Panorama

Phil Mickelson stapelt tief, Favoriten lecken ihre Wunden

15. Jul. 2016 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Knapp am Rekord vorbei: Phil Mickelsons Putt zum alleinigen Rekord für die tiefste Majorrunde aller Zeiten ging knapp vorbei. (Foto: Getty)

Knapp am Rekord vorbei: Phil Mickelsons Putt zum alleinigen Rekord für die tiefste Majorrunde aller Zeiten ging knapp vorbei. (Foto: Getty)

Kein Wunder: Nach seiner überragenden 63 zum Auftakt der 145. Open Championship haben die Buchmacher Phil Mickelson umgehend zum Top-Titelaspiranten gekürt. Der neue 4:1-Favorit stapelte nach seinem „Flirt mit der Golfgeschichte“ („Golf Digest“) tief: „Es hat sich ganz einfach angefühlt, ich habe gar nicht viel getan, nur den Ball im Spiel gehalten, gute Schläge und einige Putts gemacht.“ Über den ausgelippten Putt auf der 18 hätte „Lefty“ freilich auch im Nachhinein „heulen können“: „Der Ball startete direkt Mitte Loch, hatte noch 30 Zentimeter, und ich weiß nicht, wie er vorbei gehen konnte. Es war herzzerreißend.“ Es wäre das neunte Birdie und die niedrigste Runde gewesen, die je bei einem Major gespielt wurde. „Das war die Chance, etwas Historisches zu schaffen, wer weiß, ob sich so eine nochmals ergibt.“

Die 63 in der Statistik

„Phil the Thrill“: Mickelsons gestriger Score war die neunte 63 bei einer British Open und die 28. bei einem Major. Wenig überraschend, dass der 46-Jährige mehr als ordentliche statistische Werte verbuchte. „Lefty“ traf 78 Prozent der Fairways und 88 Prozent der Grüns in Regulation, benötigte 26 Putts. Seine Drives erreichten im Schnitt eine Länge von 261 Metern. Und hier noch – weil‘s so ein Hingucker war – die Reaktion von Caddie Jim „Bones“ Mackay:

Kaymer avanciert zum Mitfavoriten

Quotensprung: Auch Martin Kaymer wurde nach seinem formidablen 66er Auftakt von den Buchmachern befördert. Der 31-Jährige rangiert vor der zweiten Runde mit 12:1 auch bei den Quoten als Zweiter hinter Phil Mickelson (4:1) muss sich in diesem Fall den Platz allerdings mit Rory McIlroy teilen. Dustin Johnson liegt bei 16:1, Jordan Spieth nur noch bei 22:1, Jason Day gar bloß bei 45:1. Derweil spekuliert „Bild“ munter über eine Liaison von Kaymer mit Tennis-Ass Sabine Lisicki. Nachdem beide während des Wimbledon-Turniers beim gemeinsamen Bummel in London gesichtet wurden, begleitete Lisicki den zweifachen Majorsieger auch bei einer Einspielrunde in Troon. Laut „Bild“ sagt Kaymers Management dazu: „Sie kennen sich schon lange, sind gut befreundet.“

Day misstraut seinem Schwung

Harter Tag: Jason Day ist als Favorit in diese British Open gegangen, doch die Auftakt-73 (+2) und Platz T94 waren ernüchternd, der Weltrangliste hatte einen „Korken“ im Schwung: „Ich will einen bestimmten Schlag machen, und genau das Gegenteil kommt heraus.“ Vor allem die Eisen ließen Day im Stich, er traf trotz Drives von 307 Metern im Schnitt lediglich 55 Prozent der Grüns „in regulation“. Und traut jetzt seinem Schwung nicht mehr, „ein ziemliches mentales Problem“.

Heute herrscht schottisches Wetter

Miese Aussichten: Jason Day ist vielleicht der einzige im 156-köpfigen Open-Feld, der darauf hofft, dass der Wetterbericht zutrifft, „dann können die anderen auch keine niedrigen Runden spielen und ich habe eine Chance, Boden gut zu machen“. Am heutigen zweiten Tag soll‘s auf Royal Troon richtig ungemütlich werden, Regen und gehöriger Wind sind vorhergesagt. Typisch schottische Bedingungen halt, nachdem der kaum vorhandene Wind gestern sogar Troons gefürchtete Back Nine verharmloste.

Spieth hadert mit dem Putter

Ungewohnt: Jordan Spieth musste sich nach seiner Even-Par-Runde kritische Fragen zum Spiel auf den Grüns gefallen lassen, bei 33 Putts durchaus nachvollziehbar. „Ich konnte Tempo und Linie nicht zusammenbringen“, antwortete der Texaner. Schwierig sei auch gewesen, dass er auf den ersten Löchern nicht die erwarteten niedrigen Ergebnisse erzielt habe: „Ich habe den Ball wahrscheinlich so gut geschlagen, wie jeder andere im Feld, und dann passiert es mir normalerweise nicht, fünf oder sechs Schläge über dem Führenden zu sein. Eigentlich sind das meine niedrigen Runden. Und so wäre es wahrscheinlich auch gekommen, wenn ich den Birdieputt auf der Eins gemacht hätte.“ Aha.

McIlroy: „Habe es sieben Jahre jedem recht gemacht“

Fortsetzung: Rory McIlroy hat nach seinen Bemerkungen über Olympia weiteres Öl ins Feuer der Kritik gegossen. „Ich habe sieben Jahre damit verbracht, es jedem recht zu machen. Aber ich habe herausgefunden, dass ich das ohnehin nicht kann, also mache ich es vor allem mir recht“, sagte der Nordire, nachdem seine Bemerkung, er spiele Golf, um Majors zu gewinnen, nicht um die Entwicklung des Spiels zu fördern, heftige Reaktionen ausgelöst hatte. Er tue einiges für den Nachwuchs, aber: „Die nächste Generation kann Golf spielen, wenn sie will, oder es lassen. Es würde mich nicht weniger glücklich machen.“ Vielleicht hätte er einfach schweigen sollen …

Die Elf ist der wahre Albtraum von Troon

Heimliches Biest: Alle reden von der Acht, der „Postage Stamp“, vor allem Bubba Watson, der gestern mit -5 zum Par-3 kam und dort allein drei Schläge verlor. Doch der wahre Albtraum von Royal Troon ist Loch elf. Eigentlich heißt es „The Railway“, doch „Die Eisenbahn“ wurde bereits klammheimlich zum „Bastard“ umgetauft. Auf dem 441 Meter langen Par-4 mit seinem blinden Abschlag, dem Ginster und der Steinmauer entlang des Fairways benötigte das Feld durchschnittlich 4,7 Schläge, es gab nur sechs Birdies, aber 45 Bogeys, 25 noch schlechtere Score und sogar drei Neunen.

John Daly als „Fruchtzwerg“

Das Letzte: … ist John Dalys „Ananas-Hose“. Heute darf „The Wild Thing“ nochmals seinen Kleidungsgeschmack demonstrieren, dann dürfte bei aktuell +4 und Platz T120 diese Open für den Champion von 1995 beendet sein.


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