Es ist wieder soweit, vom 6. bis zum 9. November geht die Q-School in die zweite Runde. Es gibt viele Wege auf die European Tour, doch die Qualifying School ist der direkteste: Seit 1976 hält die European Tour am Ende ihrer Saison die Q-School ab, über die theoretisch alle Teilnehmer die Chance haben, den direkten Sprung auf die European Tour zu schaffen. Theoretisch, weil aus den rund 1000 Startern nur die besten 25 die heiß ersehnte Tour-Karte für die nachfolgende Saison ergattern - nach drei "Stages", also Stufen, die bis dahin absolviert werden müssen. Teilnahmevoraussetzung: Mindestens Handicap 0 und 1800 Euro Start-Geld.
First und Second Stage sind ein volles Turnier über vier Tage, die dritte Stage sogar ein Golf-"Marathon" über sechs Tage. Ein Spieler, der alle Stufen durchlaufen hat, wird am Ende 252 Löcher gespielt und etwa 1000 Wettkampf-Schläge gemacht haben. Mit einem Top-25-Resultat fühlt sich das am Ende sicherlich besser an, als auf dem 26. Rang.
15 Deutsche im "Golf"-Rausch
Die Zahlen machen es deutlich, die Q-School ist eine knallharte Auslese und nichts für schwache Nerven. Auch die Namen der Gescheiterten lesen sich im Nachgang eindrucksvoll: Justin Rose beispielsweise scheiterte 1998 in der Final Stage, nachdem er als 17-jähriger Amateur im gleichen Sommer noch Vierter bei der Open Championship wurde. Jenseits des großen Teichs, wo ein ähnliches System existiert, scheiterte 2012 ein gewisser Jordan Spieth bereits in der Second Stage. Es geht also auch ohne Q-School, mit geht's aber schneller.
Die Aussicht auf ein Leben als Tour-Pro treibt auch die 15 verbliebenen Deutschen an, die 2015 ihre Karte für 2016 lösen wollen. Florian Fritsch und Bernd Ritthammer haben es in dieser Saison nicht über den direkt Weg geschafft (Top-110 am Ende der Saison), ihre Tour-Karte zu verlängern, dürfen aber durch ihre Positionen im Ranking die ersten beiden Stages überspringen und greifen erst zur Final Stage ein.
Für die anderen dreizehn Deutschen wird es ab Freitag ernst: Waren die Teilnehmer in der First Stage noch auf acht Turniere verteilt, gibt es in der zweiten Runde noch vier verschiedene Events (Sections), zu denen sie von der European Tour zugewiesen werden. Es gilt vermutlich mindestens in die Top-15 kommen, um die Final Stage zu erreichen.
Spieler | Ort der 2nd Stage | Chancen |
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Moritz Lampert (23) | Valencia, Spanien | Qualifizierte sich 2014 durch drei Siege auf der Challenge Tour für die European Tour 2015. Da lief dann nicht viel zusammen, Bilanz: 29 Turniere, 20 verpasste Cuts, einmal Top-Ten. Die Form ist im Keller, dennoch bringt er die größte Erfahrung mit. Zudem ist das Feld natürlich nicht mit dem eines European-Tour-Events vergleichbar. Chancen-Ampel für die Final Stage: Grün |
Philipp Mejow (27) | Alicante, Spanien | Philipp Mejow gewann in diesem Jahr die Gesamtwertung der Pro Golf Tour, wenn man so will der dritten Liga in Deutschland hinter Challenge- und European Tour. Er will die Challenge Tour, für die er damit qualifiziert ist, gerne überspringen. Chancen-Ampel für die Final Stage: Grün |
Sebastian Heisele (28) | Castellón, Spanien | Aufgewachsen in Dubai, jüngster Clubmeister in der Geschichte des Emirates Golf Club. 2015 viele Ergebnisse im Mittelfeld von Challenge-Tour-Turnieren, Highlight war T55 bei Porsche European Open. Chancen-Ampel für die Final Stage: Gelb |
Julian Kunzenbacher (23) | Castellón, Spanien | 46. in der Saisonwertung der Pro Golf Tour, vier geschaffte Cuts bei neun Auftritten auf der Challenge Tour, auch bei der BMW International Open am Cut gescheitert. Seine Zeit könnte noch kommen, heuer zeigt die Chancen-Ampel für die Final Stage: Rot |
Marcel Schneider (25) | Castellón, Spanien | Sechstellig kann nicht schlecht sein: Über 70.000 Euro auf der European Tour verdient, dabei drei Top-25-Platzierungen bei nur acht Events. Dazu die 30.000 Scheine auf der Challenge Tour, das verheißt Erfolg und bringt die Chancen-Ampel für die Final Stage auf: Grün |
Fabian Becker (32) | Tarragona, Spanien | Für Platz 69 reichte der einzige Wochenendauftritt bei vier Versuchen auf der Challenge Tour, Platz 49 in der Gesamtwertung auf der Pro Golf Tour bei 21 gespielten Turnieren. Der Auftritt bei der Q-School - First Stage dürfte einer der stärksten seiner Saison gewesen sein, aber wohl eine Eintagsfliege. Chancen-Ampel für die Final Stage: Rot |
Georg Schultes (28) | Alicante, Spanien | Wurde in England geboren und ist in Österreich Teaching Pro, wenn er nicht gerade, wie 2015, in Asien die PGA Tour China spielt. Wenig erfolgreich leider (1 Cut/5 Events), aber der Hüne könnte eine Wundertüte sein, Chancen-Ampel für die Final Stage: Gelb |
Michael Hirmer (18) | Alicante, Spanien | Amateur, aber Deutscher Jugendmeister 2014, Deutscher Herrenmeister 2015 und Sieger der European Boys Team Championship, da könnte ein Juwel heranwachsen. Chancen-Ampel für die Final Stage (mit einer Portion Vorschuss-Lorbeeren): Grün |
Christopher Carstensen (22) | Alicante, Spanien | Amateur, der den "american way" wählt. Er studiert und spielt an der Southeastern Louisiana University, Zweiter der Deutschen Lochspielmeisterschaften 2015. Chancen-Ampel für die Final Stage: Gelb |
Christian Bräunig (23) | Alicante, Spanien | Amateur, der hinter Hirmer Zweiter bei den Deutschen Herrenmeisterschaften 2015 wurde, gewann aber ein paar Amateur-Turniere in diesem Jahr, zum Beispiel die Luxembourg International Amateur 2015. Für die Final Stage sehen wir die Chancen aber sehr limitiert, Chancen-Ampel: Rot |
Yannik Paul (23) | Tarragona, Spanien | Amateur, der die Internationalen Amateurmeisterschaften von Deutschland 2014 für sich entschied und auch College-Golf spielt, für die University of Colorado. Chancen-Ampel für die Final Stage: Gelb |
Martin Keskari (23) | Tarragona, Spanien | Vierter in der Gesamtwertung der Pro Golf Tour, bei der er 2015 dreimal siegreich war. Am Ende hieß das die sichere Karte für die Challenge Tour 2016, doch beflügelt von den Siegen könnte er sich diese Zwischenstation sparen. Die Chancen-Ampel für die Final Stage: Grün |
Max Röhrig (23) | - | In der Bundesliga sicherte er seinem Frankfurter GC mit einer Platzrekord-Runde den Klassenerhalt, für die eigene Vita sprang 2015 der erste Sieg auf der Pro Golf Tour raus. Die Chancen-Ampel für die Final Stage: Gelb |
Q-School: Knochenmühle oder Traum-Fabrik?
So schnell, wie Träume auf in der Q-School erfüllt werden können, so schnell können sie auch platzen. John Hahn ist das perfekte Beispiel: Der US-Amerikaner spielte in der vierten Runde der Final Stage 2014 eine 58 - ganz recht, eine 58!, und lag damit auf dem geteilten 12. Platz. In der nächsten Runde (zu seiner Entlastung auf einem anderen Platz, in der Final Stage wird rotiert) notierte Hahn 20 Schläge mehr, eine 78, und belegte nur noch Rang 50. Am Ende wurde er 47., keine Tour-Karte, die Fallhöhe war immens. Hoffen wir, dass den deutschen Spielern ein ähnliches Schicksal erspart bleibt.