Panorama

Under Armour – Der stille Aufstieg eines Sportartikel-Riesen

22. Jul. 2015 von Lars Kretzschmar in Köln, Deutschland

Kevin Plank führte Under Armour in den vergangenen Jahren auch dank der Erfolge von Jordan Spieth oder Bernd Wiesberger in der Sportartikelbranche weit nach vorne.

Kevin Plank führte Under Armour in den vergangenen Jahren auch dank der Erfolge von Jordan Spieth oder Bernd Wiesberger in der Sportartikelbranche weit nach vorne. (Foto: Getty)

Jordan Spieth, Bernd Wiesberger, Hunter Mahan oder der junge irische Amateur Paul Dunne - sie alle verbindet auf dem Golfplatz das Tragen von Klamotten der Marke Under Armour. Das erst 1996 gegründete Unternehmen mit Sitz in Baltimore und bis heute von seinem Gründer Kevin Plank geführt, hatte in den Anfangsjahren mit Golfsport jedoch so viel zu tun, wie der Old Course von St. Andrews mit Fußball.

Ursprünglich mit Kampfsportbekleidung, Thermo-Sportunterwäsche und der Produktion von Shoulderpads für American Football, Eishockey oder Lacrosse groß geworden, dauerte es einige Jahre, bis auch "normale" T-Shirts, Hosen, Schuhe und Kappen im Sortiment erschienen. Dies war dann jedoch der Grundstein, auch im Golf den Markt zu erobern.

Nobody im Golf setzt auf junge Talente

Noch vor wenigen Jahren hatte Under Armour in der Golfszene nahezu keine Präsenz, heute kommt man um die Marke kaum mehr herum, prangt ihr Logo schließlich auf Hemden, Schuhen und Kappen einiger der erfolgreichsten Spieler der Gegenwart. Ausschlaggebend hierfür war eine geschickte Strategie, frühzeitig auf vielversprechende Nachwuchs-Golfprofis zu setzen und mit ihnen Erfolge zu feiern. Das Unternehmen Under Armour mit seiner stark wachsenden Golf-Sparte dürfte damit deutlich mehr Wert sein, als die meisten ahnen. Unbestreitbar verbunden ist der Erfolg des Sportartikelherstellers mit dem kometenhaften Aufstieg Jordan Spieths.

Vor gut zwei Jahren setzte man in Maryland auf den damals erst 19-jährigen US-Amerikaner. Nach dessen erstem PGA-Tour-Sieg bei der John Deere Classic 2013 dauerte es jedoch bis zum nächsten großen Erfolg. Nach Titeln bei der Hero World Challenge sowie der Valspar Championship wurde der Vertrag in Frühjahr 2015 dann um zehn weitere Jahre verlängert. Und Spieth dankte für das entgegengebrachte Vertrauen: Sieg beim Masters in Augusta, dann der US-Open-Triumph und schließlich die John Deere Classic zum Zweiten. Mit ihm und anderen jungen, aufstrebenden Pros machte sich Under Armour also schnell einen Namen.

Under Armour Aktie reagiert auf Spieths Siege

Die Strategie, auf unbekannte Namen zu setzen, die heute als Teil des Teams Majorsieger sind oder werden können, zahlt sich definitiv aus. Das gute Händchen der Sponsoring-Abteilung im Unternehmen zeigt auch die mit Spieth vergleichbare Entwicklung bei Misty Copeland oder Steph Curry. Beide schrieben in diesem Jahr in ihren Sportarten Balletttanz und Basketball Geschichte, nachdem Under Armour sie verpflichtet hatte.

Sichtbar wird der Zusammenhang des sportlichen Erfolgs der Spieler mit dem wirtschaftlichen Aufschwung des Unternehmens übrigens an der Börse. Die Wall Street verzeichnete nach Spieths Masters- und US-Open-Sieg jeweils deutliche Kursgewinne der Under-Armour-Aktie. Im Anschluss an seinen letzten Sieg bei der Open-Championship-Generalprobe Mitte Juli notierten die Analysten sogar ein Plus von satten 3,5 %. Es wird aber nicht nur auf den jungen Weltranglistenzweiten gesetzt. Neben Hunter Mahan, sechsfacher PGA-Tour-Sieger, oder Bernd Wiesberger, kürzlich bei der Open de France erfolgreich, baut Under Armour auf ein breites Branding der Marke im gesamten Golfsport.

Golf hat großes Potenzial für die kommenden Jahre

Einzig und allein des Golfes wegen nun auf den Erfolgszug an der Börse aufspringen zu wollen ist jedoch riskant. Auch wenn Under Armour seine Marketingausgaben von 246,5 Millionen US-Dollar 2013 auf 333 Millionen Dollar 2014 erhöhte und mit einem Gesamtumsatz von gut drei Milliarden Dollar 2014 in den USA erstmals am Sportartikelriesen Adidas vorbeizog, der Rückstand auf den Branchenprimus Nike (27,8 Milliarden US-Dollar) bleibt sehr groß. Hinzu kommt, dass die Golfsparte bei Under Armour bislang gerade einmal rund 5 % ausmacht.

Warum Golf bei Under Armour trotzdem eine vielversprechende Perspektive hat? Gewisse Analysten rechnen damit, der Ausrüster könne seine Verkaufszahlen in naher Zukunft Jahr für Jahr um bis zu 50 % steigern. Noch größere Optimisten sprechen gar von einer Verdopplung der Golf-Sparte bereits bis 2017. Golf ist zweifelsohne im Hier und Jetzt ein ganz wichtiger Bestandteil im Portfolio von Under Armour. Im Zusammenhang mit weiteren boomenden Bereichen deutet aktuell viel darauf hin, dass der US-amerikanische Sportartikelhersteller noch lange auf der Erfolgswelle wird weiterreiten können.


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