Was zu beweisen war: Der PGA Tour fehlen die Entertainer und die Schurken. Und weil außerdem zu viel über Geld geredet wird, laufen dem Profigolf der Männer die TV-Zuschauer weg. Ausgerechnet die PGA Championship, jenes als Leichtgewicht verschriene Major, hat das bei ihrer 106. Ausgabe am vorvergangenen Wochenende bestätigt. Knapp fünf Millionen Zuschauer (4,958 Millionen) weltweit sahen das Geschehen in Valhalla. Das ist eine Steigerung von rund zehn Prozent gegenüber dem Oak Hill Country Club 2023 (4,517 Millionen), während die Fernsehquoten der PGA Tour doch ansonsten um rund 20 Prozent abgesackt sind.
Xander Schauffele's win in the PGA Championship draws 4.958M viewers on CBS, up 10% from 4.517M last year for Brooks Koepka.
CBS had big head-to-head competition with the Knicks-Pacers Game 7 (3:30-6:11) which drew 6.447M, the second best game of the NBA Playoffs to date. pic.twitter.com/U50iGDSwjI
— Josh Carpenter (@JoshACarpenter) May 21, 2024
Die Gründe liegen beinahe auf der Hand und haben – wie meistens – mit den handelnden Personen zu tun. Am Donnerstag wollte alle Welt mal wieder Tiger Woods sehen. Am Freitag zogen die Verhaftung von Scottie Scheffler und das Interesse am Abschneiden des Kurzzeit-Knastbruders die Leute vor die Glotze. 1,61 Millionen sahen sich die zweite Runde von Valhalla an, 18 Prozent mehr als im Vorjahr. „Drama macht den Unterschied“, schrieb ein Fan im Kurznachrichtendienst „X“ sehr treffend. Und dann schlug die Stunde des Bryson DeChambeau. Der einstige „Hulk mit dem Holz“ hat sich mal wieder neu erfunden und wird mit seiner Emotionalität und seinem Engagement auf dem Platz zum People’s Player. Die frühere Überheblichkeit ist purem Entertainment gewichen: Mienenspiel und Grimassen, Fistpumps und Freudensprünge etc.
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Der 30-jährige US-Open-Champion von Winged Foot 2020 musste die Wanamaker Trophy zwar trotz seines besten PGA-Championship-Abschneidens von 20 unter Par dem kalifornischen US-Landsmann Xander Schauffele überlassen, avancierte aber zum Liebling der Massen. Vom „Bryson-Effekt“ war in den sozialen Medien die Rede. Oder: „Bryson ist zu einem Muss im Fernsehen geworden!“. Und Padraig Harrington brachte auf den Punkt, was wohl die meisten Fans denken, wenn sie auf die PGA Tour schauen: „Herrje, wie wir Bryson vermissen! Er war großes Kino und ein Kassenmagnet und hat dem Turnier wirklich gutgetan.“
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Eltern bestätigen Grayson Murrays Suizid
Klarheit: Die Eltern des Profigolfers Grayson Murray haben mitgeteilt, dass der 30-Jährige Suizid begangen hat. In einer Stellungnahme schreiben Terry und Eric Murray unter anderem: „Wir haben die letzten 24 Stunden damit verbracht, uns mit der Tatsache abzufinden, dass unser Sohn tot ist […] Das Leben war nicht immer einfach für Grayson, und obwohl er sich das Leben genommen hat, wissen wir, dass er jetzt in Frieden ruht.“
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Der zweifache PGA-Tour-Sieger hatte am Freitag während der zweiten Runde der Charles Schwab Challenge an Loch 16 des Colonial Country Club aufgegeben – laut PGA Tour wegen Krankheit – und war am Samstag unter noch unbekannten Umständen tot aufgefunden worden. Nach Alkohol- und mentalen Problemen bis hin zur Depression in den vergangenen Jahren hatte Murray 2024 wieder den Anschluss an die Weltelite gefunden. Er gewann nach seinem Rookie-Erfolg bei der Barbasol Championship 2017 heuer die Sony Open auf Hawaii und verkündete damals, dass er seit acht Monaten trocken und frisch verlobt sei: „Meine Geschichte ist noch nicht zu Ende. Ich glaube, sie fängt gerade erst an. Ich hoffe, dass ich viele Menschen inspirieren kann, die ihre eigenen Probleme haben.“ Er wurde anschließend sogar in den Spielerbeirat der PGA Tour berufen. Bei seinem Masters-Debüt schaffte er im April den Cut und beendete das Turnier als 51., wurde bei der PGA Championship geteilter 43. und war als Weltranglisten-58. sicher im Feld der US Open.
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Fans amüsieren sich über „inaktives“ LIV-Transferfenster
Daumen runter: Stell dir vor, die LIV Golf League eröffnet ein Transferfenster für Spielerwechsel zwischen den Teams – und nichts passiert. Genau so ist es gekommen, offenbar spricht Bryson DeChambeau als Kapitän der Crushers für alle, wenn er postet:
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Die Golffans wiederum werten das ganze Buhei als komplette Farce und finden auf entsprechende Verlautbarungen einiger LIV-nahen Plattformen die entsprechenden Antworten:
“Blockbuster”
— Bryan Murphy (@ATXGuy999) May 22, 2024
Andere Postings lesen sich so: „Es interessiert niemanden – nicht mal LIV selbst.“ Oder: „Golf ist kein Sport, der für Spielertransfers gemacht ist. Mal spielt man gut, mal schlecht, auf welcher Basis soll da gehandelt werden?“
LIV hatte das Transferfenster zur Mitte der Saison eingeführt, um sich mit dem Franchisekonzept noch weiter den Mannschaftssportarten anzunähern. Bereits nach der Saison 2023 hatte es einen derartigen Zeitraum gegeben, der von den Teams damals auch sehr aktiv genutzt wurde – beispielsweise durch den Wechsel von Individualgesamtsieger Talor Gooch von Bubba Watsons RangeGoats zu Brooks Koepkas Smash GC, im Tausch für Matt Wolff.
Boulevard spekuliert über McIlroy-Scheidung
Gefundenes Fressen. Die britischen Revolvermedien spekulieren über die Trennung zwischen Rory McIlroy und Erica Stoll; der vierfache Majorsieger hatte den Scheidungsantrag am Tag vor dem Eintreffen bei der PGA Championship in Valhalla eingereicht. Als naheliegend Erklärung hält her, dass sich das Paar auseinandergelebt hat. Wahlweise, weil sich der Profi zu sehr auf Golf fokussiert, seine Frau sich folglich vernachlässigt gefühlt und nur noch auf die gemeinsame Tochter Poppy konzentriert habe. Oder weil sich Erica Stoll seit der Geburt von Poppy am 31. August 2020 nur noch ums Kind gekümmert habe, worauf sich der Golfer zurückgesetzt gefühlt und sich in Arbeit vergraben habe.
Hartnäckig, wie das bei pikanten Aspekten nun mal ist, hält sich auch das Gerücht einer Liebelei zwischen „Rors“ und der „CBS“-Golfmoderatorin Amanda Balionis (38), die mit dem Football-Coach Bryn Renner verheiratet ist, seit dem Masters aber keinen Ehering mehr trägt. Da sie außerdem in ihren Social-Media-Accounts den Zusatz Renner aus dem eigentlichen Doppelnamen gestrichen hat, wittert der Boulevard, der Erica Stoll sogar beim Weg ins Nagelstudio nachspürt („Daily Mail“), halt amouröse Gründe für McIlroys Schritt und wollen angeblich auch besonders zugewandte Interviews von Balionis mit dem Golfstar ausgemacht haben. Chronistenpflicht hiermit erfüllt.
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Auch der König adelt den Royal and Ancient Golf Club
Aufatmen in St. Andrews: Englands König Charles III. hat die Schirmherrschaft über den Royal and Ancient Golf Club of St Andrews übernommen und damit das seit 1834 bestehende Patronat bestätigt. Das mit dem „Aufatmen“ ist natürlich ein Scherz: Letztlich war Charles’ Plazet nur eine Formsache für den 1754 gegründeten Club, der das Prädikat seit 1834 trägt, als William IV. die Society of St. Andrews Golfers mit dem royalen Ritterschlag bedachte. Übrigens nicht als erstem Golfclub: Bereits im Jahr zuvor adelte der Monarch die Royal Perth Golfing Society in der einstigen Residenzstadt der schottischen Könige.
Delta entschuldigt sich für Umgang mit Golfbags
Die US-Fluggesellschaft Delta hat sich bei der East Tennessee State University (ETSU) für den Umgang des Bodenpersonals am Flughafen in San Diego mit dem Golfgepäck des Uni-Golfteams entschuldigt. Im Kurznachrichtendienst „X“ war ein Video aufgetaucht, das zeigt, wie Gepäckarbeiter die Travelcover rüde herumzerren und durch die Gegend werfen. Delta teilte mit, dass die Gepäckabfertiger lediglich Vertragsangestellte seien und nicht für Delta arbeiteten, übernahm aber die Verantwortung für die Behandlung der Bags: „Wir entschuldigen uns beim ETSU-Golfteam und bitten um Nachsicht für den Umgang mit ihrer Ausrüstung und sind in direktem Kontakt bezüglich etwaiger Schäden“, heißt es in einer Pressemitteilung. ETSU-Sportdirektor Richard Sander erklärte, die Anwälte der Universität würden mit der Airline über eine angemessene Entschädigung sprechen.
Anbei eine hilfreiche Packempfehlung bei Fernreisen mit dem Golfbag, abgesehen von der Verwendung eines Hartschalenkoffers:
Garcia und Reed können US-Open-Qualifier nicht nutzen
Prominent gescheitert: Nach Stand der Dinge verpasst Sergio Garcia erstmals seit 25 Jahren eine US Open. Definitiv nicht in Pinehurst dabei ist außerdem Patrick Reed. Die beiden in die LIV-Liga gewechselten Masters-Champions von 2017 beziehungsweise 2018 mussten bei einem der regionalen Qualifier um ihre Teilnahme spielen, da ihre automatische Berechtigung als Majorsieger ausgelaufen ist. Während Reed bei dem Turnier im Dallas Athletic Club bereits vor einer sportlichen Entscheidung zurückgezogen hatte, scheiterte Garcia geradezu dramatisch. Der Spanier spielte in einem Siebener-Play-off um die verbliebenen sechs US-Open-Plätze auf dem ersten Extraloch als einziger ein Bogey. Immerhin jedoch steht er damit auf der Nachrückerliste. Sein Fireballs-Teamkollege Eugenio Chacarra schaffte es indes durchs Stechen und feiert nun auf dem berühmten Kurs No. 2 von Pinehurst die Majorpremiere. Ebenfalls gescheitert sind übrigens die LIV’ler Carlos Ortiz, Abraham Ancer, Caleb Surratt, Brendan Steele und Kevin Na.
Dudelsack-Geburtstagsständchen für Josh Allen
Was macht ein golfbegeisterter Footballstar am Geburtstag? Er spielt natürlich Golf. Und was machen seine Teamkameraden? Sie erlauben sich einen Scherz in schottischer Golfmanier mit ihm. So geschah es Josh Allen, dem Quarterback des NFL-Teams Buffalo Bills, auf der Runde anlässlich des 28. Als Allen den zweiten Abschlag betritt, taucht dort ein Dudelsackspieler im Kilt auf, den seine Kumpels eigens bestellt haben, und untermalt das Ansprechen des Balls mit einem „Happy Birthday“ aus der Bag Pipe. Natürlich nimmt Allen es sportlich, schlägt trotzdem sauber ab und bedankt sich per Handschlag beim Musiker für die Störung das Ständchen.
Golf etiquette doesn’t apply on your birthday. #GoBills | #BillsMafia pic.twitter.com/e7hgjEmxws
— Buffalo Bills (@BuffaloBills) May 22, 2024
Driver off the deck
Zum Schluss: Der „Driver off the deck“, der mit dem Holz 1 vom Fairway geschlagene Ball, ist eine nur von Könnern wirklich beherrschte Kunst. In diesem Netzfundstück findet diese Schlagfertigkeit in buchstäblichem Sinne statt. Und damit eine gute Woche!
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