Tiger Woods

Tiger Woods: Gut fürs Geschäft, aber kein Golf-Trendsetter

02. Dez. 2014 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Über Tiger Woods wird viel geschrieben und gesprochen, doch auf den Golfmarkt hat das nur begrenzten Einfluss. (Foto: Getty)

Er ist zurück. Bei seiner Hero World Challenge greift Tiger Woods nach viermonatiger Turnierabstinenz wieder wettkampfmäßig zum Schläger. Mit neuem Coach, vielleicht verändertem Schwung und hoffentlich dauerhaft belastbarem Rücken. Ganz sicher aber zur Freude vieler Golfmedien, die schon notiert haben, dass Tigers Rückkehr fast zeitgleich auf den fünften Jahrestag seines Affären-Skandals fällt, und nun darauf lauern, welche Pointen das Comeback des Superstars sonst noch zu bieten hat.

Rory McIlroy hin oder her, niemand zieht so das Licht der Öffentlichkeit auf sich wie Woods. Er polarisiert die Fans zwischen kritikloser Glorifizierung und unsachlicher Ablehnung, er verleitet gar greise Journalisten zu billigen Traktaten. Kurz: Kein anderer Spieler bewegt die Gemüter und füllt die Zeilen so wie Woods. Aber was hat die „Tigermania“ im Golf wirklich bewegt?

Preisgelder sind seit 1997 explodiert

Woods war und ist gut fürs Geschäft. Unbestritten. Mit seinem Wechsel ins Profilager 1996 befeuerte er Eintrittspreise, Zuschauerzahlen, TV-Quoten, Sponsoren-Interesse. Ein guter Beleg ist auch die Entwicklung der Preisgelder auf der PGA Tour. Schon bis 1996 waren die Dotierungen ordentlich gestiegen, lagen bei rund 70 Millionen Dollar, für damalige Verhältnisse ein stolzer Wert.

Mit Tiger indes explodierten die Summen, trotz der weltweiten Rezession: 2012 beispielsweise wurden 279 Millionen Dollar unter den „Erstliga“-Professionals verteilt. Und PGA Tour, LPGA, USGA sowie PGA of America verzeichneten bei ihren Turniereinnahmen (TV-Honorare, Sponsoring-Honorare, Eintrittspreise, Merchandising-Erlöse) allein zwischen 2005 und 2011 eine Steigerung von 954 Millionen auf 1,2 Milliarden Dollar.

Durch Golf zum Milliardär

Die Höhenflüge auf dem Elitelevel sind aber nur eine Seite der Medaille. Hat Tiger Woods, der mit Golf – so wird behauptet – seinerseits zum ersten Milliardär der Sportgeschichte avancierte, parallel auch einen Hype im Freizeitbereich ausgelöst? Hat er Golf der breiten Masse näher gebracht? War er ein Trendsetter? Die National Golf Foundation (NGF), die sehr akribisch Buch über das Golfgeschehen in den USA führt, sagt ganz klar: Nein! „Der Woods-Effekt war marginal“, betont NGF-Vize Greg Nathan. „Die Leute spielen Golf, weil sie das Spiel mögen, nicht weil Tiger eine Golfgröße oder eine Sportikone ist.“

Amerikas Statistik-Behörde unterlegt das mit Zahlen. Laut „US Census Bureau“ stieg die Zahl der Hobby-Golfer in den USA zwischen 1995 und 2000, als Woods schon fünf Majors gewonnen hatte, lediglich um sieben Prozent, von 23,7 Millionen auf 25,4 Millionen. Das waren gerade mal vier Prozent mehr als die Quote von 1990 bis 1995. Eher eine normale Steigerung, denn es herrschten gute Zeiten, die Leute hatten Geld für Freizeitaktivitäten übrig.

Insgesamt aber brachten die Woods-Jahre zwischen 1997 und 2012 dem US-Golfsport netto allenfalls 300.000 zusätzliche Golfspieler (1,2 Prozent) und bloß 12,1 Millionen gespielte Golfrunden mehr pro Jahr (2,5 Prozent) ein.

Kein Boom bei den Minderheiten

Woods‘ Einfluss auf Amerikas multikulturelle Gesellschaft und ihren Zugang zum Golfspiel wird gleichfalls überschätzt. Der Afroamerikaner mit thailändischer Mutter hat auch bei den ethnischen Minderheiten beileibe keinen Golf-Boom ausgelöst. Die NGF listet für 1997, als Woods mit dem Masters sein erstes Major gewann, für Afro- und Asienamerikaner einen Anteil von jeweils drei Prozent an der Golfer-Gesamtzahl auf. 2003 waren es bei den Afroamerikanern sechs und bei den Asienamerikanern vier Prozent. Bis heute sind Tiger und seine Nichte Cheyenne Woods die einzigen Afroamerikaner auf den Top-Touren.

Fazit: „Tigermania“ war und ist für die Golfentwicklung im Amateur- und Freizeitbereich weit weniger bedeutsam, als gemeinhin vermutet wird. Vielleicht sogar nahezu unbedeutend und letztlich zu vernachlässigen. Oder wie es Steve Mona, CEO der World Golf Fundation, in der alle bedeutenden Golf-Organisationen der Welt vertreten sind, formuliert: „Aus 100 Jahren Statistik wissen wir: Der einzige Parameter, der entscheidet, ob jemand Golf spielt oder nicht, ist das Haushalts-Einkommen!“


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