Max Kieffer hat bei der Oman Open in der vergangenen Woche einen starken zweiten Platz eingefahren und die Chance auf den ersten European-Tour-Sieg nur hauchdünn verpasst. Wir konnten mit Max, der sich zur Zeit in Katar befindet und sich auf das Qatar Masters vorbereitet, über die Finalrunde im Oman sprechen, wie er die ganze Situation empfand und was er von der teilweise negativen Kritik aus Deutschland hält.
Golf Post: Glückwunsch zum zweiten Platz, Max. Kurz nach dem Turnier hast du dich etwas enttäuscht gezeigt. Was überwiegt mittlerweile? Stolz und Freude über den zweiten Platz und das gute Turnier, oder die Enttäuschung, dass es nicht ganz geklappt hat?
Max Kieffer: Es ist 50:50, würde ich sagen. Im Endeffekt spielst du, um solche Situationen zu haben. Ich hatte sehr viel Spaß am Sonntag – unabhängig davon, ob ich das Turnier gewonnen habe oder nicht. Das ist das, was am meisten überwiegt.
Golf Post: Woher kam der Spaß?
Max Kieffer: Das ist das, wofür du trainierst. Ich habe mich körperlich und mental gut gefühlt. Es macht mehr Bock, um den Sieg zu spielen, wenn die Luft knistert und es wirklich um etwas geht, als zum Beispiel um den 20. Platz zu spielen. Das sind Momente, wofür du als Leistungssportler trainierst.
Golf Post: Kam es dir entgegen, dass du am Sonntag so viel spielen musstest, ohne wirklich Pause zu haben und darüber nachzudenken?
Max Kieffer: Es war schon sehr anstrengend. Um 04:30 Uhr aufstehen, Koffer packen und dann 33 Loch spielen. Aber man denkt da nicht drüber nach, ob das gut oder schlecht für einen ist. Es ist wie es ist und man muss das durchziehen.
Golf Post: Du lagst, als du am Sonntag auf die 16 gegangen bist, in Führung. Wusstest du davon?
Max Kieffer: Ich habe das Leaderboard den ganzen Tag ein bisschen im Auge gehabt. Ich wusste natürlich, dass noch zwei Runden zu spielen sind. Auch wenn du in Führung bist und es Sonntag ist, es war gerade mal ein bisschen mehr als die Hälfte gespielt – es hatte noch nicht viel zu sagen.
Ich habe die Finalrunde nicht gut angefangen und einen dummen Fehler, einen Dreiputt, an der Drei gemacht und am Anfang gekämpft. Nach neun Loch habe ich gedacht, okay, ich bin dabei – jetzt spielen wir voll auf Angriff. Dann habe ich von Loch 10-16 gar nicht aufs Leaderboard geschaut, sondern einfach versucht, mein Spiel zu spielen. Auf dem Weg von der 15 zur 16 konnte ich das dann nicht vermeiden, aufs Leaderboard zu schauen. Dann wusste ich, wie es stand.
Golf Post: Ist da mental etwas passiert mit dir?
Max Kieffer: Das kann man nicht genau sagen, man ist so auf Autopilot gestellt. Ich habe mir aber schon gedacht, dass sieben unter eine gute Chance hat.
Golf Post: Dann kam die 17: Du lagst in einem Divot und hast die Lage falsch eingeschätzt.
Max Kieffer: Ich habe erstmal defensiv vom Tee gespielt, aber das musste auch sein. Wenn ich mein Holz 3 geschlagen hätte und den gut erwische, hätte der Ball ins Wasser gehen können. Ich habe meinen Standardschlag mit dem Rescue gespielt, welcher um einiges kürzer ist. Der Ball war Mitte Fairway und ich hatte ein gutes Eisen 8 ins Grün. Der Ball lag in einem alten Divot, aber das sah zugewachsen aus. Ich habe mich gar nicht so doll damit beschäftigt, das war der Fehler. Wenn du in einem alten Divot liegst, dann kannst du den Ball ein bisschen weiter zum rechten Fuß nehmen und das Gewicht im Impact links halten. Ich hab den ganz normal gespielt und im Impact gemerkt, dass da sehr viel Sand drunter war. Das war natürlich uncool, dass der dann so kurz war.
Der anschließende Chip war eigentlich ziemlich gut. Ich habe ja auch gelesen, was Leute darüber geschrieben haben. Ganz ehrlich, du hast 50 Meter von einem steinharten Boden auf ein steinhartes Grün mit 40 km/h Rückenwind über eine Welle, wo es bergauf geht und die Fahne steht im Downhill. Ich glaube, 90 Prozent der Leute in Deutschland können sich nicht vorstellen, wie schwer der Schlag eigentlich war. Ich fand den Chip für die Situation gut, aber der Putt war dann schlecht.
Max Kieffer: "Der Speed ist komplett verlorengegangen"
Golf Post: Dann hattest du auf der 18. noch eine Birdie-Chance.
Max Kieffer: Ich habe den Driver geschlagen, weil ich wusste, dass ich ein Birdie machen muss und hatte auch nur ein perfektes Eisen 8 auf eine Fahne, die meinem Standardschlag, dem Fade, entgegen kam. Der Schlag ins Grün war nicht gut, den hätte ich ein bisschen näher dranhauen können. Aber es hat nicht sein sollen. Dann hatte ich dennoch eine Birdiechance, aber da habe ich mich zu viel mit der Linie beschäftigt. Der Speed ist komplett verlorengegangen.
Golf Post: Würdest du es rückblickend an dem Bogey (auf der 17) festmachen, dass es nicht fürs Playoff gereicht hat?
Max Kieffer: Ich hatte auf der 12 eine sehr sehr gute Eagle-Chance. Auf der 14 hatte ich eine gute Birdie-Chance. Und klar, die 17, der zweite Schlag war natürlich bitter. Wenn ich die Lage besser eingeschätzt hätte, kann man da einen besseren Schuss machen. Aber auf der anderen Seite war es wirklich ein langer Tag. Du spielst 33 Loch voll im Wind bei echt schweren Bedingungen. Da passieren solche Fehler, den anderen passieren auch solche Fehler. Es war so eng, es waren so viele vorne – das muss man akzeptieren, dass man manchmal auch ein bisschen Pech hat.
Golf Post: Kanntest du Kurt Kitayama, der schlussendlich gewann? Er ist durch alle Stages der Q-School gegangen und es war bereits sein zweiter Sieg im elften Turnier auf der European Tour.
Max Kieffer: Ich habe das erste Mal mit ihm gespielt. Aber ich glaube, wenn du erst vor kurzem ein Turnier gewonnen hast, hilft dir das in so einer Situation. Das hat ihm sicher geholfen.
Golf Post: Wir gehen davon aus, dass dir dein zweiter Platz auch hilft und du das diese Woche auch wiederholen kannst.
Max Kieffer:(lacht) Ich war am Anfang der Saison sehr sehr positiv. Ich habe das letzte Dreivierteljahr mit meinem Trainer, Ian Holloway, in Velbert trainiert und mein Spiel hat sich sehr verbessert. Ich war letztes Jahr in Schweden auch knapp am Stechen dran. Ich hatte die ganze Zeit ein gutes Gefühl.
Golf Post: Dir wurde vorgeworfen, dass du den Sieg im Oman auf der Back Nine weggeschmissen hast. Was möchtest du deinen Kritikern entgegnen?
Max Kieffer: Die Deutschen sehen da immer nur das Negative. Natürlich hätte ich mich mehr gefreut, wenn ich gewonnen hätte. Klar bin ich ein bisschen traurig, aber das Positive muss auch überwiegen. Aus der Ferne ist es immer einfach, wenn man auf der Couch sitzt und noch nie in so einer Situation war und nie auf so einem Golfplatz bei solchen Bedingungen 33 Löcher gespielt hat. Aber es gab auch viel positives Feedback. Ich will jetzt auch nicht so negativ denken und es ist besser, wenn man sich auf das positive Feedback konzentriert.
Golf Post: in Katar wartet die nächste Chance. Kommt dir der Platz entgegen?
Max Kieffer: Vom Design her mag ich den Platz, aber ich habe da bislang nie gut gespielt. Ich habe hier immer Probleme, weil es oft sehr windig ist und es soll auch wieder sehr windig werden. Man muss auch das richtige Gefühl haben, wie die Bälle reagieren. Zudem habe ich hier immer Probleme mit dem Gras gehabt, aber es geht wieder von vorne los. Es wird eine interessante Woche.
Golf Post: Viel Erfolg dabei und vielen Dank, Max.
Das Interview führte Tobias Hennig.