Während die Amerikaner verzweifelt jemanden suchen, der in der Lage ist, die Spieler-Egos vor den Karren des Teamgeists zu spannen, können die Europäer bei der Kür des nächsten Ryder-Cup-Kapitäns aus dem Vollen schöpfen. Anfang 2015 fällen die Teamchefs der jüngsten drei Wettbewerbe sowie European-Tour-Boss George O‘Grady und David Howell als Vertreter des Spielerkomitees die Entscheidung. Golf Post über neun mögliche Köpfe für Hazeltine 2016.
Darren Clarke – der Designierte
Der 46-jährige Nordire war schon für Gleneagles ein heißer Kandidat, wurde aber etwas kleinlaut, als die USA Tom Watson aufboten. Nun ist Clarke, British-Open-Sieger von 2011, fast gesetzt. Er war 2006 der Held mit drei Siegen in drei Matches, 2010 und 2012 zudem Vize-Kapitän. Nicht zuletzt ist der charismatische Typ für Top-Star Rory McIlroy die Idealbesetzung: „Er wäre genau der Richtige, um das Team in den USA zu führen.“
Miguel Ángel Jiménez – der Rivale
Rioja- und Zigarren-Aficionado Jiménez (50) ist der einzige, der Clarke „gefährlich“ werden könnte. Der Spanier weiß als Vize-Kapitän 1997, 2012 und 2014 wie Gewinnen geht, überdies spielte er 2004 und 2010 im Siegerteam. Es wurde mal geunkt, dass sein kantiges Englisch ein Hinderungsgrund sein könnte, doch Paul McGinley weiß es besser: „Er hat halt einen Akzent. Vor allem jedoch ist er ein Mensch mit ganz viel Tiefgang.“
Thomas Björn – der Außenseiter
Björn (43) ist der Dritte im Bunde der Kandidaten für Hazeltine. Der Däne gehörte in seiner Ryder-Cup-Karriere bislang ausschließlich zu Siegerteams: 1997, 2002 und 2014 war er Spieler, 2004, 2010 und 2012 Vize-Kapitän. Weil Jiménez vermutlich in vier Jahren in Frankreich zum Zuge kommen dürfte, wird Björn als Jüngster des Trios wohl bis Whistling Straits 2020 warten müssen. Sowieso will er die zwei Mal zuvor lieber spielen.
Padraig Harrington – der Entmutigte
Gleneagles war kein motivierender Ryder Cup für den Iren. Nach sechs Starts und vier Siegen als Spieler war Harrington (43) erstmals „Vize“ und danach „gar nicht mehr so scharf“ (O-Ton) auf ein Kapitänsamt. McGinleys Meisterleistung hat ihn entmutigt. „Auf keinen Fall ich“, antwortete der 43-Jährige, der seit Jahren die Form sucht, mit der er 2007 und 2008 drei Majors gewann, auf die Frage nach den Top-Anwärtern für 2016.
Des Smyth – der Unsichtbare
Man muss kein Lautsprecher oder Meister der Selbstdarstellung sein, um Ryder-Cup-Kapitän zu werden. Das hat Paul McGinley eindrucksvoll bewiesen. Sein Landsmann Smyth (61) freilich, der acht Turniere auf der European Tour und sieben als Senior gewann, scheint nahezu unsichtbar. Er verlor als Spieler 1979 und 1981, gehörte dafür als „Vize“ zu den Siegern von 2006 und 2014. Ambitionen auf ein Kapitänsamt sind nicht bekannt.
Paul McGinley – das Vorbild
Der Ire ist „das Vorbild für alle künftigen Kapitäne“ (Lee Westwood). Vor und in Gleneagles hat McGinley (47) neue Maßstäbe gesetzt und schloss („Ich habe mein Teil getan“) künftige Ämter aus. Selbst wenn er sich‘s noch mal überlegen sollte: Mit seinen Vorgängern José María Olazábal und Colin Montgomerie gehört McGinley zum fünfköpfigen Gremium, das Anfang 2015 den nächsten Kapitän bestimmt, und kann sich nicht selbst wählen.
Bernhard Langer – der „Nichtgebrauchte“
Europa ist mit drei Triumphen in Serie und acht Erfolgen in zehn Duellen seit 1995 in der Erfolgsspur: Es bedarf keiner Kapitäne, die schon mal gewonnen haben und mit ihrer Siegesformel das Ryder-Cup-Schiff wieder auf Kurs bringen sollen. Daher gibt es keinen Grund, den Regisseur des 18,5:9,5 von Oakland Hills 2004 zu nominieren. Evergreen Langer (57) wird – und das ist positiv gemeint – derzeit schlichtweg nicht gebraucht.
Sam Torrance – der Ex-Kapitän-Vize
In Europa sind sich Ex-Teamchefs nicht zu schade, als „Vize“ dem jeweiligen Kapitän ihre Erfahrungen weiter zu geben. Das gilt auch für Torrance (61). Der Schotte war 1999 Stellvertreter beim „Battle of Brookline“, dirigierte als Chef seine Equipe 2002 in The Belfry zum Sieg und assistierte jetzt Paul McGinley bei der „Glory at Gleneagles“. Vielleicht wird er wieder mal „Vize“, ein Kapitänsamt indes steht nicht zur Debatte.
Nick Faldo – der „Nutzlose“
Seine seltsame und erfolglose Kapitänsschaft 2008, als er in Valhalla arrogant und unbeteiligt agierte, hat den Engländer für weitere Ryder-Cup-Ämter bereits disqualifiziert. Den Rest gab sich Faldo (57) in Gleneagles mit der Bemerkung über den damals „nutzlosen“ Sergio Garcia. In seiner Autobiografie „No Limits“ bringt es Ian Poulter auf den Punkt: „Es war eine schwere Niederlage. Und er war Kapitän. Also, wer ist nutzlos?“