Claub Kobold verkündete Mitte Januar nicht nur die neuen Mitgliederzahlen in Stuttgart, sondern stand auch Peter Marx Rede und Antwort. Der Präsident des Deutschen Golf Verbandes über die Alterstruktur der Mitglieder, Visionen für die Zukunft und das World Handicap System, das Kobolds Spielvorgabe wohl erhöhen werde.
Claus Kobold, Präsident des Deutschen Golf Verbandes im Interview
Golf Post: Der Deutsche Golf Verband hatte vor einem Jahr 642 677 Mitglieder. Ein Anstieg um 0,1 Prozent. Das klingt nach nicht viel. Trotzdem zufrieden?
Claus Kobold: In der Wirtschaft würde man sagen „eine schwarze Null“. Wir haben auf jeden Fall dem Negativ-Trend, der sich im letzten Jahr angedeutet hat, entgegengewirkt.
Das Ergebnis bedeutet auch, dass wir in Europa der mitgliederstärkste Verband sind. Der Grund dafür ist, dass die Engländer, die bisher führend waren, in den letzten zehn Jahren über 22 Prozent ihrer Mitglieder verloren haben und entsprechend hinter uns zurückgefallen sind. Andererseits bedeutet es aber, dass wir vieles richtiggemacht haben.
Golf Post: Ein Blick auf die Altersstrukturen. Werden die Golfspieler jünger?
Claus Kobold: Nicht jünger, aber weiblicher. Der Frauenanteil in der DGV-Mitgliedschaft liegt derzeit bei 37 Prozent und damit deutlich über dem europäischen Schnitt. Wir verlieren nach wie vor Jugendliche. Das ist dem tatsächlichen Leben ein geschuldeter Umstand. Das Angebot für die Jugendlichen ist sehr groß, es kommen die elektronischen Medien dazu. Dagegen versuchen wir alles einzusetzen, was uns zu Gebote steht. „Abschlag Schule“ ist ein Instrument. Wir versuchen aber auch über die sozialen Medien verstärkt an Jugendliche bzw. an junge Golfer heranzukommen.
Golf Post: Wie kann der Sport Golf für Jugendliche reizvoll werden?
Claus Kobold: Ich denke, es muss moderne Spielformen geben, z.B. auch mal Mix-Turniere oder verkürzte Turniere. Die 9-Loch-Turniere könnte noch aufpeppen, was im Biathlon funktioniert hat. Ich denke, das Fahren durch den Wald interessiert keinen so großartig. Man hat das, worauf es letztlich ankommt, das Schießen, in den Vordergrund gestellt. Beim Golf ist es vielleicht ähnlich. Das ist das, was auf dem Grün passiert oder die Annäherung zum Grün. Der lange Drive und 300 Meter laufen interessiert nachher auch keinen, sondern das Matchplay beispielsweise ist ein Format, das für Jugendliche gut sein kann. Weil da geht es Mann gegen Mann. Und niemand muss warten bis nach 17 Uhr zur Ergebnisverkündung.
Claus Kobold: "Es wird eine Sogwirkung geben"
Golf Post: Fehlen im Golfverband die Spitzensportler analog zu Tennis in früheren Jahren? Keine Vorbilder?
Claus Kobold: Natürlich ist das Thema Heros immer wichtig. Wir haben die meisten Medaillen in Europa eingesammelt. Wir haben mit Esther Henseleit jemanden, der die Order of Merit anführt. Sie ist auf dem Weg zur absoluten Weltspitze. Wir haben mit Caroline Masson eine Golferin, die 20. der Weltrangliste ist. Allerdings steht Frauengolf nicht so im Fokus wie Herrengolf. Bei den Jugendlichen, bei den Amateuren kommt viel nach. Das wird sicherlich noch zwei, drei Jahre dauern bis dann ein weiterer Mann neben Max Kieffer, neben Martin Kaymer steht. Aber sie werden kommen, davon ich überzeugt. Und dann wird es auch eine Sogwirkung geben.
Golf Post: Müssen sich die Clubs verändern, mehr zu Country Club werden und weniger zu reinen Sportclubs?
Claus Kobold: Dazu kann ich wenig sagen, weil es von Club zu Club verschieden ist. Es gibt Clubs, die haben eine gesunde Mitgliederstruktur. Da findet ein Clubleben mit vielen gesellschaftlichen Anlässen statt. Da gibt es klassische Konzerte und Kabarett-Abende und vieles mehr. Dann gibt es wieder Golf-Einrichtungen wie z.B. in Hamburg, die Golf-Range. Da wird Event-Charakter gelebt. Da geht’s um Grillen, da geht’s um bestimmte Ziel-Targets etc. Solche Sachen muss man von Fall zu Fall entscheiden. Das machen die Club-Verantwortlichen vor Ort am besten. Das wollen wir nicht vom DGV aus Wiesbaden dirigieren.
Golf Post: Vision 2030. Wo steht der Sport, die Clubs, der Verband in zehn Jahren?
Claus Kobold: Wir verbinden uns jetzt mit der Politik. Das bedeutet: Es wird einen Image-Wechsel geben, was Golf betrifft. Früher haben uns die Politiker versucht zu meiden, weil es immer hieß: „Mit denen kannst du dich nicht sehen lassen.“ Das sind die Reichen, Elitären, die Unangenehmen. Jetzt ist es so, dass wir mit unserem Produkt Golf und Natur die Politik erreichen. Die kommen jetzt auch auf uns zu und sagen: „Mensch, ihr seid ja Umweltschützer und ihr seid“, das hat Staatsekretär Baumann vom Stuttgarter Umweltministerium gesagt, „Teil der Lösung und nicht Teil des Problems.“ Und mit diesem Pfund und das perspektivisch auf die nächsten zehn Jahre gesehen, werden wir es schaffen einen Imagewandel hinzubekommen. Gerade die Jungen sind im ökologischen Bereich sehr aktiv, sie sind sehr kritisch. Und es gibt keine Sportart, die so ökologisch ist wie unsere.
Golf Post: Das ist gut für das Image, aber wird es auch neue Mitglieder bringen?
Claus Kobold: Ich denke, dass das etwas ist. Wenn ich sagen kann, ich betreibe einen Sport, der gleichzeitig nachhaltig ist und für die Umwelt förderlich ist. Dann werden es die Leute akzeptieren indem sie teilnehmen.
Golf Post: Große Clubs leisten sich Manager. Bei kleinen Clubs liegt die Last bei den Ehrenamtlichen, die oftmals überfordert sind. Kann der Verband mehr Unterstützung leisten?
Claus Kobold: Wir versuchen diese Clubs extrem zu unterstützen, indem wir im digitalen Bereich mit unserer eigenen DGV-Seite sehr stark informieren und auch bereit sind, Berater hinzuschicken. Es gibt eine Menge von Hilfestellungen, die von Seiten des DGV aus gemacht werden. Nur, es ist auch ein Thema, das von den Clubs zu wenig abgefragt wird. Wir bieten einen bunten Strauß an Möglichkeiten. Wir machen Vor-Ort-Beratung, wir schicken sogar die Leute hin und würden uns nie weigern, wenn uns jemand um Hilfe bittet da zu unterstützen. Aber es muss von den Clubs ausgehen.
"Wir leben zu sehr in dem Gedanken, dass das Handicap ein Statussymbol ist"
Golf Post: Golf und Gesundheit! Nach Golf und Natur eine weitere Kampagne. Welche Erfahrungen haben sie bereits gesammelt?
Claus Kobold: Es ist eine parallele Maßnahme. Wir haben seit zwei Jahren einen großen Fokus auf das Thema Golf und Gesundheit gelegt. Mein bestes Beispiel ist immer, es gibt keinen Fußballer, keinen Handballer, der diesen Sport mit 50 anfängt. Es gibt Golfer, die fangen mit 50, mit 60 an. Es ist keine Grenze gesetzt sich individuell zu entwickeln. Dass das auch hinsichtlich der Konzentration, der geistigen Fitness eine große Rolle spielt, ist auch wissenschaftlich nachgewiesen. Von daher ein weiteres Plus für Golf. Und für sich selbst, seinen Körper am Laufen zu halten im wahrsten Sinne des Wortes. Wir versuchen vom DGV aus, es auch werblich an den Mann, an die Frau zu bringen. Brauchen aber noch mehr Unterstützung der Clubs.
Golf Post: Der DGV-Ausweis 2020 wird zusätzlich auch in digitaler Form angeboten. Dazu kommen verschiedene Apps, beispielsweise die elektronische Scorekarte. Brauche ich jetzt das Handy auch auf dem Golfplatz?
Claus Kobold: Die neue elektronische Scorekarte wird im Laufe der nächsten Jahre eine große Bedeutung für uns alle haben. Doch die Interessen der Golfer sind vielschichtig. Es gibt viele, die sagen, ich will auf die Wiese gehen und wenn ich 90 Meter weit schlage, dann bin ich happy. Aber es gibt auch die Innovativen, die sagen, ich bin so technikaffin, für mich ist das etwas Hilfreiches. Von da her wollen wir versuchen, dem gerecht zu werden. Wir versuchen auch Turniere zu kreieren, bei dem kein Papier mehr verwendet wird. Wir verbrauchen derzeit 70 000 Scorekarten pro Turnierwochenende. Von daher wäre das sicherlich auch gut für den Umweltschutz. Golf und Natur ist ja unser Thema.
Golf Post: Ab 2021 wird auch in Deutschland das welteinheitliche Handicap eingeführt. Viele Mitglieder sorgen sich jetzt um ihr Handicap.
Claus Kobold: Ich bin das ideale Beispiel dafür. Mein Handicap wird, sobald das World-Handicap-System eingeführt ist, deutlich nach oben gehen. Dann muss ich daran arbeiten, dass ich das deutlich wieder nach unten spiele. Doch die Veränderungen haben einen anderen Hintergrund. Der deutsche Golfverband ist dafür nicht verantwortlich. Der englische und der amerikanische Verband haben die ersten Schritte dazu eingeleitet. Ziel ist es, die derzeit sechs bestehenden Handicap-Systeme zu einem einheitlichen Code zusammenzufassen. Es ist ein Handicap-Index, der vor allem über Schlagzahlen erspielt wird. Es ist hoch kompliziert, das wissen wir. Aber es wird entsprechende Apps geben, auch vom deutschen Golfverband, die das dann sofort umrechnen können.
Golf Post: Wird es deutliche Veränderungen in den Handicaps geben?
Claus Kobold: Ich denke ja. Aber ich kann den Leuten nur den Rat geben: Spielt entspannt Golf, genießt das, was ihr auf dem Platz erlebt und macht es nicht am Handicap fest. Weil, wir leben, glaube ich, zu sehr in dem Gedanken, dass das Handicap ein Statussymbol ist und davon müssen wir ganz schnell wegkommen. In keinem anderen Land wird das Handicap so gehypt wie in Deutschland.
Das Interview führte Peter Marx
Hallo Golfliebhaber,
Golf ist ein wunderschöner Sport, ich spiele ca. 9 Jahre aus Spaß an der Freud. Mittlerweile bin ich schon 80zig Jahre. Meiner Meinung nach ist der Golfsport doch sehr teuer, dass hält so manchen Interessierten Sportler vom Golfspielen ab.
Mit sportlichen Grüßen
Dr.h.c. Max-Dieter Nahr
Wenn der Verband die Jugendlichen mehr in den Vordergrund stellen möchte, frage ich ernsthaft in die Runde, warum im Dezember das Verbot für Entfernungsmesser bei vom DGV ausgetragenen Turnieren erlassen wurde. Modernität im Gebrauch mit Technik? Für mich absolut nicht nachvollziehbar!