Marcel Siem - Erfolgreicher Herbst 2014 für den Ratinger
Andere Ehefrauen hätten ihrem Mann die Hölle heiß gemacht, wenn der Urlaub wegen kurzfristiger Verpflichtungen im Job abgesagt wird. Andere Ehemänner bringen aber nach vier Tagen Arbeit auch keinen Millionenbetrag nach Hause. Marcel Siem musste seinen privaten Terminplan zum Jahresende kräftig ausdünnen. Schuld daran war sein Sieg beim BMW Masters in Shanghai, dem ersten Playoff-Turnier des Race to Dubai. Aber auch sein Ausrüster hätte seinen Anteil an der Kalenderfülle, witzelt der 34-Jährige augenzwinkernd im Gespräch.
Arbeit statt Urlaub
Siem hatte nicht mehr damit gerechnet, sich noch für die weiteren drei Finalturniere der European Tour zu qualifizieren und schon mit seiner Frau "den ersten Urlaub ohne Kinder seit fünf Jahren" gebucht, um ein golferisch durchwachsenes Jahr entspannt zu beenden. Doch statt Ferienidylle gab es unverhofft die erfolgreichste Saison seiner Karriere. Das lag hauptsächlich an den letzten vier Wochen.
Nicht nur Siems einziger Sieg 2014 fiel in den November, sondern auch eine seiner zwei Top-Ten-Platzierungen in dieser Saison. Zwei Drittel seines Preisgeldes der abgelaufenen Spielzeit gewann er in den letzten vier Wochen des Golfjahres. Genau genommen waren die ersten zehn Monate, abgesehen vom siebenten Rang bei der BMW PGA Championship und Platz zwölf bei der US Open, eher durchwachsen. Zwar verpasste der 34-Jährige lediglich zwei Cuts, doch Besseres als ein siebenter Platz im Mai 2014 war nicht darunter. Mehr als eine Major-Teilnahme war - bis zu den European-Tour-Finals - ebenfalls nicht drin.
Verletzungspech blieb Marcel Siem auch 2014 treu
Schon häufiger hat Siems linkes Knie Probleme gemacht. Bereits 2013 hatte er sich den schon lange lädierten Meniskus operieren lassen. Doch die Verletzung brach erneut auf. Im September konnte der Ratinger keine Turniere bestreiten. Zudem verhinderte eine beim Aufwärmen ausgerenkte Rippe eine bessere Platzierung, wenn nicht gar den Sieg bei der Turkish Airlines Open.
Eiswasser vom Kaiser und Golf mit dem Capitano
So weit zu Siems eigener sportlicher Bilanz. Der WM-Titel der Nationalmannschaft in Brasilien dürfte den fußballbegeisterten Golfer beinahe genauso gefreut haben wie sein eigener Sieg in China. Zumindest feuerte er Jogis Elf ausdauernd über seinen Facebookauftritt an. Und auch sonst zeigt er sich gern mit Größen der Fußballszene. Mit Michael "Capitano" Ballack bestritt er die Alfred Dunhill Links Championship in Schottland und spielte auch noch in einem Flight mit dem ehemaligen Weltfußballer Luis Figo. Von Franz Beckenbauer ließ er sich im Rahmen der Ice Bucket Challenge einen Kübel kaltes Wasser über den Kopf schütten.
Für einen warmen Schauer dürfte hingegen die Geburt von Tochter Karlotta-Sophie im Juni gesorgt haben. Nach der 2011 zur Welt gekommenen Victoria ist es bereits Siems zweites Kind mit seiner Frau Laura.
Saisonziel 2015: Masters Quali
Die neue Saison hat bereits vielversprechend begonnen. Nicht nur, dass die Nedbank Golf Challenge Siem sogar zu einem seiner sehr spärlichen Beiträge auf Twitter bewog, nein, auch das Ergebnis war mit Platz vier hervorragend. Das große Ziel wird aber sicher die Qualifikation für das Masters in Augusta im April 2015 sein. Es ist das einzige Major, das Siem noch nie gespielt hat. Doch um sich zu qualifizieren, braucht der Ratinger noch einige gute Ergebnisse bis Ende März. Bis dahin muss er sich vom 63. Rang unter die ersten 50 der Weltrangliste verbessern.