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Martin Kaymer über den Whistling Straits Course: „Ausblicke genießen!“

30. Sep. 2019 von Jürgen Linnenbürger in Köln, Deutschland

Martin Kaymer 2010 bei seinem ersten Majorsieg in Whistling Straits. (Foto: Getty)

Martin Kaymer 2010 bei seinem ersten Majorsieg in Whistling Straits. (Foto: Getty)

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Im Rahmen meiner im August 2019 durchgeführten Golf-Rundreise durch Wisconsin/USA nimmt der ‚Whistling Straits Course‘ eine besondere Bedeutung ein. Martin Kaymer gewann hier 2010 sein erstes Major und beantwortet mir in diesem Zusammenhang spannende Fragen.

Interview mit Martin Kaymer in Whistlings Straits

Golf Post: Mit dem Sieg Ihres ersten Majors 2010 auf dem ‚Whistling Straits Golf Course‘ in Kohler/Wisconsin gelang Ihnen der Durchbruch in den USA und der Sprung in die Weltspitze. In einem begeisternden Stechen über drei Löcher setzten Sie sich gegen Bubba Watson durch. Mit welchen Gefühlen blicken Sie heute auf diesen Platz und Ihren Sieg der PGA Championship zurück?

Martin Kaymer:
Natürlich mit sehr positiven Gefühlen! Ich bin seitdem erst einmal wieder dort gewesen, zur PGA Championship 2015. Jetzt arbeite ich dafür, auch beim nächsten Ryder Cup zurückkommen zu dürfen, wenn wir Europäer in Whistling Straits versuchen werden, den Ryder Cup erneut nach Europa zu holen.

Golf Post: Es gibt Plätze, die einem liegen, andere nicht. Dieser scheint für Sie zur ersten Gruppe zu gehören. Der Platz hat über eintausend Bunker und ist diesbezüglich die Nummer ‚1‘ weltweit. Über was muss man neben einem guten Bunkerspiel noch verfügen, um hier zu bestehen?


Martin Kaymer:
Zuallererst muss man bei der Planung der Rundenstrategie ein bisschen nachdenken, dass ist gerade dort ein wichtiger erster Schritt. Es gibt Löcher, an denen man aggressiv spielen kann, aber auch andere, an denen man zunächst lediglich versuchen sollte, den Ball gut ins Spiel zu bringen. Whistling Straits ist ein strategischer Golfplatz, ich glaube deswegen komme ich dort ganz gut zurecht.

Würdigung der ‚PGA Championship-Sieger‘ im Kohler Design Center. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Würdigung der ‚PGA Championship-Sieger‘ im Kohler Design Center. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

 

Golf Post: 2021 ist er Austragungsort des nächsten Ryder Cups. Aufgrund der direkten Lage von etlichen Löchern am Lake Michigan und dem häufigen Wind könnte dies ein Vorteil für die Europäer sein, die diesen gewohnt sind. Wie beurteilen Sie deren Chancen im nächsten Jahr?


Martin Kaymer:
Wie bei den letzten Ryder Cups wird es auch 2021 ein bisschen darauf ankommen, wie der Platz hergerichtet wird. Die Amerikaner tendieren eher dazu, Fairways weit auszumähen, Roughs zu kürzen und die Grüns schnell zu machen, um ihre Stärken, Driven und Putten, besser zur Geltung zu bringen. Da dies aufgrund der Gegebenheiten vor Ort allerdings nicht so möglich sein wird, bin ich ebenfalls der Meinung, dass wir gute Chancen haben werden.

Golf Post: Es gibt viele traumhafte Plätze in den USA. Golf Digest platziert ihn aktuell an Nummer 21 unter den Top 100 in Amerika. Welchen Tipp geben Sie Mitgliedern der Golf Post Community mit auf die Runde, die diesen Platz selber spielen möchten?


Martin Kaymer:
Ausblicke genießen! Gerade auf einem solchen Platz wäre für mich der Score zweitrangig und über schlechte Schläge würde ich mich dort auch nicht ärgern.

Golf Post: Beim letzten Ryder Cup in den USA hatte das US Team die Nase deutlich vorn. Vier Jahre zuvor hatten Sie in Medinah mit Ihrem entscheidenden Putt am 18. Loch Europa den Sieg gesichert. Ausgerechnet gegen Steve Stricker, der in 2021 das Team USA als Captain zum erneuten Sieg führen will. Wie haben Sie ihn als Spieler und Gegner kennengelernt?


Martin Kaymer:
Als sehr höflichen und umgänglichen Menschen. Ich denke, er wird ein sehr guter Kapitän sein.

Martin Kaymer’s Spind im Locker Room des Whistling Straits Courses. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

Martin Kaymer’s Spind im Locker Room des Whistling Straits Courses. (Foto: Jürgen Linnenbürger)

 

Golf Post: Worauf wird es für ihn ankommen, wenn er aus den großartigen Individualisten ein US Team bildet, das dem besonderen Spirit der Europäer auch mental gewachsen ist?


Martin Kaymer:
Das wird die entscheidende Frage sein. Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass der Teamspirit sehr oft den entscheidenden Vorteil für Europa gebracht hat. Es wird darauf ankommen, wie sehr jeder Spieler für diese eine Woche sein Ego zurückstellen und im Sinne des Teams denken kann.

Golf Post: Das amerikanische Publikum ist speziell. Dies umso mehr, wenn es, wie beim Ryder Cup, um ‚America first‘ geht. Worauf sollte man als europäischer Zuschauer des Ryder Cups in Amerika besonders vorbereitet sein?


Martin Kaymer:
99% der amerikanischen Fans sind absolut in Ordnung. Sie unterstützen ihr Team, sind euphorisch und wollen beim Ryder Cup eine gute Zeit haben. Das ist für jeden verständlich. Leider gibt es aber auch dieses 1%, dass beim Ryder Cup gebotenen Anstand und Respekt vermissen lässt. Darauf sollte man vorbereitet sein.

Golf Post: Sie haben mit Ihrem Sieg auf dem Whistling Straits Course bewiesen, dass Sie auf diesem Platz großartig spielen können. Wie schätzen Sie vor diesem Hintergrund Ihre Chancen ein, Teil des kommenden Ryder Cup Teams zu werden?


Martin Kaymer:
Ich denke, dass die Historie für das Team 2021 keine Rolle spielen wird. Klar, wenn ich mich ins Team spielen sollte, wird es für mich eine tolle Geschichte sein und der Fakt, dass ich dort auch mein erstes Major gewonnen habe, sowohl medial als auch bei den amerikanischen Spielern ankommen. Aber für eine Nominierung werden Ergebnisse in der Vergangenheit nicht berücksichtigt werden.

Golf Post: Herzlichen Dank und Ihnen viel Erfolg für die kommende Saison.

Das Interview führte Jürgen Linnenbürger.

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