Der frühe Vogel fängt den Wurm
Der Flieger startet pünktlich um kurz vor halb sechs vom Flughafen Köln-Bonn. Nach ruhigem Flug und einer einstündigen PKW-Fahrt quer über die Insel sitze ich bereits gute drei Stunden später auf der einladenden Terrasse des Pula Golf Resorts im Osten von Mallorca.
Ich genieße die angenehmen Temperaturen in der Morgensonne und das reichhaltige Frühstück. Frisch gestärkt nehme ich mein Elektro-Cart und die Leihschläger in Empfang und spiele eine erste entspannte Runde auf dem angeschlossenen Golfplatz.
#18 vor Clubhaus und Driving Range. (Foto: Jürgen Linnenbürger)
Vamos a la playa
Mit einem deutschen Club-Mitglied mache ich einen Abstecher an den nicht weit entfernten Los Pinos Beach in Son Servera, an dem die Bar Playa für ihre leckeren Fischgerichte bekannt ist. Hier lassen wir uns eine gegrillte Seezunge bei einem Glas Weißwein schmecken.
Der Ausblick auf das türkisfarbene Meer ist ebenso großartig wie die tolle Stimmung. Der Duft von frisch geröstetem Knoblauch durchzieht die bei Einheimischen und Ausländern beliebte Bar, deren aufmerksame und freundliche Angestellte Lebenslust pur verbreiten.
Perfekter Lunch am traumhaften Strand. (Foto: Jürgen Linnenbürger)
Gesprochen wird Spanisch, Englisch und Deutsch. Etliche unserer Landsleute haben in dieser reizvollen und ruhigen Gegend der Insel Immobilien erworben und sich für eine Mitgliedschaft im Pula Golf entschieden.
Das im Besitz der Familie Sala befindliche Resort ist die ideale Ausgangssituation für die Erkundung der Golfplätze im Osten und Norden der Insel. Sohn Arnau leitet es mit großer Passion als General Manager.
Von den insgesamt 31 Zimmern befinden sich zehn in dem im mallorquinischen Stil erbauten Herrenhaus aus dem Jahre 1561. Davor befindet sich das Putting Green. Das stilvolle Gebäude und die dazugehörige kleine Kapelle werden auch für Hochzeitsfeiern genutzt.
Stilvolles Herrenhaus und Kapelle aus dem 16. Jahrhundert. (Foto: Jürgen Linnenbürger)
Die restlichen Wohneinheiten verteilen sich auf Superior- und Deluxe-Apartments, die gegenüber dem Herrenhaus ebenerdig angelegt sind. Eines davon beziehe ich während meines Aufenthalts. Es ist modern und zweckmäßig eingerichtet und befindet sich direkt neben einer der für Mallorca typischen Windmühlen. Gäste einiger Zimmertypen spielen Greenfee frei.
Appartements umgeben von natürlicher Vegetation. (Foto: Jürgen Linnenbürger)
Insgesamt sind 24 Golfplätze über die Insel verteilt. Durch die Golf East Mallorca Pakete kann man neben Pula Golf den Club de Golf de Son Servera und Capdepera Golf zu vergünstigten Konditionen spielen. Beide liegen nicht weit vom Pula Resort entfernt. Eine Runde auf dem vielfach als Nummer Eins der Insel ausgezeichneten Platz Club de Golf Alcanada ist hiermit ebenfalls möglich. International genießt er ebenfalls höchste Reputation.
Lage, Lage, Lage
Mallorcas Top-Club liegt im äußersten Nordosten der Insel mit einer traumhaften Aussicht auf die Bucht von Alcudia. In weniger als einer Stunde ist er mit dem Pkw von Son Servera zu erreichen. Auf der kleinen vorgelagerten Insel, die dem Club ihren Namen gab, befindet sich ein Leuchtturm aus dem Jahre 1861. Bis 1960 wurde er persönlich betrieben, seitdem automatisch. Er ziert das Logo des Club de Golf Alcanada.
Ständig das Meer im Blick. (Foto: Jürgen Linnenbürger)
2003 öffnete der Club für Mitglieder und Gäste seine Tore. Sein Eigentümer, Hans-Peter Porsche, konnte Robert Trent Jones Jr. für die Gestaltung des Platzes gewinnen. Der Par-72-Platz ist von den hinteren Abschlägen 6.559 m lang und bietet von 17 Bahnen Aussichten auf das Meer. Es ist der einzige Kurs auf Mallorca, der direkt an der Küste liegt.
Das Layout des Platzes ist abwechslungsreich gestaltet. Die meisten Bahnen führen bergauf und -ab, teilweise durch Täler und Schluchten. Pinien- und Olivenbäume sowie Steineichen flankieren die Fairways. Dichter Baumbestand umgibt den Platz.
Alter Baumbestand umgibt die Bahnen. (Foto: Jürgen Linnenbürger)
Besondere Freude machen mir die Abschläge von den erhöht liegenden Tees in die stark abfallenden Fairways. Auch die für RTJ Jr. typisch in der Mitte von Fairways platzierten Bunker gehören zu den Charakteristika des Platzes.
Der herausfordernde Platz erfordert ein strategisches Spiel. Die ersten fünf Löcher haben es besonders in sich. Mentale Stärke ist auf den Bahnen gefragt, an denen Schluchten (Barrancas) zu überwinden sind.
Nicht zu vergessen sind die brettharten und rasend schnellen Grüns, die bei unserer Runde ein Stimpmeter von 11,0 aufweisen. Zwei Putts sind ein großartiges Ergebnis. Das Mindest-HCP von 33 für Herren und 35 für Damen hat seine volle Berechtigung.
Der Pflegezustand der Abschlagboxen, der Fairways und der Grüns, inklusive des Clubhauses und der diversen Übungsanlagen, ist makellos. Hierzu zählt auch die Toptracer Driving Range, die die erste ihrer Art auf Mallorca war.
Ebenso fällt der perfekte Zustand der Bunker mit den exakt ausgestochenen Kanten und dem fein geharkten Sand ins Auge. Zu schön, um hineinzuspielen. Die mehr als 20 Greenkeeper machen einen exzellenten Job.
Gut gepflegte Fairways. (Foto: AZALEA)
Ausrichter des Rolex Challenge Tour Finals supported by the R&A
Der Club schätzt sich glücklich, 2024 bereits zum vierten Mal seit 2019 das Finalturnier der Road to Mallorca-Turnierserie durchführen zu können. Ende Oktober 2024 kämpfen die 45 bestplatzierten Spieler um eine der 20 Tourkarten, die in der kommenden Saison zur Teilnahme an der DP World Tour berechtigen.
Der deutsche Golfdirektor Kristoff Both kann sich für den Club keine bessere Werbung vorstellen als durch die abermaligen, weltweit ausgestrahlten TV-Live-Übertragungen an den vier Turniertagen.
Durch die Spanish Senior Championship und eines der anerkanntesten Herren-Amateur-Turniere der Welt, die International Spanish Amateur Men’s Championship Copa S.M. El Rey, hat der Club in der Vergangenheit ebenfalls auf sich aufmerksam gemacht. Dieses Turnier wurde 2024 zum zweiten Mal hier ausgetragen.
Club de Golf Alcanada ist Gründungsmitglied der Leading Courses of Spain.
An dem attraktiven Halfway-House, der Lighthouse Bar, kommen wir nach der #9 und ein zweites Mal nach der #15 vorbei. Angeboten werden kalte und warme Getränke sowie leckere Snacks.
Bereits seit 1990 setzt der Club recyceltes Brauchwasser der naheliegenden Hotels in Alcudia zur Bewässerung des Platzes ein. Der Club ist seit 2010 ununterbrochen mit dem jährlich vergebenen Siegel Q Calidad Turistica für Qualität, Service und Umwelt ausgezeichnet worden. Seit 2019 werden keine Plastikflaschen mehr, sondern Tetra Bricks verwendet. Eigene Trinkflaschen können an verschiedenen Stellen mit Wasser aufgefüllt werden.
Alles auf top Niveau
Nach der sportlich herausfordernden Runde wartet ein großartiger Lunch auf der traumhaft gelegenen Terrasse des Clubhauses. Bei herrlichem Blick über die Bucht genieße ich von den zahlreichen schmackhaften Tapas besonders den ausgezeichneten Pulpo a la Brasa und die pikanten Gambas al Ajillo.
Die auf dem gesamten Clubgelände angetroffene Ästhetik sucht ihresgleichen. Zu den Eye-Catchern zählen u.a. das Starterhäuschen sowie die ikonische Uhr des amerikanischen Uhrenproduzenten VERDIN.
Der farbenfroh gestaltete Proshop, der sich mit dem Restaurant in einem aus dem 17. Jahrhundert stammenden Gebäude im mallorquinischen Stil befindet, gehört für mich ebenfalls dazu.
Einladendes Starterhäuschen und Pro Shop. (Foto: AZALEA)
More than a golf course
Zurück im Pula Golf Resort überzeuge ich mich davon, inwieweit dessen zuvor genannter Slogan zutrifft. Der kleine Outdoor-Pool ist ebenso einladend wie das voll ausgestattete Gym & Spa mit Indoor-Pool, Sauna und modernsten Trainingsgeräten, die für Hausgäste kostenfrei ist. Den resorteigenen Physiotherapeuten und die diversen Beauty-Angebote nutze ich nicht.
Völlig entspannt freue ich mich auf die Abendessen im S’Era de Pula Restaurant, denn auch kulinarisch weiß das Resort zu beeindrucken. Nach einem Aperitivo an der Bar fällt die Auswahl an Gerichten aus der mediterranen Küche mit lokalen Produkten aus dem 6.000 qm großen, eigenen Obst-, Gemüse- und Kräutergarten nicht leicht. Ökologischer Anbau wird groß geschrieben.
Restaurant im landestypischen Stil. (Foto: Jürgen Linnenbürger)
Nachhaltigkeit spielt eine wichtige Rolle im Resort. Praktiziert wird eine Kreislaufwirtschaft. Das Resort ist das erste ‚Competitive Regenerative Hotel‘ in ganz Spanien, das über einen eigenen Golfplatz verfügt. Maßnahmen sind u.a. die Vermeidung und Reduzierung von Plastik, die Verwendung von Solarenergie sowie der Einsatz von recyceltem Wasser auf dem Golfplatz. Die zur Verfügung gestellten Trinkflaschen lassen sich im Resort und auf der Runde mit stillem und sprudelndem Wasser auffüllen.
Nachhaltige Verpflegung auf der Runde. (Foto: Jürgen Linnenbürger)
Platz der European Tour
Pula Golf existiert bereits seit 1995. Sein ursprüngliches Design ist Francisco Segalés zu verdanken. Redesigned wurde der Platz in den Jahren 2004 bis 2006 von dem zweifachen Masters-Gewinner und 23-fachen Sieger auf der European Tour José María Olazábal. Oli hat ihn in einen von den hinteren Abschlägen 6.297 m langen, Par-72, Championship-Platz umgestaltet. Professionals spielen ihn als Par-70-Platz.
Sein letzter Tour-Sieg auf diesem Platz datiert aus 2005, als er den Gewinn der Mallorca Classic, die hier zwischen 2003-2007 stattfand, feiern konnte. Das heutige Layout besteht seit 2010, in dem einige finale Anpassungen vorgenommen wurden. Von 2013-2017 folgten die Olazábal & Natal Invitational, ein Pro-Am-Turnier zugunsten der Rafa Nadal und Sport Mundi Foundation.
Fotos ehemaliger Champions zieren das Clubhause. (Foto: Jürgen Linnenbürger)
Der Inhaber der Anlage beschreibt im Birdie-Book den Platz als ‚Challenging but fair‘ und ‚Tough Par, Easy Bogey‘. Dieser Beurteilung kann ich mich anschließen.
Er ist in drei Bereiche unterteilt, die man durch Tunnel erreicht, die Straßen unterqueren. Jedes Loch hat seinen eigenen Charakter.
Die meisten Löcher führen durch das offene Gelände bergauf und -ab. Einige erhöhte Tee-Boxen, blind anzuspielende Grüns, zahlreiche Bunker und zwei Seen mit Wasserläufen zeichnen den Platz aus. Die Fairways bieten ausreichend Anspielmöglichkeiten. Nennenswertes Rough gibt es nicht. Fairways, Grüns und Bunker sind in einem gepflegten Zustand. Lediglich die Abschlagboxen haben noch Luft nach oben. Der Platz macht Spaß zu spielen.
Ständiges bergauf #10 und bergab #16. (Foto: Jürgen Linnenbürger)
Pula Golf war der erste Platz auf Mallorca und der zweite in Spanien, der mit einer Trackman-Driving Range ausgestattet wurde. Diese ist doppelstöckig und befindet sich zwischen der #1 und der #18 gleich neben dem Clubhaus.
Abschläge auf zwei Ebenen. (Foto: Jürgen Linnenbürger)
Ich habe den Golftrip auf die Lieblingsinsel der Deutschen genossen und kann das perfekt betriebene Resort mit seinem super Service und aufmerksamen Angestellten wärmstens empfehlen.
Empfehlenswerter Zwischenstopp
Auf dem Weg zum Flughafen komme ich an Manacor, dem drittgrößten Ort Mallorcas, vorbei. Dieser ist besonders durch seine industrielle Perlenproduktion bekannt. Eine weitere Attraktion ist das imposante Ausbildungszentrum der Tennisgröße Rafael Nadal.
Jedem Sportfan kann ich einen Besuch dieser Anlage und der angeschlossenen Rafa Nadal Museum Xperience sehr empfehlen. Es bietet zahlreiche interaktive Möglichkeiten, verschiedene Sportarten auszuüben und gibt einen beeindruckenden Überblick über seine größten Erfolge.
Mallorcas berühmtester Sportler. (Foto: Jürgen Linnenbürger)
Rafa ist begeisterter Golfer mit einem im niedrigen Plus-Bereich liegenden HCP. Sein eigenwilliger Schwung steht vermutlich jedoch bei keinem Golflehrer auf der Trainingsliste.
Köln, im Juni 2024
Jürgen Linnenbürger
