Entschuldigen Sie bitte, darf ich Ihnen das Tages-Du anbieten? Diese Frage klingt besonders für Golf-Frischlinge ungewohnt, dabei kommt sie auf dem Kurs immer wieder vor. Neben dem "Du" und "Sie" existiert auf dem Golfplatz eine dritte Möglichkeit der Ansprache. Beim Tages-Du duzen Golfer sich bis zum 18. oder auch 19. Loch (die Nachspielzeit im Clubhaus beim gemiensamen Getränk), beim Verlassen des Golfplatzes verfällt das "Du" jedoch wieder. So kann es vorkommen, dass sich auf dem Platz Student und anerkannter Klinik-Professor duzen, als würden sie sich Jahre kennen. Nach der Runde auf dem Platz nehmen beide wieder ihr distanziertes "Sie"-Verhältnis auf.
Auflockern und Etikette wahren
Unter den Golfern herrschen verschiedene Meinungen zum Tages-Du. Während die eine Seite im Tages-Du eine Möglichkeit sieht, das "elitäre" Golfspielen aufzulockern und trotzdem die Etikette zu wahren, sieht es die andere Seite als beleidigend an, den Golfpartner nur während des Spiels duzen zu dürfen. Daher ist Vorsicht geboten, wem das Tages-Du angeboten wird.
Das "Du" als Beleidigung
Die grundlegende Problematik liegt in den Höflichkeitsformen und Werten in Deutschland. Das Duzen drückt eine gewisse Nähe und Vertrautheit aus und wird beispielsweise in der Kommunikation unter Freunden, Familienangehörigen oder gegenüber Kindern als normal betrachtet. Unter Fremden kann das "Du" jedoch schnell als Distanzlosigkeit oder gar Beleidigung aufgefasst werden. Eine Problematik die dem anglosprachigem Raum fernliegt: Sowohl das "Du" als auch das "Sie" werden mit "You" übersetzt und suggerieren Nähe. Auch in Skandinavien ist es ähnlich: Große Firmenchefs dürfen geduzt werden, nur die ganz alte Fraktion muss gesiezt werden.
Auf dem Golfplatz herrscht dagegen keine Verbindlichkeit. Kurz vor dem ersten Tee klären die Spieler die Ansprache. In der Regel bleibt es beim Du. Und das auch oft über den Tag hinaus.