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Golf Post Premium Ryder Cup

Amerikas Reisegruppe zum Ryder Cup: Zach Johnsons logische Wildcard-Wahl

30. Aug. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Kontroverse Entscheidungen von Zach Johnson für den Ryder cup 2023. (Foto: Getty)

Kontroverse Entscheidungen von Zach Johnson für den Ryder cup 2023. (Foto: Getty)

Keine vorschnellen Verdikte, bitte: „Zach hat seine Kumpels gepickt“ und „Das ist für uns Europäer schon mal Eins auf“ lauteten gestern in den sozialen Medien einige Kommentare zu den Wildcards von US-Skipper Zach Johnson für den Ryder Cup 2023 in Rom. Gemünzt war das vor allem auf Justin Thomas, dessen Wahl die Gemüter der „Couch-Kapitäne“ in Wallung brachte.

Ryder Cup: Vergleich mit „Postman“ Poulter

Die Einsätze des derzeit Form-losen zweifachen PGA Champions im Marco Simone Golf & Country Club schon als gewonnene Punkte für den Gastgeber abzuhaken, könnte überheblicher nicht sein. Thomas’ Performance in der abgelaufenen PGA-Tour-Spielzeit samt verpasster Play-off-Teilnahme hätte zwar mediokrer kaum sein können. Aber das waren Strokeplay-Turniere – drauf gepfiffen! Die Europäer wissen selbst am Besten, dass so was nicht zählt: Ian „Mr. Ryder Cup“ Poulter war sieben Mal am Start, musste sich dabei aber fünf Mal auf die Gunst des jeweiligen Teamchefs verlassen – und der „Postman“ lieferte zuverlässig.

Justin Thomas: Im direkten Duell ein Killer

Beim Ryder Cup herrschen bekanntlich andere Formate und Gesetze: Im Matchplay ist der 30-Jährige Thomas ein Killer, seine Bilanz von sechs Siegen, zwei Niederlagen und einem Unentschieden bei zwei Teilnahmen am Kontinentalwettbewerb und insgesamt neun Matche gehört zum Besten, was Amerika diesbezüglich zu bieten hat. Zur Erinnerung: Beim Auswärtsspiel in Paris holte Thomas an der Seite von Jordan Spieth drei Punkte in den Vierern und demütigte überdies Rory McIlroy am Sonntag zum Auftakt der Einzel. Dies sollte genug Warnung für Rom sein.

Zudem ist seine Rolle im Teamraum und als Emotional Leader auf dem Platz nicht hoch genug einzuschätzen. Beim Rekordsieg der Amerikaner 2021 in Whistling Straits übernahm der sonst so stoisch-lakonische Dustin Johnson diese Rolle, erstaunlich genug. Diesmal müsste der Job eigentlich an Scottie Scheffler fallen, doch der Weltranglisten-Erste könnte im Wesen nicht weiter von der Aufgabe eines Einpeitschers entfernt sein.

Nicht mal Jon Rahm war überrascht

Als zweite Überraschung bei Johnsons Jokern ist wohl Sam Burns anzusehen, wenn es denn überhaupt wirkliche Überraschungspicks gab. Selbst diese Entscheidung erscheint naheliegend, und so war nicht mal Jon Rahm sonderlich erstaunt. Rookie Burns ist ein exzellenter Putter, was angesichts der diesbezüglichen Schwäche vor allem bei Scheffler eminent wichtig sein könnte. Und er hat im März mit der WGC – Dell Technologies in Austin, Texas das einzige Matchplay-Turnier gewonnen, das im regulären Kalender der PGA Tour noch existiert. Mehr Empfehlung braucht es nicht.

Zumal Burns’ härtester Konkurrent um den letzten Platz in der Reisegruppe nach Rom es heuer an der Exzellenz von 2022 hat fehlen lassen. Die Absage an Cameron Young war zwar Johnsons nach eigener Aussage schwierigstes Telefonat, doch der 26-Jährige hatte es nicht mal ins finale Feld der Tour Championship geschafft und rangierte halt genau wegen seiner Frühform in der Punkteliste als Neunter noch vor Burns. Ebenso wie Keegan Bradley (11.). Doch dem fraglos toll aufspielenden PGA Champion von 2011 fehlt es schlichtweg an Präsenz auf dem Platz und Team USA braucht in Rom nun mal „Road Warriors“, wie „Golf Digest“ es formulierte.

 

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Brooks Koepkas Berufung ein No-Brainer

Deswegen waren Johnsons Wildcards samt und sonders eine logische Wahl. Der wiedererstarkte Rickie Fowler kriegt garantiert noch mal einen Boost, Spieth und Thomas werden als gesetztes Paar ebenso gebraucht wie das kongeniale Duo Patrick Cantlay und Xander Schauffele. Den Olympiasieger musste Johnson immerhin nicht mehr „picken“ – Schauffele rutschte aus eigener Kraft zum Saisonende noch auf den sechsten und letzten Platz der automatischen Qualifikation und verdrängte damit Brooks Koepka. Dessen Berufung freilich war – wie gestern an dieser Stelle bereits erwähnt – eh ein No-Brainer nach dem Triumph beim Major der für den US-Part des Ryder Cup zuständigen PGA of America und dem zweiten Platz beim Masters.

Und „Mr. 58“ Bryson DeChambeau?

Der Einzige, der sich wirklich übergangen fühlen könnte, ist Bryson DeChambeau. Indes höchstens, weil seine 58er-Rekordrunde und die davor gespielte 61 so schlagzeilenträchtig waren. Über die Relation zwischen Scores und Schwierigkeitsgrad des Old-White-Geläufs von The Greenbriar streiten sich übrigens in den USA immer noch die Statistik-Gurus. Sei’s drum, „BDC“ hatte sich offenbar ohnehin keine sonderlichen Hoffnungen gemacht, wie diese Aussagen belegen:

 

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Der US-Open-Champion von 2020 ist auch keiner für den Teamraum, wenngleich Johnsons Vorgänger Steve Stricker vor zwei Jahren in Whistling Straits sogar das Kunststück fertiggebracht hatte, die Fehde zwischen DeChambeau und Koepka beizulegen und beider Egos in den Griff zu kriegen. Aber spätestens am Lake Michigan haben die Amerikaner ebenfalls jenen Teamspirit und Korpsgeist für sich entdeckt, der Europa nach The Belfry 1993 nicht mehr zu Hause hat verlieren lassen. Diese Serie will Johnson endlich knacken, und da sind ein Thomas oder Fowler wichtiger als ein „verrückter Wissenschaftler“. Zudem ist der Parcours von Marco Simone eh nicht so lang, als dass es eines Longhitters wie DeChambeau bedürfte, um vom Abschlag noch ein paar mehr Meter herauszuschinden.

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