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Panorama

Golf mit Scheibe: Disc Golf als Abwechslung für „Ball-Golfer“

01. Jul. 2015 von Tobias Hennig in Köln, Deutschland

Disc Golfer bei der Arbeit: Die Frisbee muss in den Korb. (Foto: Discgolf.de)

Spektakuläres Hole-in-One beim Disc Golf

Holes-in-One haben Seltenheitswert, auch beim Disc Golf. Was David Feldberg bei der Maple Hill Open zeigte, braucht sich vor keinem Ass im "Ball-Golf" - so nennen die Disc-Golfer die klassische Variante - zu verstecken. Die Frisbeescheibe findet auf einem Weg, auf dem mancher zu Fuß nicht ohne Kontakt mit einem Hindernis auskäme, sicher ihr Ziel durch das Baumlabyrinth, "bounced" geplant und landet im Korb. Sensationell, oder?

In den USA geht die Geschichte des Disc Golf zurück bis in die 1930er Jahre, auf der Profitour werden jährlich mehr als zwei Millionen US-Dollar Preisgeld ausgeschüttet. Wer hätte das gedacht? Zudem gibt es einen sehr erfolgreichen deutschen Profi, eine Welttour und Disc Golf soll bald ins Internationale Olypische Komitee aufgenommen werden.

Manche dieser Informationen findet man schnell, für andere ruft man am besten Werner Szybalski, Abteilungsleiter Disc Golf im Deutschen Frisbeesport Verband, an. Auch in Deutschland, sagte Szybalski gegenüber Golf Post, wird das Spiel mit der Frisbee immer beliebter. Auf momentan 100 Plätzen könne man in der Bundesrepublik Disc Golf ausprobieren und spielen.

"Disc Golf steckt noch in den Kinderschuhen"

Szybalski war früher selbst "Ball-Golfer" wie er Golf aus seiner jetztigen Perspektive nennt, aufgrund einer Knieverletzung wechselte er zur Frisbee-Variante und steht seit letztem Jahr der Abteilung Disc Golf vor. Doch der Verband "steckt noch in den Kinderschuhen", sagt der ehemalige Single-Handicapper. "Wir stellen ihn gerade auf solidere Füße." Damit meint er unter anderem die Sponsorensuche und die Eingliederung des Deutschen Frisbeesport Verbandes in den Deutschen Olympischen Sport Bund (DOSB). Die europäische Dachgesellschaft soll demnächst sogar ins Internationale Olympische Kommitee (IOC) aufgenommen werden.

Vielleicht schaffen es die Disc-Golfer eines Tages, ihren Sport hierzulande so beliebt zu machen wie in Finland. Dort findet nächstes Jahr nicht nur die Europameisterschaft statt. "Große Turniere werden im staatlichen Fernsehen live übertragen", erklärt Szybalski. Dann soll auch Deutschlands Bester, Simon Lizotte, mit am Start sein. Zuletzt holte er den Vizeeuropameistertitel, vor zwei Jahren gewann er die EM.
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(Foto: Discgolf.de)

(Foto: Discgolf.de)

Beim Disc Golf
ist das Ziel, eine Frisbeescheibe mit möglichst wenigen Würfen in einen Korb zu befördern.
... gibt es auch Driver und Putter - nur in Form eines Frisbees.
... werden die Spieler auf ihren Runden auch von einem Caddie begleitet.
... gibt es einen deutschen Profi, der damit seinen Lebensunterhalt verdient.
... werden auf der US-amerikanischen Profitour jährlich mehr als zwei Millionen US-Dollar ausgeschüttet.
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Lizotte ist der einzige Deutsche Profi. "Würde Simon Fußball-Bundesliga spielen" schätzt Szybalski das Leistungsniveau ein, dann "wäre der Zweitbeste ein Regionalligaspieler." Damit sich das ändert, wird der Nachwuchs gefördert und reist Mitte Juli zur Amateurweltmeisterschaft nach Kalamazoo in die USA. "Mit Sicherheit bringen wir einen Treppchenplatz mit, wenn nicht zwei", gibt sich der Abteilungsleiter Disc Golf optimistisch. "Nach dem Ranking müsste eigentlich ein Titel drin sein, aber im Sport weiß man ja vorher nie." Die Nachwuchshoffnungen werden auf ihren Runden übrigens von ihren Betreuern und Trainern begleitet und gecaddied.

Die Regeln des Disc Golf

In einen solchen Korb muss die Frisbee geworfen werden. (Foto. discgolf.de)

In einen solchen Korb muss die Frisbee geworfen werden. (Foto. discgolf.de)

Die Regeln des in Deutschland wachsenden Sports orientieren sich am großen Bruder, dem klassischen Golf. So heißt es auf der Internetseite des Deutschen Frisbeesport Verbandes, Abteilung Disc Golf: "Ziel beim Disc Golf ist, einen Kurs von meist 18 Bahnen mit möglichst wenigen Wür­­fen zu absolvieren. Von einer festgelegten Abwurfzone aus wirft der Spieler die Scheibe in Richtung eines Fangkorbs aus Metall. Der Spieler markiert die Stelle, wo die Scheibe gelandet ist, und spielt von dort aus weiter. Die Bahn ist zu Ende gespielt, wenn die Scheibe im Fangkorb versenkt wurde."

Zudem orientieren sich die Disc Golfer an den jährlichen Regeländerungen der R&A und überprüfen in einer gemeinsamen Sitzung bei der US Disc Golf Championship, welche der Modifikationen und Neuerungen für ihren Sport relevant sind.

Das Equipment beim Disc Golf

Wie ähnlich sich "Ball-Golf" und Disc Golf sind, zeigt sich auch beim Equipment: Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Arten von Scheiben, die teilweise dieselben Namen tragen wie die Schläger. Hier wie dort gibt es einen Driver für die langen Schläge / Würfe. Für das kurze Spiel auf dem Grün, das auch beim Frisbeewerfen so genannt wird, benutzen beide Sportarten einen Putter. Nur die Eisen haben ihren Namen nicht behalten, die Scheiben für Annäherungswürfe heißen "Approach-Scheiben". Die Gewichtsverteilung im Fluggerät variiert je nach Zweck und Distanz ebenso, wie die Wölbung der Scheibe. Insgesamt gibt es über 1800 verschiedene Scheiben. Einsteiger-Equipment ist schon für 30 Euro erhältlich.

Disc Golf in Deutschland

Am letzten Juniwochenende fand in Kellenhusen (Schleswig-Holstein) die 30. Deutsche Meisterschaft im Disc Golf statt. Dazu hatten sich 142 Spieler in sieben Altersklassen (drei von ihnen bei den "Legends", der Altersklasse über 70) sowie einem Mixed-Wettbewerb angemeldet. Gespielt wurden zwei Kurse über je 18 Bahnen. Die Bahnlängen betragen zwischen 40 und 250 Metern. Statt eines Handicaps führen die Spieler ein sogenanntes D-Rating, welches, neben dem erzielten Score, von der Witterung, der Stärke des Teilnehmerfeldes und der Anzahl der Bahnen bei einem Turnier beeinflusst wird. Wer bei einem Majortunrier in Deutschland eine Parrunde spielt, hat Spielstärke 960 und damit ein Handicap von null.

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