairway aus, dennoch mit Augenmaß. Auf jeden Fall keine Ännäherungen mit dem Lob-Wedge, weil die knackigen Grüns aufspringende Bälle kaum halten. Ja, so haben die Altvorderen mit ihrem damaligen Material Golf definiert.


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