Panorama

Hickory Golf – Nostalgie als Leidenschaft

11. Aug. 2014 von Oliver Felden in Köln, Deutschland

Mit Leder-Bag und Schiebermütze: Hickory ist die Leidenschaft für das Ursprüngliche. (Foto: Getty)

Mit Leder-Bag und Schiebermütze: Hickory ist die Leidenschaft für das Ursprüngliche. (Foto: Getty)

US Amateur Championship 1936 - John Fisher ringt in einem der längsten Finals des Turniers seinen Konkurrenten den Sieg um das Major ab. Der Grand Slam besteht seit 1895 aus British Open und British Amateur Championship sowie den beiden US-amerikanischen Pendants. Gespielt wird die US Amateur Championship noch im Matchplay-Format und nach 37 Löchern sichert sich Fisher den Titel vor Jack McLean aus Schottland. Doch nicht nur das Ergebnis sollte historisch sein: Es war der letzte Major-Sieg, der mit Hickory Golfschlägern errungen wurde.

Ladies and Gentlemen, welcome to Hickory Golf

Seit 1929 waren Stahlschäfte von der R&A offiziell erlaubt worden und traten ihren unaufhaltsamen Siegeszug an. Der Holzschaft verschwand von der Bildfläche, und erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts entdeckten ihn Liebhaber wieder. Seitdem ist Vintage Golf, History Golf oder eben Hickory Golf, der geläufigste Name, wieder ein fester, wenn auch kleiner, Bestandteil der Golflandschaft. Der Name stammt vom Material der Schläger selbst: Der Hickory gehört als Pflanze der Gattung der Wallnussgewächse an und kommt hauptsächlich in Nordamerika und im Osten Asiens vor. Die Eigenschaften des Holzes, extrem hart und gleichzeitig maximal flexibel zu sein, machte es zur ersten Wahl der Golfschlägerbauer.

Wer sich heutzutage auf dem Golfplatz plötzlich um hundert Jahre zurückversetzt fühlt, steht wahrscheinlich inmitten eines Hickory Turniers. Der Passion für die klassische Variante des Golfsports frönen besonders die Briten. Das Mutterland des Golfs hat einige professionell organisierte Hickory-Clubs vorzuweisen, die sich zum Ziel gesetzt haben, die Traditionen des Spiels zu wahren. Regelmäßig finden Turniere statt, bei denen die Ladies und Gentlemen in klassischer Robe - mit langem Rock und Hut, bzw. Kniestrümpfe, Knickerbocker, Schiebermütze - und geschulterten Leder-Bags auf die Runde gehen.

Die Schläger, die früher alle einen Namen statt einer Zahl haben, sind allerdings nicht unbedingt günstig zu kriegen. Um die 500 Euro muss man einplanen, um sich einen Satz aus aus Holz, Putter und vier Eisen zusammenzustellen. Für den interessierten Anfänger gibt es aber auch Leih-Equipment.

Besonderer Schwierigkeitsgrad beim Hickory Golf

Das Faszinierende an der alten Art zu spielen ist besonders der Schwierigkeitsgrad. Während heutzutage von Seiten der Schlägerhersteller alles Mögliche getan wird, um den Sweet-Spot so groß wie möglich zu machen, ist er beim Hickory Golf denkbar klein. Ein nicht sauber in der Mitte getroffener Schlag verliert gerne an Länge, und zwar ordentlich. Brandt Snedeker sagte einmal nach einem Sponsoren-Termin, wo er mit Hickory Schlägern spielte, man sollte Tiger Woods vorschreiben, diese Schläger zu spielen, damit alle anderen eine Chance hätten.

Zurück in die Zukunft - ohne DeLorean

Auch in Deutschland erfreut sich die Zeitreise in die Anfänge des Golf immer größerer Beliebtheit. Zum sechsten Mal wurde am 09. August 2014 die German Hickory Championship ausgetragen, zum ersten Mal im Kitzeberger Golf Club in Kiel. Hier haben Spieler aus den unterschiedlichsten Ländern, unter anderem auch Australien und Schottland,  Mashie, Niblick und Spoon den Schläger geschwungen. Am Ende eines langen Tages im Stile der Ahnen des Sports hieß es für alle: Zurück in die Zukunft!


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