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Das Race to Dubai: Ein Symbol für den Wandel im Profi-Golf

19. Nov. 2012 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Alvaro Quiros beim Putten

Genau hingeschaut: Alvaro Quirós gewann 2011 als dritter Sieger der DP World Tour Championship dank eines Eagles am letzten Loch. (Foto: Getty)

Es war einmal ein Schotte, der stets mit borstiger Miene golfte und seine europäischen Spielwiesen nur verließ, wenn es wegen der Majors oder des Ryder Cups unumgänglich war: Lang ist‘s her, seit Colin Montgomerie als achtfacher Gewinner der Order of Merit und Europas bester Golfer gefeiert wurde. Heute repräsentieren Akteure wie Branchenprimus Rory McIlroy und sein Vorgänger Luke Donald den europäischen Golfsport; smarte Kosmopoliten, die weltweit ihr Preisgeld verdienen. Kaum etwas symbolisiert den Wandel im Geschäft mit dem Profi-Golf so nachdrücklich wie die Entwicklung der Preisgeld-Rangliste.

2009 löste das Race to Dubai die seit 1975 geführte Order of Merit ab – Resultat einer Expansion in den arabischen Raum, nachdem die European Tour bereits in Asien Fuß gefasst hatte. „Es ist eine Zeit, in der man auf die Gegebenheiten des Markts reagieren muss,“ erklärte Tour-Chef George O'Grady schon 2007.

Race to Dubai als „Reaktion auf die Stärke der PGA Tour“

Der Mann ist gelernter Börsenmakler und kennt sich mit „Märkten“ gut aus. Im alten Europa war golfwirtschaftlich nicht mehr viel zu holen, die Finanzkrise dräute längst am Horizont. Zudem wollte O'Grady seine European Tour aufwerten, um nicht alle attraktiven Spieler an die lukrativere US-PGA-Tour zu verlieren. Immerhin hatte man dort 2004 den FedEx Cup mit seinem Zehn-Millionen-Dollar-Bonustopf auf den Markt geworfen.

Das ehrgeizige Emirat Dubai kam O'Grady da gerade recht. Eine „Reaktion auf die Stärke der PGA Tour“ nannte er die umstrittene Entscheidung, man habe neue Ziele suchen und globaler werden müssen: „Der Anreiz war, eine echte Verbesserung zu erzielen und ein Land zu vermarkten. Dubai soll schnell auf der Landkarte erscheinen; das ist es, was Dubai will.“

Auch an Dubai ging die Wirtschaftskrise nicht vorbei

Und wer die Musik bezahlt, der bestimmt halt, was und wo gespielt wird: So wurde aus der Order of Merit, benannt nach der britischen Ehrenmedaille für besondere Verdienste, das "Race to Dubai" (Rennen nach Dubai - passt gut zum Zeitgeist); als Saisonfinale ersetzte damals die Dubai World Championship das Volvo Masters im spanischen Valderrama.

Aber selbst in Dubai herrscht nicht nur eitel Freud‘ und Sonnenschein. Auch am ersten Partner Leisurecorp, der als Ableger des Staatsunternehmens Dubai World in die gigantischen Immobilienprojekte involviert war und seine Jumeirah Golf Estates bewerben wollte, ging die Rezession nicht spurlos vorbei. Die Prämien für Europas Top-Golfer fielen weniger üppig aus als geplant. Das mit dem neuen Hauptquartier der European Tour in Dubai hat ebenfalls nicht ganz nach Wunsch geklappt.

So residiert George O‘Grady weiterhin im altehrwürdigen englischen Wentworth, der Bonustopf fasst nur 3,75 statt 7,5 Millionen Dollar und das Preisgeld für die 60 Pros im Finale sank zwischendrin von zehn auf 7,5 Millionen Dollar. Wenigstens hat Titelsponsor DP World, als globaler Hafen-Betreiber eine weitere Tochterfirma von Dubai World, bei der Dotierung wieder 500.000 Dollar draufgelegt.


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