Golf-Stars

Rory vs. Tiger: Das Duell am Lake Jinsha war erst der Anfang

30. Okt. 2012 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Tiger Woods versteht sich nicht mit jedem, aber mit McIlroy, das passt. (Foto: Getty)

Jetzt hat Rory McIlroy also Tiger Woods mal im direkten Vergleich besiegt. Ein Schau-Spiel war‘s, gemütliche 18 Loch im chinesischen Lake Jinsha Golf Club, mit nettem Plausch zwischendurch. In der Kulisse freilich hörte sich das ganz anders an: Sogar vom Duell des Jahrhunderts war die Rede. Gut, dass das Jahrhundert noch jung ist und dass die Protagonisten noch viele Golf-Jahre vor sich haben.

Aber es stimmt schon: Sportliche Zweikämpfe, Mann gegen Mann, Auge um Auge sozusagen, elektrisieren die Menschen mit ihrer Spektakel-Mentalität, seit sich in der Antike die ersten Olympioniken im Ring-Faust-Kampf Pankration gemessen haben. Erst recht schlagen die Wellen hoch, wenn es sich bei den Kombattanten um ausgewiesene Heroen handelt. Der Beispiele gibt es viele.

Schon Jones und Hagen zogen das Publikum in ihren Bann

Golf macht da keine Ausnahme. Schon die Schauturniere zwischen dem Schwiegermutter-Ideal Bobby Jones und Lebemann Walter Hagen schlugen das Publikum in ihren Bann, später natürlich die alles überstrahlende sportliche Rivalität zwischen Arnold Palmer und Jack Nicklaus. Auch Tiger Woods ist längst eine Legende. Nur der kongeniale Widerpart ließ lange auf sich warten. Ernie Els, „The Big Easy“, sollte es mal werden; auch Sergio „El Nino“ Garcia. Doch keiner konnte ernsthaft am Lack des Überfliegers kratzen, das hat der 14-fache Majorsieger mit seinen Eskapaden auch noch selbst „erledigen müssen“. Woods‘ Popularität, sein Glanz als DER globale Golfer ist dennoch ungebrochen. Mit Rory McIlroy aus Holywood nahe Belfast, US-Open-Sieger 2011, PGA-Champion 2011 und Weltranglisten-Erster vor Woods, scheint nun endlich der adäquate Opponent gefunden, den sich alle gewünscht haben, die mit Golf Geld verdienen.

Nicklaus gegen Palmer: Das ultimative Duell der Golfgeschichte

Der Vergleich hinkt natürlich, aber ein bisschen erinnert die Konstellation an die 60er Jahre, als auch niemand dem ersten Golf-Millionär Arnold Palmer auf und neben den Fairways das Wasser reichen konnte. Bis ein elf Jahre jüngeres Landei aus Columbus/Ohio namens Jack Nicklaus sich anschickte, dem „King“ ein paar Zacken aus der Krone zu brechen.

Erstmals trafen die beiden im September 1958 im Athens Country Club in Georgia aufeinander. Der spätere „Golden Bear“ freilich war damals 18 Jahre alt und bloß Staffage für ein Show-Match – passt ja – zwischen Palmer und dem frisch gebackenen PGA-Champion Dow Finsterwald.

Vier Jahre später lieferten sich Arnie und Jack im Playoff der US Open 1962 einen bis heute ehrfurchtsvoll besungenen Schlagabtausch, der Nicklaus nicht nur das erste seiner 18 Majors, sondern den ersten Sieg als Profi überhaupt bescherte. „Was dort geschah, hätte niemand als Drehbuch verfassen können“, sagt der Filmproduzent Ross Greenburg, der 2012 für den US-Golfverband USGA eine einstündige TV-Dokumentation dieses „ultimativen Duells der Golfgeschichte“ erstellt hat.

Für Rory und Tiger geht es erst richtig los

So weit sind McIlroy und Woods noch nicht. Aber die Anlässe werden kommen. Bald. Und sicher ist, dass es bei den Rivalen der Golfbahn dabei wesentlich weniger emotional zugehen wird, als auf den Rängen, wo die euphorisierten Fans schon mal zu Fanatikern werden. „Arnold hat mich immer gut behandelt“, erinnert sich Jack Nicklaus, der bis heute freundschaftliche Wertschätzung zu Palmer pflegt. „Rory ist ein toller Bursche“, sagt Woods über McIlroy: „Ich spiele gern mit ihm.“ Dann mal los! Die Zuschauer werden es genießen.


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