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Wie Schlitzohr Palmer die PGA Championship zum Major machte

16. Mai. 2023 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Richtige "Buddies": Tiger Woods und Arnold Palmer (re.) verstehen sich blendend. (Foto: Getty)

1960, Ende Juni, irgendwo jenseits von New York: In einem dieser Flugzeuge, die neuerdings über den Atlantik düsen, philosophiert man über das ganz große Ding im Golf. So, wie das von Bobby Jones 1930. Einer ist passend zur Flughöhe auf dem Höhenflug: Arnold Palmer träumt von „The Impregnable Quadrilateral“ – vom „unbezwingbaren Viereck“, wie es Jones‘ Hof-Reporter O. B. Keeler nannte, bevor er beim Bridge klaute und das Wort-Ungetüm in Grand Slam umtaufte.

Arnold Palmer: "Ein viertes Major muss her"

Palmer ist auf dem Weg zur Open Championship in St. Andrews. Er will auch ein ganz großes Ding. Doch den Grand Slam von Jones gibt es praktisch nicht mehr: die offenen britischen und US-Meisterschaften sowie ihre Pendants für Amateure. Für einen Profi fallen die „Amateurs“ eh aus, und die British Open ist ein skurriles Turnier auf den fernen Schlechtwetter-Inseln. Das Masters und die US Open bestimmen den Pulsschlag im Welt-Golf. Für Palmer indes ist die Open Championship Ehrensache. Er gilt als Nachfolger des großen Ben Hogan und bester Golfer seiner Zeit. So was verpflichtet.

Auf den Spuren von Ben Hogan

1953 hat Hogan das Masters und beide Open gewonnen: die Triple Crown“. Einen „Slam“ hätte er gar nicht geschafft: British Open (6. bis 10. Juli)  und PGA Championship (1. bis 7. Juli) überlappten sich in dem Jahr zeitlich, lagen für einen Dampfertrip ohnehin meist zu dicht beieinander. Außerdem war „The Hawk“ nach seinem schweren Autounfall 1949 körperlich nicht mehr in der Lage, das bis 1958 als Match Play ausgetragene Turnier mit oftmals über 200 Löchern binnen sieben Tagen durchzustehen.

Jedenfalls: „King“ Arnie ist aktueller Masters- und US-Open-Champion. Er wittert seine Chance. Nicht nur Hogans „Crown“ winkt: „Ich könnte es noch besser machen.“ Mit einer Meisterschaft der Pros, der PGA Championship, als viertem Major!" Zufällig sitzt Palmers Pittsburgher Journalisten-Kumpel Robert Drum ebenfalls im Flieger und macht die Idee prompt publik. PGA-Präsident Harold Sargent nimmt dankend an.

Palmer belebte in einem Zug auch British Open wieder

Über die Bedeutung der US- und der British Open muss man kein Wort verlieren. Außer, dass Palmer mit seiner Grand-Slam-„Reanimation“ in einem Zug auch die British Open wiederbelebte, während das Masters ja quasi schon als Major konzipiert worden war. Bobby Jones hatte die Zeichen der Zeit erkannt und das Profitum unaufhaltsam kommen sehen.

Doch Golf war bis zum Zweiten Weltkrieg eine Angelegenheit der Herren von Stand, der Amateure, obwohl die Professionals sportlich dominierten. Die Pros – zwar seit 1916 in der PGA organisiert – waren zuerst mal Bedienstete der Clubs. Alle haben so angefangen: Sam Snead, Walter Hagen, Gene Sarazen, Byron Nelson, Ben Hogan. Als Caddies und Teilzeit-Pros in den Clubs. Sie tingelten über die Tour, um durch sportliche Meriten bessere Jobs für's tägliche Brot zu bekommen.

PGA Championship: Mit eigenem Major den Status der Berufsgolfer stärken

Als Sohn des Pros im Latrobe Country Club, einer edlen Privatgesellschaft, kannte Arnold Palmer das Zweiklassen-System nur zu gut. Und als Idol wusste er den vom Fernsehen befeuerten Golf-Boom zu nutzen. Es hätte nicht die PGA Championship sein müssen: Die Western Open zum Beispiel war mindestens so prestigeträchtig. Aber Palmer wollte den Status der Berufsgolfer stärken, seine Gilde stützen. Das und der Ehrgeiz führten zur Kreation des modernen Grand Slam für Professionals.

Arnie wurde in St. Andrews übrigens Zweiter. Die PGA Championship beendete er als Siebter. Er kam dem bislang unerreichten modernen Grand Slam nie näher als 1960. Und gewonnen hat er „sein“ Major auch nicht, war drei Mal geteilter Zweiter (1964, 1968, 1970). Lediglich Tiger Woods hat mal alle vier Majors in Serie gewonnen: Die beiden Open und die PGA Championship im Jahr 2000 und das Masters 2001 – es war die falsche Reihenfolge, reichte aber immerhin zum Tiger-Slam.

Mit der Wanamaker Trophy zum S...


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