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Jahresrückblick: Ein Jahr der Kontroversen, Kritiken und Kuriositäten

02. Dez. 2025 von Laura Gailus in München, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Der Jahresrückblick zeigt: Golf bleibt ein ernstes Spiel mit überraschend vielen Nebenrollen. (Fotos: Getty)

Der Jahresrückblick zeigt: Golf bleibt ein ernstes Spiel mit überraschend vielen Nebenrollen. (Fotos: Getty)

2025 war im Golf vieles – aber sicher nicht langweilig. Sportlich bot das Jahr starke Leistungen, doch in den Schlagzeilen landeten oft andere Themen: Spielerdiskussionen, Fanverhalten, Regelstreit und kuriose Auftritte. Es wurde debattiert, diskutiert, gelacht – und mitunter auch gestritten. Der Jahresrückblick 2025.

Buh-Rufe, Regel-Reboots und ein Kapitän im Abseits

2025 war beim Ryder Cup vor allem ein Jahr der überraschenden Nebenrollen. Kaum jemand verkörperte das besser als Kapitän Keegan Bradley. Sein Sieg bei der Travelers Championship katapultierte ihn auf Platz neun im Ryder-Cup-Ranking – als Kapitän seines Teams. Die alte Frage, ob ein Kapitän selbst zum Schläger greifen darf, wurde kurzerhand neu beantwortet: Regelanpassung, Debatte rebooted. Bradley blieb am Ende aber lieber metaphorisch in der Coaching-Zone, statt auf dem Rasen – sportlich klug, dramaturgisch aber fast enttäuschend.

Ganz im Gegensatz zu den Fans, die 2025 offenbar fest entschlossen waren, die dramatischen Akzente selbst zu setzen. Besonders Rory McIlroy bekam den vollen Klangteppich der amerikanischen Galerie zu hören: Buh-Konzerte, Zwischentöne, Putten im Lärmteppich. Shane Lowry übernahm derweil die persönliche Fan-Escorte an die Security – und das gratis, denn Preisgeld gab es keines, zumindest für Team Europa. Das gab es 2025 nämlich erstmals offiziell nur für Team USA. Scottie Scheffler blieb beim Spendenplan, während McIlroy trocken konterte: Er würde sogar zahlen, um Ryder-Cup-Sonntag zu spielen.

Preisgeld hin oder her, am Ryder-Cup-Sonntag stand eine Person nicht auf dem Platz, hat jedoch für ein überraschendes Comeback eines Regel-Oldies gesorgt. Wegen einer Nackenverletzung konnte Viktor Hovland nicht spielen, wodurch die Match-Absenz-Regel aktiviert wurde und sein Gegner kampflos einen halben Punkt erhielt – ohne einen einzigen Abschlag. Das Match endete geteilt, die Meinungen darüber übrigens auch.

Fast schon ruhiger war da nur die Silhouetten-Affäre im Ryder Cup Shop: Ein Shirt mit einem Schwung, der McIlroy frappierend ähnelte, tauchte auf – und verschwand leise wieder aus dem Sortiment.

LIV-Event, PGA-Strafe: Wer darf wo mit wem spielen?

Und weil man in diesem Golf-Jahresrückblick ohnehin alles hinterfragt: Was genau unterscheidet eine Spaßveranstaltung auf YouTube von einer bei LIV Golf? Anscheinend nicht viel, denn im Fall von Wesley Bryan bedeutete das: eine Suspendierung. Nach seinem Auftritt bei „The Duels“ – einem Youtube-Event, das von LIV unterstützt wurde – schloss ihn die PGA Tour kurzerhand auf unbestimmte Dauer aus. Während Bryan betonte, er habe seine Karriere immer ernst genommen, sah Phil Mickelson die Suspendierung als Eingriff in die unternehmerische Freiheit. Besonders kurios: Grant Horvat, auf dessen Youtube-Kanal das Event stattfand, wurde von der PGA Tour höchstpersönlich eingeladen. Das soll noch einer verstehen. Es war der nächste Akt im Dauerdrama PGA vs. LIV.

Popov und der Preis eines Formulars

Es begann mit einem „Alles klar, du darfst spielen“ – und endete mit einem „Hoppla, doch nicht“. Sophia Popov vertraute auf die Bestätigung der LPGA Tour, reiste um die Welt, spielte drei Turniere – und erfuhr danach, dass sie gar nicht hätte starten dürfen. Punkte und Preisgeld? Eingezogen. Der Fehler war „administrativ“, hieß es, doch für Popov bedeutete er das Aus im Kampf um die Tourkarte.

Wenn Driver durchfallen: Technik, Tests und ein bisschen Frust

Rory McIlroy war auch unfreiwillig Hauptdarsteller im vielleicht technischsten Drama des Jahres: Sein Driver bestand einen USGA-Test nicht – was eigentlich hätte vertraulich bleiben sollen, aber irgendwie dann doch überall landete. Auf einmal hinterfragte alle Welt, ob nicht auch sein Masters-Sieg mit einem "illegalen" Schläger errungen wurde, bis die PGA of America wieder Ruhe in das Thema brachte. Blöd nur: Auch Scottie Schefflers Schläger fiel durch, doch der blieb anonym. McIlroy zeigte sich irritiert über das selektive Leaken.

Das Schneckentempo auf den Profitouren

Ein weiteres Dauerbrenner-Thema: Tempo. Oder besser: das Fehlen davon. Tom Kim gab sich bei der TGL einsichtig – die Shot Clock helfe ihm, aus seiner inneren Zeitlupenwelt zu entkommen. Bei Alejandro Tosti klang das anders: Ihm wurde nachgesagt, bewusst langsam zu spielen, um seine Mitspieler aus dem Rhythmus zu bringen. Und bei der Open Championship verwandelte sich Golf in eine Langzeitdokumentation – mit Runden von bis zu sechs Stunden unter herausfordernden Links-bedingungen. J.J. Spaun kassierte sogar eine Verwarnung, weil einer seiner Schläge mehr als 50 Sekunden Routinezeit brauchte.

Rae’s Creek und der Drang der Natur

Zum Schluss noch ein Moment, der wie aus einem satirischen Drehbuch wirkt. Jose Luis Ballester, spanischer Amateur beim US Masters, musste auf Toilette. Dummerweise war keine in Reichweite – dafür aber der Rae’s Creek. Also machte er kurzen Prozess. Ein Zuschauerklatschen später war die Szene viral. In einem Club, in dem selbst das Sitzen auf dem Rasen verboten ist, pinkelte sich Ballester auf unnachahmliche Weise in den Golf-Jahresrückblick 2025.


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