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Panorama

Neues aus dem Golfclub Gut Mummelsee: Neuer Wirt, neue Karte, neuer Stil

25. Sep. 2020 von Peter Marx

Der idyllische Golfclub Gut Mummelsee. (Foto: Getty)

Der idyllische, wenn auch erfundene, Golfclub Gut Mummelsee. (Foto: Getty)

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Der Golfclub Gut Mummelsee liegt, literarisch gesehen, im idyllischen Nordschwarzwald, am Rande des Naturschutzgebietes. Er dient als Vorlage für die vielen Clubs in Deutschland, die sich mit kleinem Budget und vielen ehrenamtlichen Helfern erfolgreich den verschiedensten Herausforderungen einer Golfsaison stellen müssen.

Neues aus dem Golfclub Gut Mummelsee

Präsident Dr. Böösgen vom Golfclub Gut Mummelsee ist nervös. In wenigen Minuten stellt sich der neue Pächter der Vereinsgaststätte „Zur letzten Tanne“ den Mitgliedern vor. Nichts hat die Mitglieder in den Wintermonaten mehr interessiert als die Zukunft der Vereinsgaststätte. Die „Schluckbrüder“ der Senioren-Mannschaften (Trinkspruch: „Ein Obstler hilft immer“) fühlten sich berufen, dem Vorstand mitzuteilen, was sie vom neuen Wirt erwarten: „Hübsche Kellerinnen und mindestens zehn verschiedene Schnapssorten von regionalen Brennereien“ Eine zweiseitige Liste von Schwarzwald-Bauern mit Brennrecht auf ihrem Hof wurde mitgeliefert. Die Lady-Captains konzentrierten sich auf Dekorations-Vorschläge: mal „schmucke Lounge im Silberlook“, mal „arabisch kuschelig mit einem romantischen Flair.“ Die Jungen, (wozu alle unter 35 Jahren im Club zählen), wünschten sich dagegen Disco-Abende und Tinder-Dating-Parties. Eben etwas „Zeitgemäßes“, wie es in einem Schreiben hieß. Nicht zu vergessen die gewünschte Angebotspalette auf der künftigen Speisekarte: Von Wurstsalat, Schnitzel und Burger bis hin zu Flusskrebsen, Couscous Strudel und Salbei-Gnocchi.

An die Vorstandssitzungen, auf denen alle Vorschläge besprochen wurden, erinnert sich Böösgen heute nur noch schaudernd. Nur mit Mühe konnte er mehrfach einen lautstarken Streit im Vorstand verhindern. Erst sein Machtwort: „Suchen wir erst einen Wirt und reden dann über den Rest“ beendete die Streitigkeiten. Vorläufig.

Dr. Böösgen schaut aus dem Fenster des Sekretariats und sieht wie sich der Parkplatz rund um die umgebauten Stallungen des Gutshofes, in denen der Club residiert, immer mehr füllt. So viele Besucher hätte er sich gerne beim letztjährigen Charity-Turnier gewünscht, zu dem sich nur 28 Teilnehmer gemeldet hatten. Was für eine Blamage. Wenn er nicht noch 1000 Euro privat gespendet hätte, wären für den örtlichen Kindergarten nicht mehr als ein paar Bauklötze rausgesprungen.

Das flaue Gefühl im Magen des Clubchefs verdichtet sich als er seinen Stellvertreter Walter Heiß von Luft auf dem Parkplatz sieht. Nach neun Monaten im Amt ist das Verhältnis von Böösgen zu seinem adligen Stellvertreter angespannt. Schuld daran ist die Misere um die Vereinsgaststätte, die durch das Verhandlungs-Ungeschick des Vizes ausgelöst worden war. Er sollte mit dem aktuellen Pächter der Gaststätte einen neuen Vertrag aushandeln, der eine geringe Erhöhung der Pacht vorsah. Doch von Luft wollte sich vor den Mitgliedern als harter Manager präsentieren. Er verlangte weit mehr Pacht als im Vorstand besprochen und setzte dem Wirt Daumenschrauben an. Was dazu führte, dass das Wirts-Ehepaar mitten in der Saison fristlos kündigte.

Ein „Galadiner mit Überraschungen“

Nach mehreren Gesprächen gelang es Böösgen, der die Verhandlungen nun selbst in die Hand nahm, den Wirt zu überzeugen erst zum Saisonende zu kündigen. Die Suche nach einem neuen Wirt für die Gaststätte erwies sich schwieriger als erwartet. „Die letzte Tanne ist doch keine Bauernkneipe“, faste Schatzmeister Gustav Fuchser die optimistische Stimmung im Vorstand zusammen. Doch die Realität holte die Ehrenamtlichen schnell ein. Erst nach Monaten tauchte ein Mann im Golf-Club auf, der mit Food-Trucks auf Märkten gastronomische Erfahrungen gesammelt hatte. Sein Konzept. Umbau der Vereinsgaststätte zu einer Tiroler Apres-Ski-Hütte mit Selbstbedienung. Zähneknirschend – weil ohne Alternative – stimmte der Vorstand zu.

Ein „Galadiner mit Überraschungen“ stand in den Newslettern auf der vereinseigenen Homepage, was das Kribbeln im Bauch des Vereinspräsidenten verstärkt hatte. Während die Wurstsalat-Fraktion weniger Wert auf hohe Qualität legte („Hauptsache satt“) war der Clubpräsident Stammgast in den Sterne-Restaurants des Schwarzwaldes und entsprechend sein Anspruch. Allerdings: Der neue Wirt wollte beim Galadiner beweisen, was er alles kann. Entsprechend vielfältig tischte er auf: Fingerfood, asiatisches Buffet, japanischer Reiswein statt badischer Riesling. Nicht nur für den Präsidenten ein kulinarischer Alptraum. Zusätzlich beschäftigte ihn die Frage „Wie passt Reiswein und Frühlingsrollen mit einer Tiroler Skihütte zusammen.“

Der Gala-Abend - ein Erfolg. Selbst die überkritischen Senioren lobten das Angebot des neuen Wirts, auch wenn sie mit Fingerfood nicht viel anfangen konnten. „Gibt’s hier keine Teller!“ Nicht eine kritische Stimme registrierte Böösgen. Sogar die Selbstbedienung kam an. Was vermutlich an dem etwas gewagten Ausschnitt der jungen Kellnerin lag, die hinter dem Tresen stand, wie die Frau des Präsidenten später süffisant anmerkte. Derweil der Präsident entspannt sein Glas Chardonnay leerte: „Die neue Saison kann beginnen.“

Peter Marx, Golfclub Gröbernhof, ist korrespondierendes Fernmitglied im Golfclub Gut Mummelsee.

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