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Nicolai von Dellingshausen: „Wir führen schon ein sehr privilegiertes Leben“

10. Sep. 2019 in Eichenried, Deutschland

Nicolai von Dellingshausen im exklusiven Interview mit Golf Post. (Foto: Allianz / Stefan von Stengel)

Nicolai von Dellingshausen im exklusiven Interview mit Golf Post. (Foto: Allianz / Stefan von Stengel)

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Im Zuge der BMW International Open 2019 traf sich Golf Post mit dem deutschen Challenge-Tour-Profi Nicolai von Dellingshausen. Der 26-Jährige, der nach seinem Durchbruch im Jahre 2017 das erste Mal in seiner Karriere eine etwas schwierigere Phase durchlebt, spricht über den bisherigen Verlauf seiner Karriere, darüber welche Rolle seine Partner Allianz und BMW spielen und ordnet ein, wie wichtig der mentale Aspekt als Golfprofi ist.

Nicolai von Dellingshausen im Interview

Golf Post: Es gibt kein Challenge-Tour-Event in Deutschland. Du kommst aus dem Rheinland. Wie wäre es denn damit, vor dem Hintergrund, dass die BMW International Open künftig ausschließlich in Eichenried stattfindet, wenn wir im Rheinland ein Profi-Tour-Event mit der Allianz oder BMW als Sponsor hätten?

Nicolai von Dellingshausen: Ich fände es unglaublich gut! Dieses Event hätte nicht nur den Vorteil, dass man neben den European-Tour-Events auch ein Challenge-Tour-Turnier hat. Damit verbunden sind zusätzlich noch 50 Einladungen, die der jeweilige Ausrichter des Turniers bekommt und diese helfen den deutschen Spielern, die noch keine volle Spielberechtigung auf der Challenge Tour haben oder noch auf der Satellite Tour unterwegs sind, da aber klasse Leistungen zeigen. Diese Einladungen kann man dann genau diesen Spielern geben, damit sie Erfahrungen sammeln. Ich glaube es ist essenziell, dass wir Spielern die Chance geben, in eine solche Atmosphäre reinzuschnuppern.

Golf Post: Du hast 2017 auf so einer Satellite Tour, der Pro Golf Tour, überzeugt, dir mit drei Turniersiegen die Tourkarte für die Challenge Tour geschnappt. Damals wurde von deinem Durchbruch gesprochen, weil auch dein Start auf der Challenge Tour zu überzeugen wusste. Dieses Jahr ist dein Aufstieg etwas ins Stocken geraten. Wie gehst du nach einer hervorragenden Saison 2017 und einer guten Saison 2018 in deiner dritten Saison als Profi mit der Situation um, das erste Mal so richtig kämpfen zu müssen?

Nicolai von Dellingshausen: So richtig kämpfen musste ich nicht. Es gibt Wochen, in denen es mal besser und mal schlechter läuft - das ist ganz normal. Ich hatte eine sehr lange Pause zwischen den beiden Spielzeiten. Ich glaube ich stecke gerade eher in einem mentalen Prozess, der einfach Zeit braucht. Ich ändere ein paar Dinge, die mich langfristig verbessern werden, kurzfristig bzw. mittelfristig aber ein kleines ergebnistechnisches Tal hervorrufen können. Das Golfen fühlt sich wirklich gut an. Ich bin heute ein deutlich besserer Golfer als noch 2017, auch wenn mal gesagt wird: "Was ist denn aktuell mit dem los?"

Golf Post: Wer hilft dir und wem vertraust du in diesem mentalen Bereich? Arbeitest du mit einem speziellen Trainer zusammen?

Nicolai von Dellingshausen: Ich arbeite mit einer Mentaltrainerin, die auch mit dem Deutschen Golf Verband zusammenarbeitet - Silke Lüdike. Seit Januar 2018 arbeite ich mit ihr zusammen, damals hat dieser Prozess für mich schon begonnen. In diesem Bereich sehe ich bei mir noch extrem viel Potential und dementsprechend habe ich damit angefangen. Wenn man etwas 24 Jahre gemacht hat, braucht es einfach Zeit, wenn man Sachen ändern möchte. Gewohnheiten werden aufgebrochen, Denkmuster geändert - das braucht einfach eine Menge Zeit.

Golf Post: Vor allem wenn man Rückschläge verkraften muss, ist die mentale Komponente extrem wichtig. Ärgerst du dich über verpasste Cuts oder blickst du nur nach vorne, wie gehst du konkret mit so etwas um?

Nicolai von Dellingshausen: Ich finde es relativ unnatürlich, wenn ich mich als Sportler nicht ärgere, wenn ich eine schlechte Runde gespielt habe. Da wäre ich am falschen Ort, wenn ich so denken würde. Allerdings bin ich ein sehr reflektierter Mensch. Sobald die Emotionen abgeklungen sind - auch wenn es mal ein oder zwei Tage dauert - lerne ich aus Rückschlägen, verpassten Cuts und schwachen Runde. Aus guten Momenten lerne ich zwar auch etwas, aber weniger. Es ist alles Teil des Weges.

Golf Post: BMW und die Allianz sind deine Partner. Denkt man in solchen Situationen auch an sie und hat sogar das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen?

Nicolai von Dellingshausen: Gott sei Dank habe ich Partner, die mir dieses Gefühl zu null Prozent vermitteln. Natürlich gibt es auch Momente, in denen ich an meine Partner denke. Würde ich jetzt innerhalb von zwei Jahren von der Challenge Tour wieder auf die Pro Golf Tour zurückfallen - was hoffentlich niemals passieren wird - würde ich darüber wahrscheinlich wirklich nachdenken und ich könnte es dann auch verstehen, wenn man nicht mehr der Spieler ist, an dem diese Partner interessiert sind. Aber wie gesagt, meine Partner stehen voll hinter mir und ich flege zu allen einen regen Kontakt.

Golf Post: Du hast mit der Allianz einen der größten Förderer des deutschen Golfsports als Partner an deiner Seite, der dich, wie du gesagt hast, auch bei kleineren Krisen oder Durchhängern unterstützt. Gibt es auf der anderen Seite auch Partner, mit denen du auf keinen Fall zusammenarbeiten würdest?

Nicolai von Dellingshausen: Namen nennen werde ich nicht. Ich finde es aber extrem wichtig, dass man sich mit seinen Partnern auch identifizieren kann. Ich könnte niemals irgendein Logo tragen, nur weil dadurch ein monetärer Mehrwert für mich entsteht, ich mich mit dem Partner aber überhaupt nicht identifizieren kann. Solche Anfragen gibt es aber, klar! Ich persönlich hoffe aber, dass ich niemals in diese Situation kommen werde. Dafür müsste ich aber wohl erstmal ein bisschen besser spielen. (lacht)

Golf Post: Zum Abschluss haben wir noch paar Quick Questions vorbereitet. Bedeutet: Schnelle Frage, schnelle Antwort.

Nicolai von Dellingshausen: Hau raus!

Golf Post: Beschreibe in einem Wort, wie es sich anfühlt Golfprofi zu sein.

Nicolai von Dellingshausen: Dankbar.

Golf Post: Was ist deine Lieblingssportart neben dem Golf?

Nicolai von Dellingshausen: Tennis.

Golf Post: Was ist dein Lieblingsteam im Profisport?

Nicolai von Dellingshausen: FC Bayern München.

Golf Post: Was wärst du geworden, wenn es nicht zum Golfprofi gereicht hätte?

Nicolai von Dellingshausen: Wahrscheinlich Pilot.

Golf Post: Wo hast du aktuell deinen Hauptwohnsitz?

Nicolai von Dellingshausen: Ich wohne in Düsseldorf.

Golf Post: Was ist dein Lieblingsland neben Deutschland?

Nicolai von Dellingshausen: Italien.

Golf Post: Welchen Golfplatz magst du am liebsten?

Nicolai von Dellingshausen: Augusta.

Golf Post: Und von den Plätzen die du gespielt hast?

Nicolai von Dellingshausen: Einer in China - in Kunming (Kunming Yulongwan Golf Club). Das war 2018 eines der ersten Turniere auf der Challenge Tour und einer der besten Golfplätze, auf denen ich jemals gespielt habe - unfassbar!

Golf Post: Abschließend: Hast du einen Lebenstraum, den du dir noch erfüllen möchtest?

Nicolai von Dellingshausen: Wenn man über etwas Materielles nachdenkt, würde ich gerne den Pilotenschein machen. Ansonsten möchte ich mit dem, was ich mache, einen Mehrwert für andere generieren und einfach etwas zurückgeben. Wir führen, wie vorhin gesagt, schon ein sehr privilegiertes Leben.

Golf Post: Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Robin Bulitz.

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