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Panorama

Martin Kaymers Golferfolge sind hierzulande nur Blech wert

22. Dez. 2014 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Martin Kaymer hatte bei der Wahl zum "Sportler des Jahres" eine Chance. (Foto: Getty)

Das war's: Martin Kaymer trennt sich von seinem langjährigen Manager Johan Elliot. Sein Bruder Philip Kaymer übernimmt. (Foto: Getty)

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Es war einmal der vierte Advent im Jahre 2014 moderner Zeitrechnung, da trug sich Seltsames zu im Kurhaus von Baden-Baden. Drei (Sport-) Könige waren dem Stern des Zweiten Deutschen Fernsehens gefolgt, nein, nicht Caspar, Melchior und Balthasar: Robert, Eric und Felix hießen jene, die da im Licht von Kronleuchtern und Scheinwerfern standen. Auch hielten sie nicht Gold, Weihrauch und Myrrhe in Händen, sondern Trophäen, Robert jedoch eine güldene als König unter Königen.

Keinesfalls soll hier die Weihnachtsgeschichte verhohnepipelt werden, doch wir Golfer können die Wahl zum „Sportler des Jahres 2014“ allenfalls mit knirschenden Zähnen, bestenfalls mit Humor und Ironie ertragen.

48 Punkte fehlten zu Platz drei

Martin Kaymer ist Vierter geworden. Am Ende seines erfolgreichsten Jahres, nach dem Gewinn des heimlichen fünften Majors THE PLAYERS, nach dem bestechend souveränen Triumph bei der US Open und der Ryder-Cup-Titelverteidigung mit Europas Mannschaft hat der 29-Jährige das „Stockerl“ knapp verpasst. 48 Punkte bloß trennten Deutschlands besten Golfer von Platz drei und Felix Loch, dem olympisch heuer doppelt vergoldeten Rodler. Gefühlt freilich waren‘s Welten.

Denn die Enttäuschung hatte sich angedeutet: Kaymer war nirgendwo präsent, wurde – abgesehen von der Aufzählung der Nominierten – mit keinem Wort erwähnt. Weder bei den Vorberichten zur diesjährigen Sportlerwahl in der Tagespresse, noch auf der „Sportler des Jahres“-Webseite oder bei den Gala-Hinweisen und Einspielern im ZDF. Fast folgerichtig fehlte er auch unter den Gästen im Saal, wagte sich stattdessen am Wochenende erstmals in seinem Leben auf alpine Skier. So blieb es ihm erspart, live mitzuerleben, was Golf den deutschen Meinungsmachern wert ist.

Harting war‘s „ein bisschen unangenehm“

Die rund 3.000 Mitglieder des Verbands der Sportjournalisten, die von der Agentur „Internationale Sport-Korrespondenz“ (ISK) zum Voting eingeladen wurden, hatten für überragende Golferfolge nur Blech übrig. 2010 war Kaymer nach erstem Major-Erfolg und erfolgreichem Ryder-Cup-Debüt noch Dritter hinter Formel-1-Champion Sebastian Vettel und Tischtennisstar Timo Boll. Damals schlug er sogar den in Vancouver zum vierten Mal mit Gold dekorierten Bobpiloten André Lange. Was gegen die These spricht, dass „sonstige“ Sportarten es in Olympia-Jahren halt grundsätzlich schwer haben.

Sportler des Jahres 2014 - das Beste war wohl noch, dass Harting den Preis von seiner Oma überreicht bekam. (Foto: Getty)

Sportler des Jahres 2014 - das Beste war wohl noch, das Harting den Preis von seiner Oma überreicht bekam. (Foto: Getty)

Das Lamento soll keinesfalls die Leistungen von Felix Loch oder des Nordisch-Kombinierten Eric Frenzel schmälern, der für sein Sotschi-Gold zurecht auf Platz zwei gewählt wurde. Aber Harting? Bei allem Respekt vor dem Diskus-Hünen und Streiter wider die Benachteiligung im Sport: Er ist fraglos ein Aushängeschild und ein tadelloser Sportsmann, war allerdings diesmal „lediglich“ Europameister – und von seiner dritten Kür in Serie völlig überrascht. Sein perplexer Gesichtsausdruck im Moment der Verkündung sprach Bände. Das Erste, was Harting auf der Bühne los werden wollte, war: „Also ich freue mich natürlich, aber es ist mir ein bisschen unangenehm.“

„Rors“ hält sich in Irland schadlos

Immerhin befindet sich Martin Kaymer in bester Gesellschaft. Rory McIlroy, der 2014 zwei Majors, ein WGC-Turnier, Europas Flaggschiff-Wettbewerb, die Weltspitze, den Ryder Cup und schließlich das Race to Dubai gewonnen hat, wurde bei der BBC-Wahl zur „Sports Person of the Year“ in Großbritannien auch nur Zweiter hinter Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton. Auf der Insel löste das in den Golfmedien („Rory wurde beraubt“) und unter den Fans des Spiels einen Sturm der Entrüstung aus. Jedermann, sogar Hamilton selbst („Ich hätte Rory gewählt“), hatte mit dem ersten Erfolg eines Golfers seit Nick Faldo 1989 gerechnet. Ian Poulter nannte die Wahl „einen absoluten Witz“.

Im Gegensatz zum Nordiren, der am vierten Advent wenigstens als Irlands Sportler des Jahres geehrt wurde, ließ Kaymer durch Nico Rosbergs siebten Platz zumindest die Vollgasbranche hinter sich. Und wenn er 2016 in Rio Gold gewinnt, dann klappt‘s vielleicht auch mit dem „Sportler des Jahres“. Sofern Harting nicht seinen Olympiasieg von London verteidigt …

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