Endlich! Nach der Corona-Zwangspause dürfen die rund 2500 Golfspieler im Landkreis Ortenau wieder ihre Bahnen ziehen. Vier Clubs teilen sich den Golfmarkt unter sich auf: im Westen der Golfclub Birkenhof bei Kehl, im Süden der Ortenauer Golfclub in Lahr-Reichenbach, im Norden der Urloffener Golfclub bei Offenburg und im Osten der Golfclub Gröbernhof bei der ehemaligen Reichsstadt Zell a.H. Nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten sind es zwei zu viel. Denn allen Clubs fehlen Mitglieder. Ein unangenehmes Thema, das lediglich Manfred Kopp, „Vizepräsident“ des Golfclubs Ortenau, am Rande streift: „Die Dichte der Clubs ist relativ groß.“ Wobei er die elsässischen Clubs dazu zählt, die ebenfalls um deutsche Golfer buhlen.
Senioren diktieren das Vereinsgeschehen
Händeringend gesucht werden Frauen und Männer zwischen 30 und 45 Jahren. Von der sogenannten Tigergeneration erwarten die Clubs einen sportlichen und gesellschaftlichen Aufschwung sowie eine deutlich bessere Altersstruktur. Doch diese Jahrgänge zögern. Sie sind durch Karriere, Familie, Hausbau stark in Anspruch genommen. Hinzu kommt: In allen Ortenauer Golfclubs diktieren derzeit die Senioren das Vereinsgeschehen. Was wiederrum jüngere Interessierte abschreckt, die nicht in einem „Seniorenheim ihre Freizeit verbringen wollen“, wie es der Geschäftsführer einer Kinzigtäler Firma lapidar ausdrückte. Diesen Eindruck versuchen die Clubs mit zahlreichen – meist erfolglosen - Marketing-Aktionen gegen zu wirken.
Doch Messe-Stände, Inserate, Erlebnisstage und Schnupperkurse reichen nicht aus. Selbst ein „Fußball-Golf-Turnier“, wie es der Golfclub Gröbernhof veranstaltete, erwies sich als Flop, kostete nur Geld und brachte nicht ein einziges neues Mitglied. Entscheidend ist jedoch, es mangelt den Clubs an Phantasie. So fehlt beispielsweise eine „Ortenauer Golfkarte“, die es Mitgliedern, Gästen und Urlaubern ermöglicht, vergünstigt auf allen Golf-Anlagen zu spielen. Eine Karte, die es in vielen Regionen bereits erfolgreich gibt. Ansonsten! Gemeinsame Werbeaktionen? Gibt es nicht. Eine Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband? Gibt es nicht. Ein Grund: die Clubs misstrauen sich, auch wenn der Urloffener Präsident Thomas Kohler offiziell das Gegenteil behauptet: „Es gibt kein Gegeneinander.“ Hinzu kommt das Unvermögen der meisten Ehrenamtlichen über den eigenen Tellerrand zu blicken.
GC Ortenau - Der älteste und schwierigste Golfplatz im Kreis
Mit über 40 Jahren der älteste Ortenauer Golf-Club liegt im Gereuter Tal in Lahr-Reichenbach. Die 18 Löcher gelten als der schwierigste Golfkurs im Kreis. Wer hier spielt braucht Kondition. Auf dem nur 37 Hektar großen Golfplatz tummeln sich derzeit 378 aktive Mitglieder. 27 Mädchen und Jungs bis 18 Jahre nehmen am kostenlosen Jugend-Golftraining teil. Mindestens 50 zusätzliche Mitglieder sind notwendig um langfristig den jährlichen Haushalt von derzeit rund 500 000 Euro zu stemmen. „Vize“ Kopp: „Er wird auf Kante genäht.“
Derzeit ist der Club schon froh, wenn es ihm gelingt die jährlichen Vereins-Austritte auszugleichen. Was übrigens auch für alle anderen Golfclubs gilt. Der Vorteil der Reichenbacher: in den letzten 40 Jahren wurde eisern gespart und die Schulden des gemeinnützigen Vereins weitestgehend getilgt. Mitglieder und Gäste erwartet in diesem Jahr eine neue Drivingranch, auf der alten Anlage grasen jetzt Esel.
GC Birkenhof: Ein Familienbetrieb
Das Vorurteil, dass nur die Schönen und Reichen Golf spielen wird vom GC Birkenhof bei Kehl unbeabsichtigt ins Lächerliche gezogen. Spötter sprechen von einem Streichelzoo mit angeschlossenem Golfplatz, andere von einem volkstümlichen Club mit bester Party-Garantie. Was dazu führte, dass der Birkenhof ein Hotspot für Golfanfänger geworden ist. Neulinge finden hier zügig Anschluss und die leichten Golfbahnen bieten schnelle Erfolgserlebnisse. Derzeit hat der Club 362 Mitglieder. Birkenhof ist mit rund 610 Euro Jahresbeitrag der mit Abstand preisgünstigste Golfclub. Dafür fällt die Pflege-Qualität der neun Golfbahnen bescheiden aus. Birkenhof ist kein Verein, sondern gehört der Betreiberfamilie. Geschäftsführer Marc Geiler: „Alle Entscheidungen trifft die Familie.“
Die regionalen Golfclubs sind, bei Jahresetats von teilweise über einer Million Euro, mittelständische Betriebe mit fünf bis zehn Mitarbeitern. Entsprechend hoch sind die Personalkosten. Dazu kommen Pacht, Unterhalt der Anlage, Maschinenpark etc. Dem stehen auf der Einnahmenseite lediglich Mitgliedsbeiträge, Turniereinnahmen und Spielgebühren von Gastspielern gegenüber. Entsprechend hoch müssen die Mitgliedsbeiträge kalkuliert werden, die je nach Club variieren und bis zu rund 1600 Euro jährlich reichen. Die Corona-Pandemie und die damit verbundene Sperrung der Golfanlagen hat die wirtschaftliche Situation der Clubs zusätzlich verschärft. Die Verluste gehen jetzt schon in die Zehntausende von Euros.
Der GC Urloffen zielt auf 1.000 Mitglieder
Der größte und gesellschaftlich anspruchsvollste Golf-Club liegt auf Urloffener Gemarkung bei Offenburg. Auf rund 80 Hektar Fläche gibt es drei Golfkurs-Schleifen á 9 Löcher, die variabel zu bespielen sind. Derzeit hat der gemeinnützige Verein über 850 Mitglieder, was sich nach viel anhört, den Präsidenten Dr. Thomas Kohler trotzdem nicht zufrieden stellt. „Unser Ziel sind 1000.“ In seiner Analyse entdeckte er zwei Veränderungen bei den Mitgliedern: „der Wunsch nach Unabhängigkeit und damit verbunden das geringe Interesse an einer langfristigen Bindung an den Club.“
Golfclub Gröbernhof: Golfclub mit Entwicklunsgpotential
Aufgrund seiner Lage auf einem historischen Areal, der Flächengröße und dem abwechslungsreichen Golfkurs hat der Golfclub Gröbernhof das größte Entwicklungs-Potential. Es wird jedoch seit Jahren viel zu wenig ausgenutzt. Es fehlt ein hauptamtlicher Manager, der die überforderten ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder unterstützt und den Club ins 21. Jahrhundert führt. Doch dafür fehlt das Geld. So steht in der Jahresbilanz die Rekordquote von 56 Austritten, während der Vorstand gleichzeitig Beitragserhöhungen ankündigt. Derzeit sind 442 Mitglieder registriert. Ansonsten? Die denkmalgeschützte baufällige Mauer aus dem 17. Jahrhundert wurde aufwendig saniert und der neue Wirt hat auf Selbstbedienung umgestellt, von der kulinarischen Qualität ganz zu schweigen. Die Corona-Pause nutzten jedoch die Greenkeeper. Die Fairways und Greens, auch in den anderen Clubs sind qualitativ so gut wie lange nicht mehr.
Allen Clubs gemein ist der Charity-Gedanke
Zur DNA der Golfclubs gehört der Charity-Gedanke, also die finanzielle Unterstützung von Sozialprojekten in der jeweiligen Region: Die Palette reicht von Zuschüssen für Kitas und Schulen bis hin zu Museen und Krankenhäusern. Der Hintergrund: Mit den Spenden will man auch das Image von Golfclubs verbessern. Das Spenden-Geld wird erspielt. Das heißt, die Golfer zahlen eine Startgebühr zwischen 50 und 100 Euro, für die Teilnahme an einem Charity-Turnier. Diese Einnahmen dienen als Grundstock für die spätere Spende des Turnier-Veranstalters. Dies kann der Golfclub selbst sein kann, ein Service-Verein wie Rotary oder Firmen. Im Regelfall stellt der Club bei Charity-Turnieren die Anlage kostenlos zur Verfügung. Dazu kommen noch Einnahmen aus Spenden von Sponsoren, aus Tombola und Versteigerungen.
Weit vor allen anderen Clubs im Ortenaukreis liegt der Urloffener Golfclub mit den Schwarzwald-Charity-Open – und das schon seit 14 Jahren. Zu den Veranstaltern zählen regionale Rotary-und Lions Clubs, sowie örtliche Firmen. Das professionell veranstaltete Benefiz-Turnier ist längst der gesellschaftliche Höhepunkt des Clubs. Was sich am Reinerlös des Benefiz-Turniers zeigt. Er lag im letzten Jahr bei 27 000 Euro. Die Gesamtsumme, die bei den Open bislang erspielt worden ist, liegt bei über 250 000 Euro. Äußerst bescheiden ist dagegen das Spenden-Aufkommen bei den anderen Clubs. Zwischen 1000 bis 5000 Euro werden von den Vereinen bzw. von den jeweiligen Veranstaltern angegeben.