Am Donnerstag, 18. September, werden 4,2 Millionen Schotten im Rahmen eines Referendums über die Unabhängigkeit Schottlands entscheiden, 307 Jahre nachdem die Königreiche Englands und Schottlands zu einem gemeinsamen Königreich Großbritanniens vereint wurden. Die Möglichkeit eines unabhängigen Schottlands sorgt momentan besonders auf politischer Bühne für einige Diskussionen, doch auch für den Golfsport würde der Zerfall Großbritanniens Veränderungen mit sich bringen.
Der britische und schottische Sport steht vor Veränderungen
Das Königreich Großbritannien, so wie wir es heute kennen, besteht seit 1707 und steht kurz davor, auseinander zu brechen. Obwohl die politische Führung Englands sich gegen eine Trennung der Staaten ausspricht, wurde einem Volksentscheid zur Unabhängigkeit Schottlands zugestimmt. Der britische Premier David Cameron nannte es eine Herzensangelegenheit und appellierte bereits vergangene Woche an das Volk Schottlands, um einer Spaltung der beiden Länder entgegenzuwirken. Sollte das schottische Volk sich am Donnerstag für ein eigenständiges Schottland entscheiden, würde es auch vereinzelt Neuerungen im Golfsport geben.
Wenn Golf 2016 in Rio de Janeiro nach über 90 Jahren wieder olympisch wird, würden schottische Athleten nicht wie bislang für "Team Great Britain" auf Medaillenjagd gehen, sondern für ein unabhängiges Schottland. Für England wäre dies ein schmerzhafter Verlust, denn viele Erfolge aus vergangenen Jahren hat Großbritannien schottischen Athleten zu verdanken. Allein bei den Olympischen Spielen 2012, auf englischem Boden, gingen 20 Prozent der Medaillen von Team Großbritannien an Athleten aus Schottland. Bisher gehörte Großbritannien neben China, den USA und Russland zu den größten vier Sportnationen, doch mit der Unabhängigkeit Schottlands wird England diese Position nur schwer halten können.
Unabhängigkeit birgt Problematik für Olympia 2016
Sollte Schottland sich für die Unabhängigkeit entscheiden, könnte dies auch Probleme für schottische Athleten mit sich bringen. Wenn das schottische Volk für die Autonomie stimmt, müsste das Ergebnis des Referendums noch durch das britische Parlament ratifiziert werden. Einer Anerkennung der etwaigen Unabhängigkeit Schottlands hat England bereits zugestimmt, doch in Kraft treten würde diese erst im März 2016. Für eine Olympiabewerbung Schottlands, als eigenständiges Land, wäre dies ein sehr enger Zeitraum und eine Anerkennung durch das Internationale Olympische Komitee (IOK) nur schwer zu erreichen.
Einer Teilnahme an den Olympischen Spielen soll für die Athleten aus Schottland jedoch nichts im Wege stehen: "Die Interessen der Sportler werden geschützt sein", sagte IOK-Präsident Thomas Bach in Bezug auf die Unabhängigkeitsbestrebungen Schottlands. Sollte es für Schottland nicht möglich sein, alle erforderlichen Kriterien für eine Anerkennung durch das IOK rechtzeitig zu erfüllen, würden schottischen Athleten die Möglichkeit haben für Team Großbritannien an den Start zu gehen, oder als unabhängige Athleten unter der olympischen Flagge.
Bedingungen für schottische Athleten könnten sich verschlechtern
Die Vereinigung durch ein gemeinsames Königreich bedeutete für England und Schottland bisher auch gemeinsame Politik und die Aufteilung von gemeinsamen finanziellen Mitteln. Unter anderem werden aus diesen Geldern die Förderung von englischen wie auch schottischen Athleten finanziert, einer Finanzierung, die in Schottland neu aufgestellt werden müsste und dadurch für Nachwuchstalente aus Schottland schlechter ausfallen könnte als bisher. Viele schottische Top-Athleten trainieren zur Zeit außerdem in Sportleistungszentren auf englischen Boden und über eine weitere Nutzung dieser Anlagen müsste neu entschieden werden.
Die British Open nur noch in England?
Die British Open wurde das erste Mal 1860 in Schottland ausgetragen und wird heute abwechselnd auf englischem und schottischem Boden gespielt. Die mögliche Unabhängigkeit Schottlands brachte bereits die Frage auf, ob lediglich Golfclubs in England die Britisch Open nach einem Zerfall des Königreichs austragen würden. Die R&A hat sich dazu bereits geäußert: In einer Stellungnahme bestätigte die R&A St. Andrews für 2015 und Royal Troon für 2016 als Austragungsorte der British Open, ungeachtet dem Ergebnis des schottischen Referendums.
Auch die Regierung Schottlands hat sich zu möglichen Auswirkungen auf den Sport geäußert und verspricht eine enge Zusammenarbeit mit der R&A, um an der großen schottischen Golftradition festzuhalten.