Panorama

Was macht eigentlich…ein Golf-Referee?

07. Jun. 2013 von Gastautor in Kempten, Deutschland

Die Schiedsrichter haben auch auf den Profitouren alles im Blick. (Foto: Getty)

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13 Gebote waren es im Jahr 1744, heute besteht das Golf-Regelwerk aus 34 Vorschriften. Alles ist penibel geregelt, mit zahlreichen Unterpunkten. Was passiert, wenn ein Ball in einem Ameisenhaufen landet? Und was geschieht, wenn der Ball beim Ansprechen vom Tee fällt? Manchmal befinden sich selbst die besten Golfer der Welt in solch kniffligen Lagen, dass sie lieber einen erfahrenen Schiedsrichter hinzuziehen, um keinen Fehler zu begehen. Einer dieser Referees ist Giselher Wagner (58). Kurz und prägnant beschreibt er die Arbeit eines Referees: „Er ist in erster Linie dazu berufen, beim Zählspiel dafür zu sorgen, dass die Golfregeln eingehalten werden.“

Intensive Schiedsrichter-Ausbildung

Was sich aufs Erste recht simpel anhört, ist eine sehr komplexe Aufgabe mit intensiver Ausbildung. Die Schiedsrichter durchlaufen zunächst eine zweijährige Theorie- und Praxisphase bei den jeweiligen Landesverbänden. „Dabei geht es nicht nur um die Golfregeln, sondern auch um die Abläufe bei Wettspielen“, erklärt Wagner. Am Ende stehen verschiedene Prüfungen. Zum Beispiel eine fiktive Spielsituation, bei der die angehenden Schiedsrichter mit kniffligen Regelfragen konfrontiert werden. Letztlich sollte als Lösung die korrekte Zahl der Gesamtschläge des Musterspielers angegegeben werden.

Fünftägiger Lehrgang mit härtester Golfregel-Prüfung der Welt

Nach bestandenem Test sind die Referees bei Verbandswettspielen einsetzbar. Auch der Deutsche Golf-Verband bedient sich aus diesem Pool, etwa für die Spieltage der Deutschen Golf-Liga. Um international tätig sein zu können, muss eine Weiterbildung in der R&A Referees School in St. Andrews besucht werden – mit der wohl härtesten Golfregel-Prüfung der Welt. Wagner hat den fünftägigen Lehrgang im Jahr 2006 besucht, mit Teilnehmern aus 41 verschiedenen Nationen.

Zeitintensives Ehrenamt

Seitdem ist er befähigt, jedes Turnier auf der ganzen Welt als Referee zu begleiten. Zu Beginn einer Saison fragen beispielsweise die Profi-Touren bei den nationalen Verbänden an – von der European Tour bis zur Pro Golf Tour. Als Ehrenamtlicher habe man pro Jahr etwa sieben große Veranstaltungen zu betreuen. Meistens werde man allerdings nur im jeweiligen Heimatland eingesetzt. Und der Zeitaufwand ist entsprechend groß. „Bei einem Turnier der European Tour zum Beispiel wird schon erwartet, dass man von Dienstag bis Sonntag vor Ort ist“, sagt der 58-Jährige.

Zu Beginn werden "Local Rules" erstellt

Die Arbeit beginnt tatsächlich schon lange vor dem Turnier. Zunächst werden gemeinsam etwa die „Local Rules“ erstellt. Sprich: Unter anderem werden Aus-Grenzen definiert, ungewöhnliche Bodenverhältnisse markiert, Droping-Zonen eingerichtet und Fahnenpositionen festgelegt. Während des Turniers selbst sind bis zu drei Referees für jeweils fünf bis sechs Löcher zuständig. Adleraugen sind dabei gefragt. Ständig die Akiven und deren regelgerechtes Spiel im Blick. Eine wichtige Aufgabe – neben den Entscheidungen zu Regelfragen – ist auch die Kontrolle der Spielgeschwindigkeit.

Langsames Spiel wird hart bestraft

Denn langsames Spiel ist nicht nur bei Amateuren ein Ärgernis, auch Profis müssen sich an vorgegebene Zeittabellen halten. „Für 18 Loch dürfen sie in etwa 4 Stunden und 20 Minuten brauchen“, erklärt Wagner. Die Strafen bei Zeitüberschreitungen sind hart und reichen von einer Verwarnung bis zur Disqualifikation.

Bei privaten Runden drückt Wagner übrigens gerne auch einmal ein Auge zu: „Ich sage meinen Flightpartnern meistens nicht, dass ich regelfest bin, aber ich helfe in verzwickten Situationen gerne weiter.“

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